1523 - Das Projekt
begegnet. Nimm vier oder fünf davon, laß sie hier los, und alles, was ihr hier aufgebaut habt, ist im Eimer."
Das stimmte Nikki nachdenklich. An eine solche Möglichkeit hatte sie bis jetzt noch nicht gedacht. „Was, meinst du, sollten wir tun?" fragte sie. „Ich bin zur Zeit beschäftigungslos", antwortete Loydel. „Ich greife mir ein paar Mann von der TABATINGA und fliege die Berge rings um den Talkessel ab. Die Crocobufs werden abgeschossen. Vielleicht gelingt es lins, ihnen wenigstens einen Teil des Verständnisses, das Ruddy so bewundert hat, wieder einzubleuen."
Nikki überlegte kurz. Dann nickte sie. „Einverstanden. Aber sprich die Sache vorher mit Moses Shelman oder Ruddy McInerny ab. Wir können nicht einfach hierherkommen und den Quordanern die halbe Tierwelt abschießen."
Am Abend des zweiten Tages hatten die Arbeiten am Steuerelement einen Stand erreicht, der nach Nikki Frickels Terminplan erst nach anderthalb Wochen fällig gewesen wäre. Nikki sprach Tashu Morela ihr unverhohlenes Lob aus. Wer Nikki kannte, die selbst mit Lob nichts anzufangen wußte, dafür aber auch selbst fast nie Anerkennung verteilte, der wußte, daß es sich hier um einen nahezu einmaligen Vorgang handelte. Es war aber in der Tat so, daß Tashu und ihre Fachkräfte hervorragende Arbeit geleistet hatten. Die distribuierten Pikocomputersysteme waren vollzählig installiert. Die Mannschaften der TABATINGA und LORETO brauchten nur noch die Verbindungen mit den Steuerrechnern zu justieren.
Der unerwartet rasche Fortschritt wurde mit terranischem Wein gefeiert. Ruddy McInerny und Moses Shelman hatten sich eingefunden. Tashu Morela war ebenfalls zugegen. Das Gespräch ging um den Fortschritt des Projekts UBI ES. Nikki Frickel hatte am späten Nachmittag über Fernfunkrelais Verbindung mit der Erde gehabt und erfahren, daß die Einrichtung der Steuerelemente überall zügig voranschreite. „Mit eurer Hilfe werde ich allerdings jeden anderen Termin schlagen", erklärte sie lächelnd. „Das Element Quorda, das wage ich zu garantierten, nimmt als erstes den Betrieb auf."
„Könnt ihr von hier aus feststellen, ob das System auch in der gewünschten Weise funktioniert?" erkundigte sich Moses Shelman. „Im Grunde genommen ja", antwortete Nikki. „Aber wir sind vorsichtige Zeitgenossen. Sobald das System eingerichtet, ausgetestet und in Betrieb ist, werden unsere beiden Raumschiffe das Kontrollgebiet abfliegen und einzelne Satelliten stichprobenweise untersuchen - dreißig oder vierzig, haben meine Statistiker vorgeschlagen.
Wenn die alle in Ordnung sind, dann wissen wir mit ausreichender Sicherheit, daß das ganze System funktioniert, wenigstens soweit es von Quorda aus gesteuert wird."
Sie tranken. Es war ein Imbiß bereitgestellt worden, dem Nikkis Gäste gerne zusprachen. Es mangelte den quordanischen Wissenschaftlern zwar nicht an finanziellen Mitteln, aber Delikatessen von der Erde hatten sie schon seit langem nicht mehr zu schmecken bekommen. „Was ist eigentlich aus Loydel Shvartz geworden?" fragte Ruddy McInerny plötzlich.
Nikki sah ihn verwundert an. „Was soll aus ihm geworden sein?"
„Hat er Crocobufs gefunden? Er rief mich heute nachmittag an und wollte wissen, ob wir etwas dagegen hätten, daß er mit ein paar Leuten auf Crocobuf Jagd geht."
„O mein Himmel, das hatte ich ganz vergessen!" rief Nikki. „Er muß noch unterwegs sein, sonst hätte er sich längst gemeldet. Du hast ihm Erlaubnis gegeben?"
„Ich habe keine Erlaubnis zu geben", wehrte Ruddy McInerny ab. „Ich habe ihm erklärt, wir hätten nichts gegen sein Vorhaben einzuwenden. Es dient schließlich auch unserem Interesse. Uns liegt nichts daran, noch einmal mit den Crocobufs zu tun zu haben."
Der Türmelder summte. Ahnungsvoll murmelte Nikki Frickel „Wenn man vom Teufel spricht ...", und gab dem Servo den Auftrag, die Tür zu öffnen.
Tatsächlich war es Loydel Shvartz, der eintrat. Er sah den Wein in den glitzernden Bechern, und augenblicklich erhellte sich seine bis dahin mürrische Miene. „Gerade rechtzeitig gekommen, wie?" rief er fröhlich. „Ja, danke, ich nehme auch so einen."
„Erst wenn du mir die Tatze eines erlegten Crocobufs präsentierst", sagte Nikki Frickel.
Da wich schlagartig aller Frohsinn aus Loydels Gesicht. „Wir haben keinen gefunden", erklärte er mit düsterer Stimme. „Wir haben die Berge von vorne bis hinten durchsucht. Spuren gab es. Soweit wir erkennen konnten, führten die frischesten durch die
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