1531 - Dschungeltod
Diese Person war von einem irrsinnigen Hass getrieben.
Wenn alles so weiterlief, dann würde auch ich bald auf dem Video erscheinen. Aber ich hatte Glück, denn plötzlich war der Bildschirm von einem zittrigen Flimmern erfüllt.
»Das Band ist…«
Die weiteren Worte des Mexikaners gingen in einem Fluch unter, den der Chiefinspektor ausgestoßen hatte.
»Pech«, sagte ich.
»Nun ja, wir haben ja Ihre Aussage, Mr Sinclair.«
»Darauf können Sie sich verlassen.«
Ramon Diaz hatte das Gesicht in den Händen vergraben. Er schüttelte dabei den Kopf und sprach etwas in Spanisch gegen seine Handflächen.
Es war für ihn nicht zu fassen, aber er war trotzdem jemand, der uns auf die Sprünge helfen konnte.
Ich sprach ihn deshalb an. »Sie haben jetzt mit eigenen Augen gesehen, wer diesen Mann getötet hat.«
Diaz nickte nur und nahm die Hände herunter. Danach setzte er sich aufrecht hin.
»Kennen Sie die Frau?«
»Ich weiß es nicht.«
»Oder kommt sie Ihnen bekannt vor?«, fragte ich nach.
»Ich weiß es wirklich nicht. Wenn mich nicht alles täuscht, war sie nicht normal gekleidet.«
»Das stimmt.«
»Aber so etwas ist - ich weiß auch nicht…«
»Es war zumindest eine exotische Person, Mr Diaz. Würden Sie mir zustimmen, wenn ich von einer Mexikanerin rede? Nicht von einer Frau spanischer Abstammung, eher eine Ureinwohnerin. Von der Halbinsel Yukatan, zum Beispiel. Dort haben früher die Mayas gelebt. Ich würde von einem indianischen Ursprung sprechen, den auch diese Frau, die Mörderin, gehabt haben muss, denn das habe ich erkennen können.«
»Das ist möglich.«
»Und stehen Sie in einer direkten Verbindung mit den Bewohnern von Yukatan?«
»Nein, stehe ich nicht. Die Vorfahren meiner Familie stammen in gerader Linie aus Kastilien.«
»Sie können sich nicht denken, warum jemand aus Yukatan in Ihr Haus eindringt?«
»Nein.«
»Was ist mit Ihrer Gattin?«
»Das Gleiche. Sie hat sogar einen amerikanischen Vater. Auf diesem Weg kommen Sie nicht weiter.«
»Schade.«
»Wollen Sie den Fall auf eine ethnische Spur lenken?«, erkundigte sich Paul Clifton.
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich meine, dass es durchaus möglich ist. Aber das möchte ich mal dahingestellt sein lassen. Zumindest vorerst. Nur gehe ich davon aus, dass der Anschlag dem Ehepaar Diaz galt.«
»Aber warum?«, fuhr mich der Mann an. Seine Brille war verrutscht. Er musste sie erst wieder gerade rücken. »Ich habe damit nichts zu tun. Und das war auch keine Terroristin. Oder glauben Sie, dass so Terroristinnen aussehen?«
»Keine Ahnung.« Clifton wandte sich an mich. »Wie ist das, Kollege, könnte es ein Fall für Sie sein?«
»Ich bin mir nicht sicher.«
»Das wäre auch zu viel an Zufällen.«
Mir schwirrten andere Gedanken durch den Kopf. Ich sprach sie aus, als Diaz sich eine Flasche Wasser von einem Tablett holte, eine Pille in seinen Mund warf und sie mit dem Wasser hinunterspülte.
»Leben Sie und Ihre Frau allein in diesem großen Haus, Mr Diaz?«
Er stellte die Flasche weg. »Warum fragen Sie mich das?«
»Bitte, beantworten Sie…«
»Nicht immer!«
»Und was heißt das?«
»Wenn wir eine Party geben, ist natürlich Personal hier. Das wird gestellt. Menschen, denen wir vertrauen können. Landsleute. Wir verlassen uns dabei auf ein Ehepaar Sanchez. Sie übernehmen dann das Regiment und sorgen dafür, dass die Bewirtung stimmt und alles so perfekt wie möglich abläuft. Die beiden sind schon älter. Sie haben bestimmt nichts mit der Killerin zu tun.«
»Aber sie leben hier in London?«
»Ja.«
»Könnte ich die Adresse haben?«
»Ja, sicher. Aber warum wollen Sie das?«
»Weil wir jeder Spur nachgehen müssen.«
»Gut, ich suche Ihnen die Anschrift heraus.«
Clifton wandte sich an mich, weil der Hausherr beschäftigt war.
»Glauben Sie, dass dies der richtige Weg ist?«
»Ich weiß es nicht. Eine Verbindung der Mörderin zu diesem Diplomatenhaus muss es einfach geben. Wie immer die auch aussehen mag. Oft erlebt man die verrücktesten Sachen. Da kommen Dinge ans Tageslicht, an die man nicht mal im Traum gedacht hat.«
»Wenn Sie das sagen.«
»Glauben Sie mir.«
»Ich verlasse mich zunächst auf die Spurensicherung und hoffe, dass man eine DNA findet.«
»Das würde ich Ihnen wünschen.«
Die Adresse der Sanchez hatte der Mexikaner auf einen Zettel geschrieben, den er mir in die Hand drückte.
Ich bedankte mich und fragte: »Was können Sie mir über das Ehepaar Sanchez noch
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