1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat
richtigen Zeitpunkt angegriffen und mich erst mal aus dem Verkehr gezogen.
Die Übelkeit wuchs, ich musste mich übergeben. Ich kniete mich dabei auf den Boden, erlebte einen Schweißausbruch nach dem anderen, aber ich stellte auch fest, dass es mir besser ging, als der Anfall vorbei war.
Der Schweiß auf meiner Haut kühlte ab, ich fühlte mich kräftiger und kam auch wieder auf die Beine.
Noch zitterten mir die Knie. Nur würde ich mich nicht mehr lange hier ausruhen. Es musste weitergehen. Da war ich hart gegen mich selbst, und ich war froh, dass diese Hexe vergessen hatte, den Schlüssel aus dem Zündschloss zu ziehen.
Nur ihre Tochter hatte sie mitgenommen, obwohl das für mich eher eine Entführung war. Etwas anderes kam mir nicht in den Sinn, und über das Ziel der beiden musste ich auch nicht lange nachdenken. Sie würden dort hingehen, wo diese Camilla lebte, und das Haus würde ich auch finden.
Bevor ich mich in den Polo setzte, machte ich einige Gehübungen. Ich bewegte mich einige Male um den Polo herum und war froh, dass es immer besser klappte.
Zwar fühlte ich mich noch nicht wieder fit, aber einen Wagen würde ich steuern können.
Hinter dem Lenkrad sitzend gönnte ich mir noch eine kleine Pause. In meinem Innern tobte so etwas wie ein heiliger Zorn. Diese Camilla hatte mich nicht umsonst aus dem Verkehr gezogen. Ich war gewohnt, zurückzuschlagen, nur wusste sie das nicht, und ich wollte dafür sorgen, dass sie sich wunderte…
***
Es war ein längerer Fußmarsch gewesen, und das querfeldein. Und er hatte an den Kräften der Schülerin gezehrt. Manchmal hatte sie das Gefühl gehabt, die Füße kaum noch heben zu können, aber sie hatte sich immer wieder zusammengerissen und es schließlich geschafft. Dem Haus ihrer Mutter hatten sie sich von der Rückseite her genähert, so waren sie weniger Gefahr gelaufen, entdeckt zu werden.
Elisa war froh, nicht mehr laufen zu müssen. Sie hielt an und stützte sich an der Hauswand ab, was Camilla dazu veranlasste, sich zu amüsieren.
»Du scheinst nicht in Form zu sein, Töchterchen.«
Elisa schwieg. Dabei schaute sie zu, wie ihre Mutter einen Schlüssel hervorholte und die Hintertür auf schloss. Sie quietschte, als sie nach innen aufgedrückt wurde.
»Dann rein mit dir.«
In der Nähe standen noch einige Holzkisten, die vor sich hingammelten.
Mit schwachen Bewegungen betrat Elisa das Haus und gelangte in einen winzigen Flur. Er gehörte zum privaten Bereich, und auch hier roch es nach den fremden Kräutern.
Eine Tür war ebenfalls vorhanden, aber Elisa öffnete sie nicht. Diesen hinteren Bereich kannte sie noch nicht. Er kam ihr aber eng und auch unheimlich vor.
»So, wir sind wieder da, Tochter.«
»Und jetzt?«
»Es ist an der Zeit, dass du deiner Bestimmung zugeführt werden musst. Du bist alt genug. Und der kleine Zwischenfall hat mich nicht aufhalten können.«
»Was heißt das?«
Die Augen der hässlichen Person leuchteten auf. Sogar die blassgrauen Haare schienen sich zu sträuben. »Ich werde dich jetzt vermählen. Ja, du sollst das Gleiche erleben wie ich. Wir beide werden eine Einheit bilden, und das für den Teufel.«
»Nein!«
Camilla lachte. »Du glaubst doch nicht, dass du mich umstimmen kannst, meine Kleine. Nein, für dich ist alles vorbereitet, und ich weiß, dass sich einer besonders auf dich freut, denn ich habe dich ihm vor siebzehn Jahren versprochen.«
In der Schülerin baute sich eine Sperre auf. »Nein«, sagte sie. »Nein, verdammt. Es gibt keinen Teufel. Ich glaube nicht an ihn. Er ist ein Fabelwesen, mehr nicht.«
Camilla lachte ihre Tochter an. »So also siehst du das. Gibt es denn einen Gott?«
»Ja, denn an ihn glaube ich.«
»Dann gibt es auch den Satan. Wo das Licht leuchtet, da existiert auch die Dunkelheit. Das sollte man dir beigebracht haben. Aber du musst an ihn nicht glauben, meine Liebe. Du wirst bald den Beweis bekommen, und darauf freue ich mich.« Die bräunliche Hand tätschelte die Wangen der Schülerin, in deren Körper sich alles bei dieser Berührung zusammenzog. Sie hätte ihrer sogenannten Mutter am liebsten das Gesicht zerkratzt und ihr die dünne Haut von den Knochen gerissen, aber letztendlich siegte die Vernunft. Sie wollte keine Provokation, aber sie wusste auch, dass sie auf Hilfe nicht rechnen konnte.
John Sinclair, der Mann aus dem Wald, war ausgeschaltet worden.
Einfach so. Und wenn sie sich jetzt wehrte, konnte ihr das gleiche Schicksal blühen. Dann würde Camilla mit ihr
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