1532 - Lasim und Paranakk
Antwort. Warum hast du versucht, mich umzubringen, du Monster von Superintelligenz?"
Ein Lachen klang in ihr auf, laut und dröhnend. Sie bekam Kopfschmerzen davon und schrie: „Hör auf!"
Es wurde ruhig, und dann kehrte die Stimme von ES zurück, diesmal auf akustischem Weg. „Wer bist du?" fragte sie, und die Worte drangen von überall her aus der Luft an ihre Ohren. „Es kann nicht sein, daß du hier bist. Es ist unmöglich. Überschneiden sich zwei Wirklichkeiten?"
„Ich weiß nicht, was du meinst. Erkläre es mir!"
„Das kann ich nicht. Ich muß mich zuerst überzeugen, daß es wirklich so ist. Komm zu mir, Terranerin. Auch wenn es dich in dieser Zeit und an diesem Ort gar nicht geben kann."
„Du hast versucht, mich zu töten!"
„Das kann nicht sein. Ich wüßte es. Bist du sicher, daß du dich in dieser Zeit und auf dieser Wirklichkeitsebene befunden hast?"
„Nein, ich bin nicht sicher. Ich habe zwar mit denselben Daten und Koordinaten gearbeitet, aber ich habe vergessen, die Daten zu löschen, die Ambush zuvor eingegeben hatte."
Während sie es sagte, wurde ihr bewußt, daß sie damit tatsächlich einen Fehler gemacht hatte. Sie war nicht dort gelandet, wo sie hingewollt hatte. Sie war an das Ziel gelangt, von dem die beiden Terraner und der Nakk zurückgekommen waren. „Du hast mich hereingelegt, Sato!" zischte sie. „Aber das wird dir eines Tages noch leid tun!"
„Ich weiß nicht, wer das ist", verkündete ES. „Aber jetzt komm. Komm in die Maschinenstadt.
Du kannst den Turm nicht verfehlen!"
Sie setzte sich in Bewegung und eilte zwischen die Gebäude hinein. Erst lief sie eine Weile geradeaus, dann wählte sie mehrere Abzweigungen und näherte sich so im Zickzackkurs dem Zentrum.
Irgendwann stand sie vor einem Energievorhang und blieb stehen. „Was soll das?" murmelte sie.
Sie erhielt keine Antwort und wandte sich in eine andere Richtung. ES spielte mit ihr oder beabsichtigte, sie auf einem ganz bestimmten Weg zum Turm gelangen zu lassen. Wer die Superintelligenz kannte, der wußte, daß dies etwas zu bedeuten hatte.
Am nächsten Hindernis ersparte sie sich die Fragerei und wählte den Weg, den sie gekommen war. Doch auch hier verwehrte jetzt ein Schirm das Durchkommen, und so blieb ihr nur die eine schmale Gasse, die zwischen hoch aufragenden Quadern hindurch in das Zentrum führte. In dieser Gasse sah sie jetzt auch zum erstenmal den Turm, noch gut einen Kilometer entfernt. Sie beschleunigte ihren Gang und rannte auf ihn zu, überquerte mehrere Plätze und gelangte auf eine breite Straße. Noch immer blieb alles still, doch plötzlich trat ihr ein Schatten in den Weg. „Homunk!" rief sie aus. „Was soll das alles?"
„Das frage ich dich. Du bist eine Terranerin. Wie heißt du?"
„Weißt du das denn nicht? Und vor allem, in welcher Zeit befinden wir uns hier?"
„Wir schreiben das Jahr viertausendundachtundzwanzig terranischer Zeitrechnung. Genügt dir das als Auskunft?"
Idinyphe blieb stumm. Umgerechnet war dies sieben Jahre vor dem Eintritt der Großen Katastrophe. „Du weißt genau, wer ich bin. Wieso nennst du die Jahreszahl nicht in der gebräuchlichen Neuen Galaktischen Zeit?"
Täuschte sie sich, oder wirkte der Roboter irritiert? „Eine solche Zeitrechnung ist mir nicht bekannt!"
„Danke, Homunk. Ich begreife. Mein Name lautet übrigens Idinyphe!"
Einen Augenblick nur schaute sie zur Seite, aber da war Homunk spurlos verschwunden, und ein Stück weiter die Straße entlang schwebte ein dunkler Schatten auf sie zu. Obwohl die Lichtverhältnisse in der Straßenschlucht nicht gerade günstig waren, sah sie doch sofort, daß sie es mit einem Nakken zu tun hatte. „Paunaro?" fragte sie. „Wo sind Ambush und Rhodan? Kann ich mich irgendwo vor ihnen verbergen?"
Der Nakk gab ihr keine Antwort, und jetzt sah sie an der Ausrüstung des Exoskeletts, daß es weder Paunaro noch Willom noch Ulthar war. Überhaupt erinnerte sie die „Rüstung" des Nakken an keines der Wesen, die sich derzeit auf Akkartil aufhielten.
Fünf Meter vor ihr hielt der Nakk an. Idinyphe starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Ihre Lippen bewegten sich. „Idinyphe!" klang es ihr entgegen. „Idinyphe, die Erleuchtete! Nur der Pararealität ist es zu verdanken, daß wir uns begegnen!"
„Wer ... wer bist du?" hauchte sie. Gleichzeitig versuchte sie, mit ihren von Anansar angeregten Sinnen etwas zu erkennen. Da war etwas, was sie unterbewußt wahrnahm und was jetzt, als sie sich darauf
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