1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat
innerlich verfault und verrottet, ja, das bist du!«
»Welch hässliche Worte.«
»Sie passen aber. Du hast mir und den anderen Menschen die Nonne und die Lehrerin nur vorgespielt. Das kann ich nicht begreifen. Wie kann man so etwas durchhalten.«
»Irrtum, Elisa. Ich bin eine Lehrerin.«
»Mag sein. Und was ist mit der Nonne?«
»Das bin ich ebenfalls.«
Sie lachte Agnes ins Gesicht. »Eine Nonne, die eine Freundin besitzt, die dem Teufel zugetan ist? So etwas kann es nicht geben. Das ist einfach nicht wahr.«
»Schau mich an!«, erklärte Agnes lächelnd.
Elisa atmete heftig. Sie wagte sich kaum ihre nächste Frage zu stellen.
»Wenn ich mir das alles durch den Kopf gehen lasse, dann stehst du wohl auch auf der Seite des Teufels, nicht wahr?«
»Du hast es erfasst!«
Diese klare Antwort versetzte Elisa den nächsten Schock. Sie musste erst mal nach Luft schnappen, und sie spürte, wie ihr das Blut erneut in den Kopf stieg. Ihr fehlten die Worte, um eine entsprechende Antwort geben zu können. Ihre Beine wollten wieder nachgeben, und so war sie froh darüber, sich festhalten zu können.
»Wie… wie…«, sie schüttelte den Kopf. »Wie ist so etwas nur möglich gewesen?«
»Das ist sehr leicht.«
»Ich kann es trotzdem nicht begreifen.«
Agnes verzog das Gesicht zu einem Lächeln. Auf der Haut entstanden noch mehr Falten, die ein regelrechtes Muster bildeten. »Mein Leben hatte ich mal dem Orden geweiht, aber nicht sehr lange. Ich erfuhr bald darauf, dass es noch etwas anderes gibt, dem man sich widmen kann. Camilla hat sich damit vertraut gemacht, und ich bin von Anfang an begeistert gewesen. Ich wechselte auf ihre Seite. Es war gar nicht schwer, der Faszination des Teufels zu erliegen, und ich erfuhr auch, dass er sich um die Menschen kümmert. Camilla brachte ein Kind zur Welt. Wir beide wussten, wer der Vater ist, und wir wussten auch, dass es siebzehn Jahre dauern würde, bis es zu einer erneuten Vermählung kommen würde. Diese Zeit ist vorbei, heute wird dich der Teufel zur Braut nehmen, es wird zu einer satanischen Blutschande kommen.«
»Das ist pervers!«, keuchte Elisa.
»Nein, es ist in seinem Sinne normal. Dir werden seine Gene eingepflanzt werden, und die für alle Welt normale Zeit des Heranwachsens ist für dich dahin. Dein Vater wird bald dein Gatte sein, und so haben wir dann unser Ziel erreicht.«
Elisa hatte jedes Wort verstanden. Nur war sie nicht in der Lage, auch nur einen Satz als Antwort zu geben. Zu viel war auf sie eingestürmt, und das Zimmer drehte sich wieder vor ihren Augen. Das Gefühl, in eine Grube zu fallen, war noch immer vorhanden, und sie stellte zudem fest, dass in ihrem Innern Übelkeit hochstieg.
»Ich habe meine Pflicht getan«, erklärte die Lehrerin und erhob sich.
»Ich werde wieder hoch in die Schule gehen und mich meinen Schülerinnen widmen.«
»Ja!«, schrie Elisa sie an. »Du wirst sie dann dem verdammten Teufel zukommen lassen.«
»Nein, so kannst du das nicht sehen. Ich habe dich auserwählt, Elisa. Mit den anderen Schülerinnen hat das nichts zu tun. Du bist sozusagen eine Person, die…«
»Hör auf. Ich will es nicht. Ich will es nicht! Ich werde dem Teufel kein Opfer sein. Ich hasse ihn! Ja, ich hasse ihn bis aufs Blut!« Plötzlich riss bei ihr der Geduldsfaden. Sie drehte sich auf der Stelle und wollte ihre Mutter zur Seite stoßen, damit sie freie Bahn zur Hintertür bekam.
Camilla war schneller.
Eine ihrer beiden knochigen Fäuste rammte sie in den Unterleib der Schülerin. Elisa wurde unterhalb des Bauchnabels hart getroffen. Sie wankte zurück, und eine glühende Speerspitze schien sich in ihrem Körper zu bohren.
Sie prallte gegen den Tisch. Dort schnappte sie nach Luft und presste die Hände auf die getroffene Stelle.
»Soll ich noch bleiben Camilla?«
»Nein, Agnes, du kannst gehen. Alles muss so normal wie möglich weiterlaufen.«
»Danke, das freut mich.«
Elisa hatte den knappen Dialog mitbekommen. Sie griff nicht mehr ein, weil sie noch immer unter dem Schlag litt. Dafür trat Agnes an sie heran, tätschelte ihre beiden Wangen und flüsterte zum Abschied. »Du bist eine schöne junge Frau. Für den Teufel genau richtig. Er mag Frauen wie dich. Dein Körper wird ihm Spaß bereiten. Mutter und Tochter zu besitzen, ist für ihn eine Offenbarung. Ihr beide, Camilla und du, ihr seid nicht mehr zu trennen. Ich sehe euch als eine Einheit an, die den Segen der Hölle bekommt.«
Elisa war nicht mehr fähig, eine Antwort zu
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