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1526 - Mirandas Schutzengel

1526 - Mirandas Schutzengel

Titel: 1526 - Mirandas Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zanussi.«
    Plötzlich war sein Mund verschlossen.
    »Gab es da nichts?«
    »Doch, das schon.«
    »Aber?«
    Er hob die Schultern. Seinem Gesichtsausdruck entnahm ich, dass es ihm unangenehm war, darüber zu reden.
    »Bitte, es ist wichtig.«
    Der Wirt nickte. »Ich bin der Meinung, dass sie ein sehr privates Leben geführt hat.«
    »Gab es Hobbys?«
    Er leckte über seine Lippen. »Nicht in dem Sinne, wie Sie vielleicht annehmen.«
    »Was nehme ich denn an?«
    »So etwas wie Sammeln. Alte Tassen, Teller oder Gläser. Das meine ich nicht damit.«
    »Dann gab es etwas anderes?«
    »Ja, ganz sicher. In ihrer Freizeit hat sie sich mit okkulten Dingen beschäftigt.«
    »Das klingt schon mal gut. Können Sie mir das näher erläutern?«
    »Nicht direkt. Ich weiß nur, dass sie einer Gruppe angehört hat, die etwas seltsam war.«
    »Wie seltsam?«
    »Sie hat wenig darüber gesprochen, Mr Sinclair. Nur einmal, vielleicht auch ein zweites Mal, hat sie sich geöffnet.«.
    »Was sagte sie?« Ich ärgerte mich schon, dass ich ihm die Antworten wie Würmer aus der Nase ziehen musste.
    »Ich konnte damit nichts anfangen. Ich habe meinen Glauben, und damit hat es sich. Sie hat sich einer Gruppe angeschlossen. Es war die Gruppe der Unheiligen.«
    »Wie?«
    »Ja, so nannten sich die Leute. Die Unheiligen. Aber fragen Sie mich nicht weiter. Ich kenne keinen davon. Ich weiß auch nicht, ob es nur Frauen sind oder auch Männer. Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Ich weiß nur, dass sie damit Kontakt hatte.«
    »Und Sie haben Elisa niemals darauf angesprochen? Sie oder Ihre Nichte?«
    »Was Miranda getan hat, weiß ich nicht. Als ich davon hörte, habe ich es zumindest versucht.«
    »Und weiter?«
    »Ich biss auf Granit. Sie hat mir so gut wie nichts gesagt. Sie meinte, dass es nichts für mich wäre, sondern nur für Menschen, die sich auf das vorbereiten, was nach dem Tod geschieht. Und das war nicht im religiösen Sinne gemeint.«
    »Dann ist sie den gegenteiligen Weg gegangen, nehme ich mal an. Nicht heilig, sondern unheilig.«
    »Das kann sein.«
    Ich hatte zwar Neuigkeiten erfahren, ging aber auch davon aus, dass ich mit ihnen nicht viel anfangen konnte. Ich musste mehr wissen und fragte Zanussi, ob seine Schwester auch hier gewohnt hatte.
    »Ja, sie ist sogar hier gestorben.«
    »Kann ich ihr Zimmer sehen?«
    »Bitte, dagegen habe ich nichts. Aber was wollen Sie dort? Ich glaube nicht, dass es Unterlagen gibt, die Ihnen weiterhelfen können.«
    »Trotzdem, Mr Zanussi. Es müssen ja nicht unbedingt nur Unterlagen sein.«
    »Wie Sie wollen.«
    Wir verließen den Raum und gingen über den Flur mit den rot gestrichenen Holzdielen. Ein dünner Teppich dämpfte unsere Schrittgeräusche.
    Das Zimmer lag am Ende des Flurs. Es war abgeschlossen, doch der Schlüssel lag unter der Fußmatte.
    Bruno Zanussi schloss auf.
    »Bitte, Mr Sinclair.«
    Wieder betrat ich zuerst den fremden Raum, dessen Einrichtung sehr schlicht war. Mein Blick fiel auf das Bett, in dem die Frau gestorben war, und ich übersah auch nicht den für das Zimmer zu großen Kleiderschrank, vor dem ich stehen blieb.
    »Mehr Räume hat sie nicht gehabt?«
    »Doch«, erwiderte der Mann nickend. »Es gibt da noch ein Bad. Wenn sie wollte, hat sie sich bei meiner Frau und mir aufgehalten und mal in die Glotze geschaut. Das war aber auch alles. In der Regel hat sie immer sehr lange gearbeitet. Sie hatte ja kaum ein Privatleben.«
    »Bis auf diese Unheiligen.«
    »Ja, das stimmt wohl.«
    »Darf ich den Schrank öffnen?«
    »Bitte sehr.«
    Ich zog die beiden Türen auf. Hier sah ich, dass es sich um das typische Zimmer einer Frau handelte, denn auf einer Kleiderstange hingen dicht an dicht die Bügel mit Kleidern, Blusen und Röcken.
    Ich hatte zwar nicht viel Ahnung von Mode, aber wenn ich mir die Sachen so anschaute, waren sie doch recht alt. Irgendwelche Dinge, die auf diesen seltsamen Club der Unheiligen hinwiesen, fand ich nicht.
    Dabei hätte ich gern einige Mitglieder kennen gelernt.
    Aber der Schrank und das Bett waren nicht die einzigen Möbelstücke im Zimmer. Es gab da noch eine Vitrine mit einer breiten Schublade, die ich aufzog. Da sie klemmte, ließ sie sich erst beim dritten Versuch öffnen.
    »Die habe ich noch nie offen gesehen«, sagte der Wirt.
    »Es gibt sogar noch eine darüber.«
    Zuerst schaute ich in die offene Lade. Dort lag ebenfalls Kleidung. Alte Tücher und Handschuhe. Ich nahm ein paar Tücher hoch und entdeckte ein dickes Bündel Geldscheine.

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