1536 - Ghoul-Parade
Gespräch auch gehört.
»War der Ghoul bei Ed?«
»Ja, wir gehen davon aus«, sagte ich. Es hatte keinen Sinn, ihn anzulügen. Zudem war Johnny schon in seinen jungen Jahren durch höllische Situationen gegangen. Nur den Anblick wollte ich ihm ersparen.
Er schaute verunsichert auf Suko und dann auf mich. »Aber wie geht es jetzt weiter?«
»Wir denken, dass er sich noch hier in der Wohnung aufhält. Das schließen wir aus der Intensität des Gestanks. Da hat sich noch nichts verflüchtigt. Und deshalb sollten wir ihn suchen.«
Johnny schwankte etwas. »Was vermutet ihr? Der - der verdammte Leichenfresser ist noch hier?«
»Ja, das glauben wir.«
Und Suko schlug vor, dass es besser wäre, wenn er draußen im Flur auf uns wartete.
»Nein, Suko, nein! Das ziehe ich jetzt mit euch durch. Ihr wisst, aus welch einer Familie ich komme, und ich bin längst kein Kind mehr, auch wenn meine Mutter das nicht so richtig glauben kann. Und ich habe euch auf die Spur gebracht.«
Da mussten wir zustimmen, und ein Kind war Johnny wirklich nicht mehr.
Er war erwachsen, wir konnten ihm nichts sagen, nur raten, und so waren wir einverstanden, dass er blieb.
Es gab noch drei Türen, hinter die wir noch keinen Blick geworfen hatten. Ich machte den Anfang und drückte die Tür auf, an deren Vorderseite zwei sich überkreuzende Knochen hingen.
Vor uns lag der Wohnraum.
Ein großes Zimmer mit zwei fast bis zum Boden reichenden Fenstern.
Durch sie fiel genügend Licht in einen Raum, der sehr modern und zugleich puristisch eingerichtet war. Wenig Möbelstücke. Bei den vier Sesseln schimmerte das dunkle Leder. Ein paar Regale, ein schwarzer Teppich auf dem Boden, aber nichts, was als Versteck für einen Ghoul ausgereicht hätte. Diesen Raum konnten wir vergessen.
Johnny hatte gewartet, aber er war nicht faul geblieben und hatte eine weitere Tür geöffnet. Auch er schaute in ein leeres Zimmer, abgesehen von ein Paar Skiern und einer winterlichen Ausrüstung für Sportler.
»Bleibt noch die letzte Tür«, sagte Suko und wandte sich an Johnny.
»Hast du dort schon nachgeschaut?«
»Nein.«
Das taten wir jetzt. Schon an Sukos Gesichtsausdruck las ich ab, dass er kein besonders gutes Gefühl hatte, als er die Klinke drückte und die Tür mit dem Fuß nach innen stieß.
Ein Schlafzimmer.
Leer auf den ersten Blick, was sich dann änderte, als wir das Zimmer betraten. Johnny blieb nicht in der Diele zurück. Er kam uns allerdings auch nicht nach und blieb auf der Schwelle stehen.
Die Wohnung war sicherlich nicht für einen Single gedacht, denn dazu war dieser Schlafraum einfach zu groß. Es gab ein französisches Bett.
Wer darauf lag, hatte vom Kopfende aus einen perfekten Blick auf den großen Flachbildschirm an der Wand.
Eine Bar war auch vorhanden. Gut bestückt und mit Rollen. Das Fenster war auch hier von überdurchschnittlicher Größe, aber viel Licht drang nicht in das Zimmer, denn das Fenster wurde bis über die Hälfte hinweg von einem Faltrollo verdeckt.
»Leer«, fasste Suko zusammen. Doch er hatte es mit einem seltsamen Unterton in der Stimme gesagt.
»Was fällt dir auf?«
Suko deutete nach links. Eine Wand wurde von einer Außenfront eines begehbaren Kleiderschranks eingenommen, aber das war es nicht allein, was dem Inspektor aufgefallen war. Es lag an dem Geruch, der auch in diesem Zimmer hing und von Suko praktisch erschnüffelt worden war.
»Sag es schon«, flüsterte ich.
»Du kannst mich auslachen oder nicht, John, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass es hier noch intensiver stinkt als in den anderen Räumen.«
»Stimmt.«
»Und das bedeutet?«
Ich drehte mich auf der Stelle und schaute mich um. »Dass er sich hier irgendwo aufhält. Versteckt, sodass wir ihn nicht sehen können.«
Suko deutete auf meine Brust. »Was sagt dein Kreuz?«
»Keine Wärme.«
»He, das ist neu.«
Ich grinste. »Kann sein, dass es keine Ghouls mag.« Ich ließ meinen Talisman unter der Kleidung, denn die ausgefahrene Peitsche war stark genug. Außerdem war ich in der Lage, in Windeseile die Beretta zu ziehen, um effektiv eingreifen zu können.
Der begehbare Schrank hatte an der Vorderseite Lamellen, damit darin die Luft zirkulieren konnte, aber hier zirkulierte nur der Gestank.
Durch die Lamellen konnten wir nicht schauen, weil sie schräg angebracht waren. Also mussten wir eine der beiden Türhälften öffnen, um in den Schrank zu schauen.
Ich warf noch einen Blick über die Schulter. Johnny Conolly stand in
Weitere Kostenlose Bücher