1531 - Besuch auf Terra
gekostet.
Auch die Trennung von den anderen kam ihr sehr gelegen. Und dennoch, die Ruhe, die sie sich wünschte, und den Abstand von den Terranern, den sie brauchte, konnte sie auf der Erde nicht finden. Ihre Sehnsucht nach Akkartil wurde immer größer.
Willoms Bitte zu folgen und an der Rundreise teilzunehmen war ein Fehler gewesen. Sie spürte, daß in ihrem Innern Dinge geschahen, die wichtiger waren. Erklären konnte sie sie nicht.
Dahlheim bot Ruhe. Der Ort bestand aus etwa 300 Häusern. Hier lebten aber nur fünfundzwanzig Menschen.
Ihre Aufgabe bestand allein darin, den Ort zu erhalten und die Schäden zu beheben, die in, den 700 Jahren der Monos-Herrschaft entstanden waren.
Schon lange davor war der Ort ein beliebtes Ausflugsziel gewesen. Hier hatten die Terraner sehen können, wie ihre Vorfahren im 20. und 21. Jahrhundert gelebt hatten. Damals hatte Dahlheim über tausend Seelen gezählt.
Am südlichen Ortseingang war das kleine Freigehege wieder in Ordnung gebracht worden.
Sieben Rehe und ein Dutzend Wildziegen tummelten sich hier. Die einzige Straße durch das Dorf wies noch Spuren des Verfalls auf.
An der Kreuzung oberhalb des kleinen Baches stand eines der wenigen bewohnten Häuser. Hier war früher einmal eine Gaststätte gewesen, und auch jetzt war hier der Ort der Begegnung. „Brückenwirt", stand in kaum noch lesbaren Lettern über dem Eingang.
Hier und in ein paar weiteren Häusern alten Stils lebten die Bewohner, die den Neuaufbau betrieben. Dabei handelte es sich ausnahmslos um solche Terraner, die hier wirklich leben wollten.
Das Bild des Dorfes entsprach nicht ganz der Wirklichkeit, denn bei der Ankunft Massimo Priorettis tummelten sich hier auch zahllose Roboter, die mit Reparaturarbeiten beschäftigt waren. Die Verantwortlichen ließen die Maschinenwesen aber sofort in den Scheunen verschwinden, um den Touristen nicht die Freude an diesem Kleinod zu nehmen.
Ida und Venja verbrachten den restlichen Tag damit, die Einrichtungen der restaurierten Häuser zu besichtigen.
Bis in die kleinsten Einzelheiten war hier alles so nachgebildet worden oder sogar noch erhalten, wie es im Jahr 2000 ausgesehen hatte.
Einer der wenigen Bürger Dahlheims, der die Marter des Simusense-Netzes überlebt hatte, begleitete den Touristenführer und seine beiden weiblichen Besucher. Der alte Mann wußte von so mancher Episode aus dem Dorf zu berichten. Und zu fast jedem Haus kannte er eine kleine Geschichte. „Wir werden in Kürze hier auch wieder richtiges Vieh halten", erläuterte er, „wie es unsere Vorfahren auch gemacht hatten. Dann rechnen wir auch mit einem größeren Zustrom von Bürgern, die hier leben wollen."
Am Abend saßen sie dann in der Gaststätte zusammen. Die Atmosphäre war ruhig und friedlich.
Nur Massimo Prioretti wirkte etwas bedrückt, als er vom Gleiter zurückgekehrt war. Dem fragenden Blick Venjas konnte er anfangs noch ausweichen. Dann rückte er mit der halben Wahrheit heraus. „Ich habe ein längeres Gespräch mit meiner Schwester geführt. Bei ihr läuft alles ausgezeichnet."
Es gehörte nicht viel Menschenkenntnis dazu, um festzustellen, daß er etwas Unerfreuliches verschwieg. „Ist der unsichtbare Verfolger wiederaufgetaucht?" fragte Venja Apyrin.
Doch Massimo verneinte.
Sie sprachen noch über den Ausflug am kommenden Tag, der zum Rheinfelsen Loreley führen sollte. Dann gingen sie zur Ruhe. Die Gaststätte bot zwar auch Übernachtungsmöglichkeiten, aber sie zogen die modernen Kabinen des Luxusgleiters vor.
Am nächsten Morgen war Ida früh auf den Beinen. Sie hatte den ersten Spaziergang bereits hinter sich, als im „Brückenwirt" zum Frühstück à la 1991 alter Zeitrechnung gebeten wurde. Massimo Prioretti hatte das vortrefflich arrangiert, aber er wirkte auch jetzt noch etwas verstört.
Die ofenfrischen Brötchen, die die Dahlheimer gebacken hatten, waren eine kleine Sensation für die Frauen.
Auch der Bienenhonig fand viel Beifall.
Nach dem Frühstück schlug Massimo vor, daß sie die fünf Kilometer bis zum Rhein mit dem Gleiter zurücklegen sollten. Von dort bis zum Loreley-Felsen betrug die Strecke nochmals fünf Kilometer.
Die beiden Frauen genossen den niedrigen und beschaulichen Flug über die Baumwipfel.
Unterhalb der alten Burgruine „Maus" setzte der Touristenführer das Gefährt dicht neben dem Rheinufer ab. Er programmierte es auf das Ziel, den Oberrand der Loreley.
Mit wenigen Schritten kletterten die drei Menschen die Uferböschung
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