1526 - Mirandas Schutzengel
Übersicht.
Ich taumelte zur Seite. Vor meinen Augen blitzten die berühmten Sterne, dann trat ich noch falsch auf und landete im weichen Gras.
Ich fiel nicht richtig hin, weil ich mich noch hatte abstützen können, aber ich war schon ziemlich von der Rolle und rappelte mich nur langsam wieder hoch.
Noch schwankte die Umgebung vor meinen Augen. Sie kam mir vor wie ein dunkles Bühnenbild, auf dem nur allmählich und der Reihe nach die Akteure erschienen.
Dann war es Suko, der zu mir kam und mich stützte.
»Was war denn los, John?«
»Frag mich lieber nicht. Ich habe es vermasselt. Lauf ihr nach, schnell. Ich habe ein Problem damit.«
»Okay.«
»Du kennst die Richtung?«
»Ja.«
»Dann hol sie her.«
Es war schon fast zu viel gesagt worden, denn die Zeit blieb nicht stehen. Ich bog meinen Rücken durch und presste beide Hände seitlich gegen den Kopf. Dabei holte ich saugend Luft und ärgerte mich über die Schmerzen im Kopf.
Ich hatte diese Frau unterschätzt, das war es. Da konnte man noch so alt werden und noch so viel erlebt haben. Ich hatte Miranda Zanussi einfach nicht richtig auf der Rechnung gehabt.
Das ärgerte mich, aber das brachte mir auch nichts ein. Ich konnte nur auf Suko hoffen.
Er kehrte noch nicht zurück. Stattdessen sah ich einen anderen Mann auf mich zukommen.
Es war Bruno Zanussi, der Besitzer des Restaurants. Er ging langsam, und seine Haltung ließ darauf schließen, dass er jeden Augenblick bereit war, wieder zu verschwinden.
Er konnte nicht. Er fühlte sich wohl von meinem Blick gebannt. Bewegungslos stand er vor mir, und nur seine schnappenden Atemgeräusche waren zu hören.
Ich rieb die getroffene Stelle an meinem Kopf und sprach Zanussi an.
»Ich denke, dass wir noch einiges zu besprechen haben.«
Er hob nur die Schultern. Dann starrte er den Toten an und auch die Reste, die von den seltsamen Schutzengeln zurückgeblieben waren.
»Ich habe nicht alles gesehen, aber was ich sah, reicht mir. Können Sie können Sie mir eine Erklärung geben?«
»Nein, das kann ich nicht. Aber wir werden uns wohl intensiver unterhalten müssen. Nicht über die Lebenden, sondern auch über die Toten.«
»Wieso?«
»Über Ihre verstorbene Schwester zum Beispiel.«
»Was hat sie denn damit zu tun?«
»Darüber werden wir uns unterhalten. Aber Ihre Nichte ist wichtig, sehr sogar.«
»Warum?«
»Es geht darum, dass Sie mit Mächten in Verbindung steht, die ich nicht einfach ignorieren kann.«
»Was meinen Sie damit?«
»Die Schutzengel da…« Ich wies auf die Reste der drei Monster.
»Ja, ja…«, murmelte er und warf einen scheuen Blick darauf. »Da haben Sie schon recht - aber ich weiß nicht, was ich damit zu tun haben soll. Ich bin wie vor den Kopf geschlagen.«
»Kann ich mir denken. Aber darüber werden wir noch reden. Und das sehr intensiv.«
»Ich glaube nicht, dass ich Ihnen helfen kann.«
»Warten wir es ab. Sie bleiben jedenfalls in meiner Nähe. Alles andere werden wir unter uns regeln.«
Mit dem »Regeln« fing ich schon mal an. Ich konnte den toten Mafioso nicht einfach hier liegen lassen. Aber es musste auch keine große Untersuchung des Schauplatzes durchgeführt werden. Deshalb rief ich die Kollegen an, damit sie erschienen und den Toten abholten. Zum Glück reichten meine Kompetenzen aus, um so etwas in die Wege leiten zu können.
Dann kehrte Suko zurück. Allein, und das war nicht eben ein Pluspunkt auf unserer Rechnung.
»Soll ich dir eine Frage stellen?«
»Lieber nicht.«
»Was ist denn los?«, fragte Bruno Zanussi.
»Ihre Nichte ist mir entkommen. Könnten Sie mir vielleicht sagen, wohin sie geflohen sein könnte?«
»Nein, das kann ich nicht.«
»Wo wohnt sie?«
»Über dem Restaurant.«
»Aha.«
Ich mischte mich ein. »Glaubst du, dass wir sie dort antreffen werden?«
»Wahrscheinlich nicht, John.«
»Wir schauen trotzdem nach. Das heißt, Mr Zanussi und ich. Dich möchte ich bitten, hier zu bleiben. Ich habe die Kollegen alarmiert, die kommen, um die Leiche des Mafioso abzuholen.«
»Wo finde ich dich?«
»Im Haus.« Ich wandte mich an Bruno Zanussi. »Was haben Ihre Gäste von den Vorfällen mitbekommen?«
»Nichts, denke ich. Da waren wohl Schüsse, aber man hat sich nicht darum gekümmert. Es ist auch besser so.«
»Okay.«
Zwischen Suko und mir war alles klar. Ich setzte auf den Wirt, der mir hoffentlich mehr sagen konnte, sodass mir die Hintergründe ein wenig klarer wurden…
***
Es war keine große Wohnung, die der jungen
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