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1528 - Metamorphosen des Geistes

Titel: 1528 - Metamorphosen des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einiger Zeit nahm Dancing Tree die kleine Punamerin auf den Arm und machte sich auf den Rückweg zur Lichtung. Die Lust zum Schwimmen war ihm für heute vergangen, und Ivys Trainingsprogramm war nicht so straff konzipiert, daß es keine Abweichungen erlaubt hätte.
    Im Augenblick interessierte den Terraner nur eines: Er mußte herausfinden, was mit Xan geschehen war.
     
    *
     
    Auf der Lichtung bot sich auf den ersten Blick das gewohnte Bild. Die Punamer saßen an den Tischen, fraßen sich voll und bemühten sich nur sehr selten, wenigstens den Schein zu wahren, indem sie gelegentlich eines der Testprogramme durcheinanderwarfen.
    Hier und da flammten die üblichen Streitereien auf, aber im großen und ganzen blieb es ruhig.
    Es war eine ungewohnte Ruhe.
    Erst auf den zweiten Blick entdeckte Dancing Tree die Ursache dafür - denjenigen, der diese seltsame Stimmung verbreitete.
    Auf dem Vordach des Stationsgebäudes kauerte Xan, düster und drohend, regungslos wie ein bösartiger Götze, der mit langen Blicken seine Untertanen musterte.
    Dancing Tree blieb am Rand der Lichtung stehen und betrachtete diese seltsame Szenerie.
    Er stellte fest, daß kein einziges Mitglied des Teams im Freien war.
    Xan hatte noch nie dort auf dem Dach gesessen. Er pflegte sich auf einem der Tische niederzulassen, sämtliches Testmaterial aus seiner Reichweite zu entfernen und sich mit Süßigkeiten vollzustopfen. Und wehe, wenn der Nachschub ins Stocken geriet! Dann bekam er einen Wutanfall, und es dauerte jedesmal Stunden, bis die anderen Punamer sich wieder von den Bäumen herunterwagten.
    Was wollte der Bursche da oben?
    Warum fraß er nicht, wie er es sonst immer getan hatte?
    Ivy zog an Dancing Trees,Hals. Sie wollte nicht auf die Lichtung hinaus. Der Schreck von vorhin steckte ihr noch in den Knochen. „Ganz ruhig!" sagte Dancing Tree leise. „Nur nicht aufregen, mein Kleines! Er wird uns nichts tun."
    Ivy war davon noch nicht ganz überzeugt.
    Dancing Tree hielt vorsichtshalber ihre Hände fest, damit sie ihm nicht gerade im unpassendsten Moment davonlief.
    Er ging langsam auf die Station zu.
    Dabei behielt er Xan im Auge, vermied es aber gleichzeitig, ihn mit den Blicken zu fixieren, denn er wußte, daß der Pascha das nicht mochte.
    Und die ganze Zeit hindurch fragte er sich, was Xan tun würde.
    Noch zwei Schritte, und er war ihm so nahe, daß der Punamer ihn berühren konnte. Xan brauchte sich dazu nur ein wenig vorzubeugen und die Hand auszustrecken.
    Ivys Arme drückten Dancing Tree fast die Luft ab. Trotzdem blieb er stehen und blickte zu dem Pascha hinauf.
    Xan blickte zurück.
    Zum zweitenmal an diesem Tage sahen sie einander in die Augen - mehrere Sekunden lang.
    Dann senkte Xan die Augenlider.
    Ganz langsam tat er das, genau wie vorhin im Wald.
    Ein Zeichen?
    Aber doch nicht von Xan!
    Dessen Gesten bedeuteten für jeden Nicht-Punamer nur eines: Geh mir aus dem Weg, oder ich breche dir die Knochen!
    Trotzdem - Dancing Tree war fest davon überzeugt, daß der Pascha sich sehr genau an diese unerwartete Begegnung erinnerte.
    Xan würde ihm nichts tun. Aus irgendeinem Grunde hatte der Punamer beschlossen, Dancing Tree zu respektieren und in Ruhe zu lassen. Der Terraner war bereit, das damit verbundene Risiko einzugehen.
    Er tat die letzten Schritte.
    Xans grobe Fingerspitzen ragten über den Rand des Daches, so nahe, daß Dancing Tree die hornigen Schwielen unter den Nägeln erkennen konnte. Ivy klammerte sich so fest an ihn, daß es weh tat, aber sie gab keinen Laut von sich.
    Dann war er unter dem Vordach, und vor ihm öffnete sich die Tür.
     
    *
     
    „Was ist mit ihm los?" fragte Lena Grispin aufgeregt. „Was ist denn nur passiert? Was geht hier vor?"
    Dancing Tree konnte nicht antworten - nicht bevor er Ivys Hände von seinem Hals gelöst hatte.
    Die kleine Punamerin war vor Angst wie erstarrt. Nur mit Mühe bekam der Terraner sie von seinen Schultern herunter. Er gab ihr einen Keks, aber sie war zu aufgeregt, um zu essen. „Wann ist er auf die Lichtung gekommen?" fragte er. „Vor einer knappen Stunde. Stell dir das vor: Er hat nichts gegessen! Er hat auch nicht herumgetobt. Er hat drüben am Waldrand gestanden und die anderen beobachtet. Das ging eine ganze Weile so. Es war unheimlich.
    Ich habe ihn noch nie so gesehen. Plötzlich ist er aufs Dach geklettert, und dann haben wir dich kommen sehen."
    Also war es tatsächlich Absicht gewesen. Xan hatte auf ihn gewartet.
    Aber warum? „Er muß krank sein", sagte

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