1526 - Mirandas Schutzengel
musste eine Entscheidung fallen. So dachte auch der Besitzer. Er stand neben Miranda und sah aus wie jemand, der jeden Augenblick zusammenbrechen oder wegrennen konnte. Bis Miranda nickte.
»Si, Dino«, sagte sie und lächelte dabei. »Ich habe mich entschlossen. Ich werde mit euch sprechen. Aber draußen, wenn möglich. Es gibt hier zu viele Ohren.«
»Gut. Das verstehe ich.« Dino nickte. »Ich wusste ja, dass du vernünftig bist.«
»Dann lasst uns gehen. Wir nehmen den Ausgang durch den Wintergarten.«
»Warum?«
»Ich möchte in Ruhe mit euch verhandeln.«
»Auch das kannst du haben.«
Es musste nichts mehr gesagt werden. Miranda machte den Anfang.
Eine kurze Drehung reichte aus, und wie gehorsame Schafe trotteten die drei Mafiosi hinterher.
Der Weg, den sie einschlugen, führte auch an mir vorbei. Ich hätte sie anfassen können. Davor hütete ich mich. Dafür fing ich einen Blick der Frau auf, der mir zu denken gab.
Auch die Mafiosi passierten mich. Ich sah, dass sie verdammt auf der Hut waren. Ihre scharfen Blicke bohrten sich in den Rücken der blondhaarigen Frau, und ich hätte gern gewusst, welche Gedanken sich hinter ihren Stirnen abspielten.
Keiner von ihnen beachtete mich.
Mein Freund und Kollege setzte sich sofort in Bewegung, kaum dass die drei Mafiosi verschwunden waren.
»Und?«
Ich wusste, welche Antwort Suko hören wollte.
»Miranda hat richtig reagiert. Ich hatte schon befürchtet, dass es hier im Lokal zur Auseinandersetzung kommen würde. Nun ja, das wird sich jetzt draußen abspielen.«
»Für wie stark hältst du sie?«
»Für nicht besonders stark.«
»Was? Sie…«
»Lass mich ausreden. Ich denke nur an sie. Wenn jedoch ihre Helfer erscheinen, kann es zu einem Blutbad kommen.«
»Genau das habe ich auch gedacht.«
Es gab zwischen uns nichts mehr zu diskutieren. Die Musik spielte draußen, und wir mussten vermeiden, dass der Teufel dabei den Ton angab…
***
Miranda fühlte sich gut, sehr gut sogar. Sie ging aufrecht, und wieder hätte der Vergleich mit einer stolzen Königin oder Herrscherin gepasst.
Niemand würde ihr in die Quere kommen, der Weg war frei, und so konnte sie sich in Ruhe mit den drei Gangstern unterhalten, und auf diese Unterhaltung war sie gespannt.
Im Prinzip wunderte sie sich darüber, dass dieses Trio erschienen war.
Die drei Männer hätten eigentlich gewarnt sein müssen durch den Tod ihrer beiden Kumpane. Das waren sie anscheinend nicht.
Miranda kannte die Mafiosi. Sie gehörten zu den Typen, die sich für unantastbar hielten. Sie fühlten sich als die Größten, denn sie vertrauten auf die Organisation, die hinter ihnen stand.
Die Luft war kühler geworden. Dicke Wolken trieben über den Himmel.
Die Stimmen aus dem Restaurant waren verstummt. Im Moment fuhr auch kein Zug über den Damm.
Dino ging neben Miranda her. Die beiden Glatzköpfe bildeten die Nachhut.
»Wo willst du noch hin?«, fragte Dino.
»Wir sind gleich da.«
»Willst du zum Damm?«
»Fast.«
Miranda ging schneller. Es blieb den Männern nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
Sie konnte das Lächeln nicht verkneifen, denn bereits jetzt stand für sie fest, dass sie allein die Siegerin in diesem gefährlichen Spiel war. Sie hatte es geschafft, die Typen ins Freie zu locken, und hier würde es zu einer Entscheidung kommen.
Dort, wo einige Sträucher wuchsen, blieb Miranda stehen und drehte sich noch in der letzten Bewegung um.
So schaute sie den drei Männern entgegen und auch an ihnen vorbei auf die Rückseite des Lokals. So weit sie erkennen konnte, war ihnen niemand gefolgt.
»Alles klar?«, fragte sie.
Dino nickte. »Von uns aus schon. Wir haben dir den Gefallen getan. Wir haben es aus Rücksicht auf deine Mutter getan, denn sie hat sich immer kooperativ uns gegenüber gezeigt.«
»Möglich.«
Dino grinste und zeigte ein paar Goldzähne. »Es ist nicht nur möglich, es trifft auch zu.«
»Ich höre.«
»Du hast hier ein schönes Restaurant, wirklich. Guter Umsatz, und du bist auch ein guter Patron. Wir wollen gern, dass es so bleibt. Und damit sich nichts ändert, musst du auch etwas tun. Du weißt selbst wie schlecht die Welt ist. Man kann nie vorsichtig und wachsam genug sein. Das ist nun mal so im Leben.«
»Und was habt ihr damit zu tun?« Miranda tat naiv.
»Wir sorgen dafür, dass es so bleibt. Du kannst deinen Onkel fragen. Es hat bisher nie Ärger für ihn gegeben, und deine Mutter, die wir alle sehr gemocht haben, spielte ebenfalls
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