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1528 - Metamorphosen des Geistes

Titel: 1528 - Metamorphosen des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Schwierigkeit, denn wie in jedem Paradies, so gab es auch hier einen dunklen Punkt.
    Das waren die Paschas.
     
    *
     
    Es waren die Anführer der Sippen, die die Entwicklung der Punamer bremsten - jedenfalls jetzt noch. Es konnte jedoch nicht mehr lange dauern, bis sie damit aufhörten. Dann würde die ganze Situation kippen und sich ins entgegengesetzte Extrem verkehren.
    Die Paschas würden ihre Sippen in die Revierkämpfe miteinbeziehen. Und damit würden sie eine Entwicklung in Gang setzen, die über kurz oder lang zum Untergang ihres Volkes führen mußte.
    Bei den Punamern machte sich ein Effekt bemerkbar, den man recht häufig bei vegetarisch lebenden Intelligenzen auf einer so primitiven Entwicklungsstufe beobachtete - wobei Dancing Tree das Wort „primitiv" nur sehr ungern gebrauchte.
    Die Paschas - und das galt für alle männlichen Punamer - litten an einem chronischen Mangel an Selbstbestätigung. Nach der aber verlangte es sie in immer stärkerem Maß, denn das Streben nach Erfolgserlebnissen der höheren Art gehört zum Wesen dessen, was man gemeinhin als Intelligenz bezeichnet.
    Bei Gemischtköstlern war es meistens die Jagd, die dafür herhalten mußte. Sie war häufig eine männliche Domäne, weil die weiblichen Mitglieder der Sippe mit der Aufzucht der Kinder weitgehend ausgelastet waren, während die Männchen mehr oder weniger untätig herumsaßen und sich überflüssig fühlten. Die Jagd bot ihnen die Möglichkeit, die leere Zeit auszufüllen und dabei etwas zum Wohl der Sippe und für ihr eigenes Ego zu tun.
    Gleichzeitig war die Jagd ein auslösender Faktor für den Beginn erster handwerklicher und technischer Entwicklungen.
    Bei den Punamern war dieser Komplex von der Natur selbst ersatzlos aus dem Programm der Verhaltensweisen gestrichen worden.
    Die Natur hatte es so eingerichtet, daß die Punamer-Frauen bei der Aufzucht der Kinder ohne männliche Hilfe auskamen. Die Kleinen wuchsen geborgen im Bauchbeutel ihrer Mütter heran und brauchten keine väterliche Fürsorge. Wenn sie den Beutel endgültig verließen, waren sie bereits so selbständig, daß sie bei den Männern keine Beschützerinstinkte mehr auslösen konnten.
    Ein Minimum an Rücksichtnahme erfuhren allein die weiblichen Kinder. Die männliche Nachkommenschaft dagegen mußte von Anfang an auf der Hut sein und hatte - da die Nahrungssuche denkbar einfach war und nur sehr wenig Zeit in Anspruch nahm - nur eines zu üben: den Kampf gegen alle anderen Männer.
    Die erwachsenen Punamer waren strenge Vegetarier. Nur die Kinder nahmen zu einer bestimmten Zeit ihrer Entwicklung geringe Mengen von tierischem Eiweiß zu sich. Man konnte häufig weibliche Punamer beobachten, die mit Stöcken und spitzen Steinen hantierten. Sie holten mit diesen Werkzeugen allerlei kleines Getier aus diversen Verstecken hervor. Die Beute wurde jeweils sofort an die neugierig aus dem Bauchbeutel hervorschauenden Kinder verfüttert.
    Natürlich war der Gebrauch von Werkzeugen, für sich allein genommen, noch längst kein eindeutiges Indiz für das Vorhandensein von Intelligenz. Es war äußerst schwierig, den Begriff „Intelligenz" überhaupt eindeutig zu definieren - vor allem dann, wenn es um Wesen wie die Punamer ging, die nicht mit so offenkundigen Beweisen wie zum Beispiel Speeren oder Steinbeilen aufwarten konnten.
    Was wiederum damit zu tun hatte, daß man weder Steinbeile noch Speere brauchte, um eine friedlich im Blattwerk eines Baumes hängende Frucht zu erlegen.
    Aber es gab selbstverständlich gewisse Kriterien.
    Dancing Tree hatte in den Verhaltensweisen der Punamer mehrere sehr deutliche Ansätze gefunden. Diese Wesen hatten die Übergangsphase längst hinter sich gelassen. Ihre Entwicklung schien sogar mit überdurchschnittlicher Geschwindigkeit voranzuschreiten.
    Wenn die Paschas dazu übergingen, ihre Sippen in die Revierkämpfe miteinzubeziehen - und es gab sichere Anzeichen dafür, daß sie das schon sehr bald tun würden -, dann würde sich die Findigkeit der weiblichen Punamer auf ein ganz neues Ziel richten.
    Sie würden größere Stöcke benutzen.
    Dann würden sie bessere Waffen erfinden.
    Und am Ende würde das Volk der Punamer in Kampf und Krieg untergehen.
    Dancing Tree haßte den Gedanken, sich in die Belange von Wesen einzumischen, die gerade erst die ersten tastenden Schritte in Richtung Intelligenz unternahmen. Aber im Fall der Punamer mußte er sich wohl oder übel fragen, ob eine befristete Einmischung jetzt, an diesem

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