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153 - Nachts, wenn die Höllenträume kommen

153 - Nachts, wenn die Höllenträume kommen

Titel: 153 - Nachts, wenn die Höllenträume kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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verschlingt, wache ich jedesmal auf.«
    Mein Blick pendelte zwischen Roxane und Mr. Silver hin und her. »Was haltet ihr davon? Vicky ist davon überzeugt, daß sich da etwas ankündigt. Ich kann es ihr nicht ausreden.«
    Mr. Silver machte ein Gesicht, das mir nicht gefiel. Er sagte aber zum Glück nicht, daß er sich Sorgen machte. Obenhin meinte er: »Ich glaube nicht, daß das irgend etwas zu bedeuten hat.«
    »Es kann aber nicht schaden, wenn wir trotzdem ein Auge auf Vicky haben«, ergänzte Roxañe. »Das wird um so leichter sein, wenn wir wieder bei euch wohnen.«
    ***
    Der Vorort hieß Sutton. Hier kam Por, der flüchtige Teufel, an. Die Luft flimmerte um ihn herum und faltete sich allmählich zusammen. Da stand er nun, dieser grauenerregende Teufel, in einem einsamen, stillen Park. Die Sonne schien, und in den Baumkronen zwitscherten die Vögel.
    Das Sonnenlicht war gnadenlos. Es machte Pors Häßlichkeit in sämtlichen Schattierungen deutlich. Beulen bedeckten seine zerfurchten Wangen, die Ohren wirkten verschmort, er hatte kein einziges Haar auf dem geröteten Kopf.
    Die schmalen Lippen waren schorfig, die Nase so lang wie ein Pickel. Ihm war klar, daß er den Menschen so nicht gegenübertreten konnte.
    Sie hätten ihn, das Monster, gejagt und alles versucht, um ihn zur Strecke zu bringen. Angestrengt starrte er mit seinen Blutaugen auf seine Hände. Er mußte sich tarnen, mußte alles, was die Menschen ängstigte, zum Verschwinden bringen. Wenn er menschliches Aussehen annahm, würde er nicht auffallen.
    Sollte ihm Loxagon ein paar Krieger nachschicken, würden sie ihn in dieser anderen Gestalt nicht erkennen. Das schwarze Haar auf seinen Handrücken löste sich auf, und die spitzen Krallen bildeten sich zurück.
    Etwas, das wie Hautstreifen aussah, legte sich über sein Gesicht. Senkrecht. Streifen legte sich neben Streifen, und eine geheimnisvolle Kraft modellierte ein Antlitz, das sich sehen lassen konnte.
    Jetzt sah Por gut aus. Er hatte dichtes blondes Haar, himmelblaue Augen und scharf geschnittene, markante Züge. Ein junger Mann mit den allerbesten Chancen beim weiblichen Geschlecht.
    Es fragte sich nur, wie lange dieses Gesicht »halten« würde. Sehr lange bestimmt nicht, dann brauchte er wieder ein neues - und dazwischen würde immer wieder seine häßliche Fratze zum Vorschein kommen.
    Por hörte das Brummen eines Autobusses. Er verließ den kleinen, idyllischen Park und blieb an der Gehsteigkante stehen. Der Fahrer verstand das falsch. Er nahm an, Por wollte mitgenommen werden, und hielt an.
    ***
    »Ich habe genug«, sagte Esther McCrea ärgerlich. »Ich bin kein kleines Kind mehr, bin 17, fast schon erwachsen, aber mach das mal meinen Eltern klar. Die wollen das einfach nicht kapieren. Mein Leben besteht nur aus Verboten. Ich darf überhaupt nichts, nur lernen.«
    Maureen Brandon, ihre rothaarige Freundin, schmunzelte. »Du bist eben eine wohlbehütete Tochter.«
    »Darauf pfeife ich«, sagte Esther leidenschaftlich. Sie saßen wie jeden Morgen im Schulbus.
    »Später wirst du deinen Eltern dafür dankbar sein.«
    »Komm mir doch nicht mit dem Quatsch«, sagte Esther wütend. »Du steckst ja nicht in dieser Zwangsjacke. Du hast deine Freiheiten. Ich möchte auch mal mit einem Jungen ausgehen, aber denkst du, das ist möglich? Neulich brachte mich Oscar Brown nach Hause. Das gab vielleicht ein Theater!«
    »Dein Vater wird seine Ansichten ändern und die Zügel locker lassen, wenn du 19 bist«, sagte Maureen.
    Esther schüttelte ihre blonde Mähne. »Bestimmt nicht. Der wird mich immer so behandeln.«
    »Kannst du nicht mal mit ihm reden?«
    »Nicht über dieses Thema«, sagte Esther.
    »Tja, dann weiß ich nicht, was du sonst tun könntest.«
    »Ausziehen.«
    »Du bist verrückt«, sagte Maureen. »Du hast kein Geld. Wo willst du schlafen? Unter einer Brücke? Auf einer Parkbank?«
    »Vielleicht kann ich bei einer Freundin Unterkommen.«
    »Wenn du dabei an mich denkst…«
    »Ich weiß, daß es bei dir unmöglich ist«, sagte Esther.
    »Dein Vater würde dich schon am nächsten Tag zurückholen.«
    Esther ballte die Hände. »Das Leben könnte so schön sein, Maureen. Warum muß ich in einem Gefängnis leben? Ich habe doch nichts verbrochen.«
    Der Bus hielt an einer ungewöhnlichen Stelle. Der Fahrer klappte die pneumatischen Türen auf und forderte den jungen Mann, der auf der Kante des Gehsteigs stand, auf, einzusteigen.
    Por zögerte. »Nun komm schon!« sagte der Fahrer ungeduldig.

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