1526 - Mirandas Schutzengel
abzusprechen brauchen.
Jeder tat, was er tun musste.
Suko zielte auf das Killerwesen, das noch mit bluttriefender Klaue neben der Leiche stand.
Ich hatte meine Waffe gegen den Kopf des Anführers gerichtet und bedrohte damit auch den noch lebenden Glatzkopf, weil dieser dicht bei ihm stand.
Es wäre nicht nötig gewesen. Keiner hätte eingegriffen, weil es niemand konnte. Der Tod des einen Gangsters war auch für seine Freunde ein Schock fürs Leben gewesen.
Zum ersten Mal sahen wir die Gestalten aus der Nähe. Es waren Skelette, aber sie konnte man keinesfalls als normal ansehen, weil sich um ihre Knochen herum so etwas wie eine schleimige Schutzhaut gebildet hatte, sodass mir der Vergleich mit einem Ghoul nicht aus dem Kopf wollte.
Aber mit echten Ghouls - Leichenfressern - hatte ich es auch nicht zu tun, denn sie bestanden nur aus Schleim und Mäulern. Diese hier hatten Knochenarme, die in tödlichen Krallenhänden ausliefen.
Niemand sprach. Nur heftiges Atmen war zu hören. Und auch Miranda lachte nicht mehr.
Ich dachte daran, wie kaltschnäuzig sie den Tod dieses Mannes hingenommen hatte, und sie würde mir einiges erklären müssen.
Zunächst aber mussten wir die Szene bereinigen, denn noch immer standen die drei Monster wie auf dem Sprung.
Ich schwenkte meine Beretta leicht zur Seite. Jetzt zielte ich auf den Killer.
»Das schaffen Sie nicht!«
Ich kümmerte mich nicht um Mirandas Geschrei. Aus nächster Nähe jagte ich der Gestalt eine geweihte Silberkugel in den hässlichen Knochenschädel.
Diesmal dämpfte nichts das Schussgeräusch. Die Kugel jagte in die Stirn, und der Schädel bekam die Magie des geweihten Geschosses in aller Härte zu spüren.
Er flog nicht normal auseinander. Er strahlte für einen Moment nur auf, und wir hatten das Gefühl, eine besonders starke Wunderkerze zu erleben, die nach allen Seiten sprühte.
Der teuflische Schutzengel brach zusammen. Die Mischung aus Knochen und Schleim fiel ineinander, und mir schoss der Gedanke durch den Kopf, dass es doch nur dämonische Helfer waren, sonst hätte die Kugel nicht solch einen Erfolg gehabt.
Miranda schrie.
Sie hatte auf ihre Schutzengel gesetzt. Jetzt wusste sie, dass auch sie nicht allmächtig waren.
Obwohl ich meine Waffe noch in der Hand hielt, griff sie mich an.
»Mörder!«, brüllte sie und stürzte sich auf mich…
***
Es war immer gut, wenn man in bestimmten Situationen einen Partner hat, auf den man sich verlassen kann. So war es auch bei uns. Bisher hatte Suko nicht eingegriffen, weil er sich auf die beiden Skelettgestalten konzentrieren musste.
Jetzt nicht mehr.
Auch er hatte seine Waffe gezogen, und er bewies in den folgenden Sekunden, wie gut und zielsicher er schießen konnte.
Zwei Kugeln reichten aus.
Beide Male wurden die Köpfe der Schutzengel getroffen. Auch hier passierte das Gleiche.
Die Köpfe platzten auseinander. Die Körper fielen in sich zusammen und sanken zu Boden.
Die dämonische Gefahr war gebannt. Aber es gab noch andere Unwägbarkeiten, und das waren die beiden Mafiosi.
Suko fuhr herum. Er wollte sie in Schach halten, denn Sekunden zuvor hatten sie ihre Starre überwunden.
Sie taten etwas, was bei ihnen nicht oft vorkam. Sie flohen mit langen Schritten in die dichter gewordene Dunkelheit hinein, sodass Suko bei seiner Drehung nur noch ihre Rücken vor sich sah. Er feuerte nicht hinter ihnen her und ließ die Waffe sinken.
Jetzt war erst Mal nur eine Person wichtig.
Miranda Zanussi, und um die würde sich John Sinclair kümmern…
***
So hatte ich auch gedacht. Ich sah keine Waffe in der Hand der Frau, die Kurs auf mich nahm. Ich schoss auch nicht. Ich wollte sie nur stoppen und auch einen direkten Aufprall vermeiden, und so tauchte ich zur Seite weg. Einen Arm hielt ich dabei ausgestreckt, um sie abzufangen.
Ich hörte auch die Schüsse, hatte aber keine Zeit, mich darum zu kümmern. Miranda war der springende Punkt.
Nur über sie kamen wir der Lösung des Falles näher.
Ich wollte sie mit einem Arm abfangen. Sie federte auch dagegen, aber ich hatte mich verrechnet. So einfach ließ sich die blonde Frau nicht stoppen. Zwar rannte sie nicht mehr weiter, aber sie drehte sich nach rechts und schlug zu.
Es war ihr Ellbogen, der mich am Kopf erwischte. So wie ich musste sich ein Fußballer fühlen, wenn er auf solch brutale Art und Weise gestoppt wurde. Dafür gab es bei vielen Spielen die rote Karte. Die bekam sie zwar nicht, aber ich war schon benommen und verlor auch die
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