1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat
wusste gar nicht, dass es so viele gab. Aber sie las auf den Etiketten ab, dass es sich auch um Mischungen handelte.
Kräuter sah sie ebenfalls. Manche wuchsen frei aus kleinen Töpfen hervor, andere wiederum befanden sich in Gläsern und waren in einer Marinade eingelegt.
Auf den Tischen lagen die Glücksbringer zum Verkauf bereit. Unterschiedlich große Steine, die in verschiedenen Farben angeboten wurden. Es gab die Talismane, die Reifen und Armbänder und Kristalle in verschiedenen Größen, wobei viele die Form einer Pyramide aufwiesen.
Auch Bücher lagen auf einem der Tische. Ihr Blick huschte über die Titel hinweg, und sie stellte fest, dass die Inhalte dieser Bücher sich mit esoterischen Themen beschäftigten. Wie hätte es auch anders sein können?
Der Kassenbereich fand sich im Hintergrund und war als Theke gebaut worden. Die Wand dahinter war mit Bildern bestückt, die nicht sehr groß waren, sodass mehrere auf einer bestimmten Fläche ihren Platz gefunden hatten.
Auch die Kasse stand auf einem Tisch. Es war ein altes Modell, das noch mit der Hand betrieben wurde. Sie besaß noch ein Schloss. Darin steckte ein Schlüssel.
Und ihr fiel noch etwas auf. Nicht weit vom Kassenbereich entfernt gab es eine schmale, nach oben führende Treppe, die aus dunklen Holzstufen bestand. Elisa ging davon aus, dass sich in der oberen Etage die Wohnräume ihrer Mutter befanden, wobei sie noch immer nicht glauben konnte, dass diese Frau, der der Laden gehörte, auch ihre Mutter war. Als Hexe bezeichnete man sie im Ort, und wenn sie ehrlich war und etwas Fantasie sprießen ließ, dann konnte sie sich durchaus eine Hexe als Besitzerin vorstellen.
Sie ging auf die Treppe zu. Die Lippen lagen aufeinander, sodass der Mund schmal geworden war. Auf ihren Wangen lag eine leichte Gänsehaut, und der kühle Schweiß bedeckte die Handflächen.
An den Geruch hatte sich Elisa mittlerweile gewöhnt, nicht aber an die Umgebung, die ihr nach wie vor sehr fremd vorkam. Niemals würde sie sich in einer derartigen Umgebung wohlfühlen können. Da trennten sie und ihre Mutter schon Welten.
Aber wo steckte sie?
War sie wirklich nicht da? Wenn das zutraf, wäre Elisa gar nicht mal so enttäuscht gewesen. Dann hätte sie zumindest ihren guten Willen gezeigt. Dabei sollte es dann auch bleiben.
Sollte sie hochgehen und oben nachschauen? Sie kam sich wie eine Diebin vor, und sie hatte seit dem Betreten des Ladens auch nichts angefasst. Die Finger weg von jeglicher Ware.
Alles veränderte sich. Es wurde nicht angekündigt. Es ging einfach Schlag auf Schlag, und es begann mit einem harten Lachen, das Elisa in der oberen Etage hörte.
Sie zuckte zusammen.
Ja, da war jemand. Sogar eine Frau, das hatte sie an der Lache erkannt.
Aber wer lachte so widerlich, dass dieses Gelächter bei ihr eine Gänsehaut hinterließ?
Sie wollte fast nicht daran glauben, dass es die eigene Mutter war, doch welche Lösung hätte es sonst gegeben? Bestimmt keine Kundin, und auch keine Person, mit der Camilla zusammenlebte. Nein, wenn alles seine Richtigkeit besaß, dann musste es einfach die Mutter gewesen sein, die dieses Lachen abgegeben hatte.
Ein hässliches Lachen. Zumindest kam es Elisa so vor. Sie liebte das fröhliche Lachen, aber nicht dieses abgehackte und irgendwie knorrige Geräusch einer Person, die wohl keinen Spaß mehr am Leben zu haben schien und sich deshalb so bemerkbar machte.
Sie sagte nichts. Sie blieb stumm. Es war besser, wenn sie sich nicht bemerkbar machte und die andere Person kommen ließ, die jetzt noch mal lachte.
Elisa fiel auf, dass dieses Gelächter nicht mehr so weit entfernt war. Die Person schien näher auf das obere Treppenende zugegangen zu sein, um dort zu warten.
Sie wurde von einem Gefühl der Kälte erfasst. Es lag einfach an diesem Gelächter, das ihr Furcht einjagte. Es hatte sich ihrer Meinung nach wissend angehört, als hätte diese Person sie schon längst unter Kontrolle und alles beobachtet.
Die ersten Schritte!
Dort oben trat jemand recht fest auf, sodass die Echos bis zu Elisa hinklangen. Und es blieb nicht bei diesem einen Tritt, denn die Bewegungen setzten sich fort.
Jemand ging - jemand kam, und sein Ziel war das Ende der Treppe. So stellte sich Elisa darauf ein, in der nächsten Minute zum ersten Mal ihre Mutter von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Sie dachte nicht mehr an die Echos, sie war nur mehr gespannt und wartete darauf, dass die Person erschien.
Sekunden später hörte sie das harte
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