1536 - Der Weise von Fornax
Quartier auf. „Wir pfeifen auf das Begrüßungszeremoniell", polterte sie los. „Wir haben mit den Hanseaten nichts zu schaffen. Ich habe diesem jungen Krallenbeißer gesagt, was uns sein Chef und dessen Hanse-Sprecher können.
Meine Leute und ich haben beschlossen, unsere eigenen Wege zu gehen."
„Recht so", sagte Alaska beipflichtend. „Was?" staunte die Kommandantin der WO-MUN. „Du hast überhaupt keine Einwände? Wozu habe ich mich dann so in Rage gebracht?"
„Ich bin ganz deiner Meinung, Sey-Nia", erwiderte Alaska. „Ich möchte nur darum bitten, daß ihr euch in Kontor Fornax nicht wie die Wilden aufführt. Und noch eins. Haltet die Augen offen und die Ohren steif.
Vielleicht bekommt ihr bei Gesprächen mit den Bürgern etwas in Erfahrung. Ich bin noch immer der Meinung, daß hier einiges nicht stimmt. Wir müssen herausfinden, was hier gespielt wird."
„Wir werden höflich, gesittet und umgänglich - aber auch penetrant neugierig sein", versicherte Sey-Nia-M’en grinsend. Die Kartanin schüttelte fassungslos den Kopf. „Du überraschst mich immer wieder aufs neue, Alaska."
„Ein Rat noch, den ihr beherzigen solltet", rief Alaska Saedelaere der Kartanin nach, als sie sich bereits entfernte. „Ihr solltet immer in Gruppen zusammenbleiben. Sicher ist sicher."
„Natürlich, es könnte ja zu Zusammenstößen mit lausigen Karaponiden kommen!"
Als Alaska Saedelaere und die siebzehn Mannschaftsmitglieder der TAMBO zehn Minuten später in ihren SERUNS ins Freie traten, sahen sie, wie sich die fast zweihundert Kartanin mit ihren flugfähigen Schutzanzügen in die Luft erhoben. „Hanseaten, bringt euch in Sicherheit!" rief Modlar Pereviz. „Die kartanische Gefahr ist im Anflug."
„Warum halten wir es nicht wie Sey-Nia-M’en und ihre Leute?" erkundigte sich Viira Quenschar. „Wir sind ebenfalls nicht auf eine Transportplattform angewiesen."
„Stimmt, aber im Gegensatz zu den Kartanin haben wir gegenüber den Hanseaten einige Verpflichtungen", sagte Alaska Saedelaere.
Sie bestiegen die LÜBECK-1, die von Daniel Muhler gesteuert wurde, und wirkten auf der gewaltigen Plattform, die einst für die Entsorgung des Parataus gedient hatte, wie ein verlorener Haufen.
Daniel Muhler machte einen betroffenen Eindruck; vermutlich fürchtete er ein Donnerwetter seines Chefs, weil er ohne die Kartanin kam.
Der Flug bis zum Hansekontor dauerte nur wenige Minuten. Vor dem großen Hauptgebäude waren an die fünfzig Gleiter und Schweber verschiedenster Bauart gelandet. Hinter einer von etwa hundert Robotern gebildeten Absperrung tummelten sich an die fünfzig Leute. Fliegende Kameras schwirrten durch die Luft und fingen die Bilder von der Landung der LÜBECK-1 und den achtzehn Terranern ein, die von Daniel Muhler zum Hauptportal geleitet wurden. „Müssen wir uns danach dieser Meute stellen?" erkundigte sich Modlar Pereviz unbehaglich. „Ich werde die Reporter abzuwimmeln versuchen", versprach Alaska Saedelaere.
Sie kamen durch eine langgestreckte Halle in einen halbkreisförmigen Saal. An der geraden Seite stand ein Tisch mit dreizehn Sitzen. Diesem gegenüber erstreckten sich im Halbbogen zehn stufenförmig angeordnete Sitzreihen. Daniel Muhler bat sie, in der Mitte der untersten Sitzreihe Platz zu nehmen, versicherte ihnen, daß sie nicht lange zu warten brauchten, und zog sich dann zurück.
Tatsächlich erschien gleich darauf Pirmin Deix in einer Kombination der Hanse des 5.
Jahrhunderts, die durch verschiedene Accessoires geschmückt war. Er begrüßte Alaska Saedelaere und die Mannschaft der TAMBO noch einmal als „Schiffbrüchige", die auf Kontor Fornax willkommen waren. Danach kündigte er die elf Hanse-Sprecher an und rief sie namentlich auf. „Ich bitte die ehrenwerte Tin-Ga-Hoj’y, ihren Platz einzunehmen!"
Eine dürre Kartanin, deren Fell schon leicht angegraut war und die die gleiche Kombination wie der Hansechef trug, trat in den Saal und nahm den Platz links von Pirmin Deix ein.
Der Hansechef rief den „ehrenwerten Tamulo", und ein Gurrad im Hansedreß betrat den Saal und setzte sich rechts des Hansechefs. Auch der Gurrad wirkte betagt.
Danach rief Pirmin Deix noch neun weitere Namen mit feierlicher Stimme auf, welchen Aufrufen fast lauter betagte und gebrechlich wirkende weibliche und männliche Terraner folgten. Auf Alaska Saedelaere machten die meisten den Eindruck von Marionetten, die eigentlich nichts zu sagen hatten; Strohmänner, die aus Tradition die Plätze der
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