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1531 - Dschungeltod

1531 - Dschungeltod

Titel: 1531 - Dschungeltod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hier«, sagte ich. »So wie Sie sie mir beschrieben haben, habe ich sie gesehen.« Davon, dass sie fast nackt herumlief, erzählte ich nichts.
    Alfonso sah aus wie eine Leiche. Seine Lippen zitterten. Es war ihm nicht möglich, schnell eine Antwort zu geben. Er schluckte nur heftig und blickte durch mich hindurch.
    Ich hielt mich erst mal mit weiteren Fragen zurück und wartete, dass er sich wieder fing. Ich ging davon aus, dass irgendetwas mit seiner Tochter passiert war und es ihm schwerfiel, darüber zu reden.
    »Sind Sie sicher, Mr Sinclair, was das Aussehen dieser Frau angeht?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Also ist es unsere Tochter.«
    »Die Sie in Mexiko zurückgelassen haben.«
    »Das ist wohl wahr.«
    »Und warum haben Sie es getan?«
    Er hob die Schultern. »Es ging nicht anders. Es war schrecklich, und es war wie ein Fluch.«
    »Den Sie auf Ihre Kappe nehmen?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Mehr eine Vermutung.«
    »Ja, das nehme ich auf meine Kappe. Oder wir müssen es auf unsere Kappe nehmen, Maria und ich.«
    »Das stimmt, Mr Sinclair«, meldete sich die Frau. »Wir haben Unrecht getan.«
    Ich verschob meinen Sessel so, dass ich beide zugleich anschauen konnte. »Und wie habe ich das zu verstehen?«
    »Wir ließen sie zurück«, sagte Maria mit kaum zu verstehender Stimme.
    »Ja, wir ließen sie kurzerhand zurück. Es war nicht rechtens, was wir taten, aber wir konnten nicht anders handeln. Wir wären sonst selbst aus dem Dorf vertrieben worden.«
    »Wegen Ihrer Tochter?«
    »Ja.«
    »Und warum?«
    »Sag du es, Alfonso, bitte. Ich bringe es nicht übers Herz. Du kannst das eher.«
    Auch Alfonso brauchte seine Zeit, um die richtigen Worte zu finden. »Es ist so. Unsere Tochter Tabea wollte niemand mehr. Sie - sie - war für alle Menschen in der Umgebung ein Monster. Sie sah einfach fürchterlich aus…«
    »Ich habe sie gesehen«, unterbrach ich ihn. »Ich sah auch ihre Waffe. Aber wie ein Monster ist sie mir nicht vorgekommen. Eher wie eine gefährliche Frau, die genau weiß, was sie will.«
    »Dann haben Sie Tabea anders gesehen.«
    »Und wie kennen Sie Ihre Tochter?«
    »Sie war mal wunderschön. Dann aber traf sie der Fluch. Plötzlich bildeten sich Geschwüre in ihrem Gesicht und an ihrem gesamten Körper. Keiner wusste, wieso und warum. Wir haben verschiedene Ärzte aufgesucht, die nur die Schultern gehoben haben. Eine alte Schamanin konnte sie auch nicht von diesem Fluch und dem schrecklichen Aussehen befreien. Sie musste eben damit leben, und wir mussten es auch, leider.«
    »Das ist schwer zu begreifen.«
    »Es ist eine Tatsache, Mr Sinclair.«
    »Und was haben Sie getan?«
    »Wir taten das, was wir tun mussten. Wir haben dem Druck der Menschen nachgegeben, denn niemand wollte sie mehr in seiner Nähe haben. Wir auch nicht, Mr Sinclair. Aber wir fühlten uns noch zu jung. Wir wollten unser Leben fortführen, ohne diesen Ballast. Sie können sich nicht vorstellen, wie die Geschwüre ausgesehen haben. Überall am Körper waren sie zu sehen. Sie platzten auf, sie sonderten eine Flüssigkeit ab, die widerlich stank. Damit konnten wir nicht leben. Das war einfach unmöglich, und so befolgten wir den Rat der alten Schamanin. Wir haben unsere Tochter in der Dschungel geschickt. Das heißt, die anderen haben es getan, denn wir waren bereits weg. Aber wir haben es immer bereut, denn glücklich sind wir hier in der Fremde nicht geworden. Immer wieder mussten wir an Tabea denken. Dass sie jetzt hier ist und ihre Rache will, ist vielleicht nur zu verständlich.«
    Ich sagte nichts. Auch Maria und Alfonso Sanchez schwiegen. Sie hielten die Köpfe gesenkt, und die Frau wischte sich verstohlen ein paar Tränen aus den Augenwinkeln.
    »Es geschieht uns recht«, erklärte ihr Mann mit tonloser Stimme. »Ja, es geschieht uns recht. Wir haben das Unrecht an ihr begangen und werden jetzt dafür büßen müssen.«
    »Einspruch, Mr Sanchez«, sagte ich. »Sie mögen zwar Unrecht auf sich geladen haben, aber es gibt nichts auf der Welt, was einen Mord rechtfertigt. Tabea, ihre Tochter, hat zwei Morde begangen, und das an Personen, die überhaupt nichts mit ihrem Schicksal zu tun hatten. So etwas kann nicht hingenommen werden.«
    »Aber wir sind ebenfalls schuldig!«, rief Maria.
    »Das müssen Sie mit sich selbst ausmachen. Doch glauben Sie nicht, dass Ihre Tochter Gnade kennen wird, wenn sie Ihnen gegenübersteht. Sie will ihre Rache, und es gibt jemanden, der sie dazu getrieben hat.«
    »Wer denn?«
    Ich schaute Maria

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