1520 - Schöhneit, die der Satan schenkte
den Mädchen, sie sofort zu uns herüberschauten.
»Ich habe in der nächsten Stunde zu tun. Und ich habe auch gesehen, dass ihr gut geübt habt. Deshalb schlage ich vor, dass wir für heute Schluss machen.«
Es waren genau die richtigen Worte, um bei den Mädchen einen Jubelsturm auszulösen. Schnell wie Geister waren sie aus dem Proberaum verschwunden.
»Dann kommen Sie mal mit, Mr Sinclair. Wir beide werden uns sicherlich einig werden.«
»Das denke ich auch.«
Der seltsame Unterton in Alexa van Dalens Stimme war mir nicht entgangen…
***
Bill Conolly hatte das Gefühl, dass ihm Eisengewichte an den Lidern hingen, als er versuchte, die Augen zu öffnen. Als er es endlich geschafft hatte, sah er etwas Weißes vor sich, das ihn an einen dichten Nebel erinnerte, der wabernd seinen Weg fand und ihm die Sicht nahm.
Aber er wusste, in welch einer Lage er sich befand, denn er lag auf dem Rücken und spürte den harten Druck des Bodens unter sich.
Ein dumpfer Druck schien seinen Kopf sprengen zu wollen.
Bill blieb regungslos liegen. Er musste es tun, denn Arme und Beine waren ihm einfach zu schwer. Wenn er versuchte, die Arme anzuheben, gelang ihm das nicht eine Fingerbreite, dann sackten sie wieder zurück.
Der Reporter fühlte sich ausgelaugt, völlig fertig.
Er versuchte, seine Gedanken auf die nahe Vergangenheit zu konzentrieren.
Was genau war geschehen?
Er dachte nach und brachte die Geschehnisse nur mühevoll in eine Reihe. Jedenfalls war er zu vertrauensselig gewesen. Dr. Morris hatte ihm gezeigt, wie der Hase lief.
Eingeschlossen - und dann war das Gas gekommen.
Noch jetzt glaubte Bill das Zischen zu hören. Es war natürlich Einbildung, aber dieses verdammte Geräusch würde er so schnell nicht vergessen.
Noch jetzt litt er unter den Nachwirkungen des Gases und fühlte sich wie gelähmt.
Aber Bill war auch ein Kämpfer. Er wusste, dass er hier nicht tatenlos liegen bleiben konnte. Er musste sich aufraffen, auch wenn er diesen verdammten OP-Saal nicht verlassen konnte.
Bill startete einen Versuch. Er drehte sich auf die Seite, und dabei hatte er das Gefühl, das Dreifache seines Gewichts bewegen zu müssen. Es war eine Qual, bis er endlich auf dem Bauch lag und sich mit den Händen abzustützen versuchte. Aber er schaffte es nicht, den Oberkörper in die Höhe zu drücken. Er fluchte leise.
Zweimal sackte er noch bei den nächsten Versuchen wieder zusammen und hätte vor Wut heulen können.
Und trotzdem dachte er nicht daran, aufzugeben.
Dieser verbrecherische Arzt würde sich nicht damit zufrieden geben, Bill auszuschalten, er würde weitermachen, er wollte ihn töten, er wollte ihm sogar die Organe bei lebendigem Leib entnehmen. So etwas wuchs nur im Hirn eines Perversen.
Bill war wieder so weit auf dem Damm, dass er an seine Lage dachte.
Und ihm fiel auf, dass sein Handy fehlte und auch die Beretta nicht mehr vorhanden war. Also musste dieser Arzt zwischendurch bei ihm gewesen sein, und das in dieser Gashölle.
Bill musste einfach fluchen, auch wenn es in seiner Kehle schmerzte.
Ihm fiel ein, dass er nicht allein in diesem verdammten OP-Saal lag. Da gab es noch diese junge Frau, deren Namen er nicht kannte. Auch mit ihr würde Morris seine Experimente treiben.
Bill drehte sich der Wand entgegen. Er wollte einfach nicht länger wie ein fetter Käfer am Boden liegen und Morris diesen Triumph gönnen, wenn er den OP-Saal betrat.
Es war leicht, die Wand zu erreichen, und Bill presste seinen Rücken dagegen. Seine Augen konnte er zum Glück offen halten. Das Gas verursachte kein Brennen auf den Augäpfeln, und so sah er den schwachen Schleier auf dem Boden, der ihn an einen dünnen Herbstnebel erinnerte.
Es würde grausam für ihn werden, das wusste er. Aber er durfte nicht liegen bleiben. Bill musste etwas unternehmen. Er dachte dabei an die Frau auf dem OPTisch. Sie war schon bei seinem Eintritt bewusstlos gewesen, und er konnte nur hoffen, dass sie die Gasattacke überstanden hatte.
Die Wand gab ihm Halt. Bill wollte sich in die Höhe schieben, und eigentlich hätte sich ein Gefesselter so bewegt. Doch Bill war nicht gefesselt, er fühlte sich nur so.
Und er kam hoch. Es kostete ihn eine wahnsinnige Mühe. Die Arme als Hilfe zu benutzen war ihm nicht möglich, und seine Beine zitterten, als wären sie mit Pudding gefüllt.
Bills Mund stand offen. Sein Atmen hörte sich an wie eine Mischung aus Keuchen und Röcheln. Dann rutschte der Reporter wieder zurück. Die Beine hatten sein
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