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1531 - Dschungeltod

1531 - Dschungeltod

Titel: 1531 - Dschungeltod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sind und sich mit Ihrer Tochter getroffen haben. Es wird schon klappen.«
    »Ich habe Angst, Alfonso.«
    »Ich auch, Maria. Aber haben wir nicht immer gesagt, dass sich unsere Schuld irgendwann mal rächen wird? Jetzt ist es so weit. Man lässt sein Kind nicht im Stich. Wir haben es getan. Wir waren zu feige. Was nun mit uns geschehen soll, geschieht uns zu recht.«
    Ich hielt mich mit einem Kommentar zurück. Aber im Prinzip stimmte es schon. Die beiden hatten eine schwere Schuld auf sich geladen. So etwas war nicht leicht zu verstehen. Ich wollte jedoch keinen Menschen verurteilen, weil ich die Situation, in der sie sich befunden hatten, nicht kannte.
    Dafür dachte ich mehr an Glenda. Sie war das Verbindungselement zwischen uns und dieser Tabea. Eine Brücke zwischen zwei Welten, und ich freute mich natürlich darüber, dass Glenda noch lebte. Das gab mir einen inneren Auftrieb.
    Sie stand unter Druck, das war klar. Und wahrscheinlich hatte sie die Adresse für Tabea Sanchez herausgefunden, denn Glenda kannte sich aus, was Fahndungen anging.
    Das Ehepaar Sanchez stand vor mir und hielt sich an den Händen wie zwei frisch Verliebte. Nur sahen sie nicht glücklich aus. Die Angst stand ihnen in die Gesichter geschrieben.
    Sie sprachen auch nicht, obwohl sich ihre Lippen bewegten. Es wurde Zeit, und zu spät wollte ich das Ziel nicht erreichen. Suko ließ ich schlafen. Jetzt war es wichtiger für uns, dass wir losfuhren.
    »Wo steht Ihr Wagen?«
    »Hinter dem Haus«, erklärte Alfonso. »Da gibt es genügend Parkplätze.«
    »Dann geben Sie mir bitte den Schlüssel.«
    Alfonso nickte nur, während seine Frau die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte…
    ***
    Das Handy war feucht geworden. Die Hinterlassenschaft des Schweißes, der sich auf Glendas Gesicht gebildet hatte. Sie hatte den Anruf hinter sich gebracht und befürchtete jetzt, dass sie nicht mehr gebraucht wurde, denn Tabea war unberechenbar.
    Aber sie schien sehr zufrieden zu sein, denn sie nickte und sagte: »Das hast du gut gemacht.«
    »Okay.«
    »Jetzt warten wir nur noch auf meine Eltern.«
    »Und dann?«, fragte Glenda. »Was geschieht dann? Hast du davon schon eine Vorstellung?«
    »Ich werde mit den beiden abrechnen. Ich werde das tun, was ich mir vorgenommen habe.«
    »Töten?«
    »Ja.«
    Glenda schüttelte den Kopf. »Eine Tochter, die ihre Eltern tötet, das ist…«
    Tabea schrie sie an: »Es sind nicht mehr meine Eltern! Welche Eltern schicken ihr eigenes Kind ins Verderben? Kannst du mir das sagen? Gibt es dafür eine Entschuldigung?«
    »Wohl kaum. Aber rechtfertigt das einen Mord? Willst du sie wirklich so brutal erstechen, dass sie…«
    »Ich hätte sterben können oder sollen!« Sie fuchtelte mit dem langen Messer herum. »Begreife das endlich!«
    »Ich kann es nur dann begreifen, wenn du mir einen triftigen Grund dafür nennst.«
    »Den gibt es.«
    »Ich würde ihn gern hören. Vielleicht verstehe ich dich dann. Oder willst du ihn für dich behalten?«
    »Nein.«
    »Wir haben ja Zeit.«
    Zwischen den so unterschiedlichen Frauen, die noch immer im Rover saßen, entstand eine Schweigepause.
    Glenda kam endlich dazu, ihre Gedanken rückwärts laufen zu lassen.
    Sie waren zu diesem Friedhof gefahren und hatten sich von dessen Einsamkeit schlucken lassen. Wenn Glenda aus dem Fenster schaute, sah sie die Kronen der Bäume als Schatten in der Finsternis, und auch das mächtige Gebäude des Krematoriums war nicht weit entfernt. Es schien den Schatten des Todes über den um diese Zeit einsamen Friedhof werfen zu wollen.
    »Ich begreife das alles nicht«, sagte Glenda leise. »Wie kann der Hass auf seine Eltern nur so groß sein?«
    »Nichts geschieht ohne Grund«, flüsterte Tabea zurück, und ihre dunklen Augen funkelten.
    »Aber die eigenen Eltern zu töten ist…«
    »Hör auf!«, schrie sie. »Eltern haben auch oft genug ihre Kinder getötet. Das liest man immer wieder.«
    »Und? Ist das ein Grund?«
    »Ja, ja, ja!«, fuhr sie Glenda an. »Das ist ein Grund für mich, denn wenn es nach meinen Eltern gegangen wäre, dann wäre auch ich tot. Oder zumindest verschollen.«
    Glenda hatte sich vom Gurt befreit. Jetzt zuckte ihre Hand unwillkürlich dorthin, und sie hielt sich fest.
    »Glaubst du mir nicht?«, höhnte Tabea.
    »Ich - ich - weiß es nicht.«
    »Sie haben mich nicht mehr haben wollen. Alle aus unserem Dorf wollten mich nicht mehr. Sie wollten mich tot sehen, aber sie waren zu feige, um mich zu töten. So sind sie dann auf eine andere

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