1537 - Der Schlafwandler
schüttelte den Kopf.
Bill, der ebenfalls wach lag, fragte: »Was ist los? Hast du dich noch immer nicht beruhigt?«
»Das siehst du doch.«
»Bitte, du musst akzeptieren, dass sie sich selbst umgebracht hat.«
»Ja, das akzeptiere ich auch, Bill. Aber sie ist nicht einfach so ins Wasser gegangen.«
»Sondern?«
»Man hat sie getrieben.« Sheila nickte. »Ja, ich gehe nicht davon ab. Man hat sie getrieben. Dahinter steckt mehr. Das fühle ich einfach, und das lasse ich mir auch nicht ausreden. Tut mir leid.«
»Was willst du tun?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich muss irgendetwas unternehmen, und das lasse ich mir nicht ausreden.«
»Wie du willst. Was ist denn mit John und Suko? Willst du sie mit ins Boot nehmen?«
»Nein, auf keinen Fall. Sie lasse ich außen vor. Die denken genauso wie du.«
»Es gibt aber keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung. Deborah Crane ging ins Wasser, das ist es gewesen. Und du hast sie gekannt, das habe ich auch. Ich bin ja einige Male mit dir in der Boutique gewesen. Aber das ist auch alles. Du kannst keinem Menschen hinter die Stirn sehen. Weißt du, wie es in ihrem Innern ausgesehen hat? Was sie dazu bewog, ins Wasser zu gehen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Aha.«
»Aber ich will es wissen. Mein Misstrauen ist noch nicht verschwunden. Ich spüre den inneren Drang, hier nachzuhaken. Alles andere kannst du vergessen. Ich muss es tun. Ich will mehr über ihr Leben wissen.«
»Dazu wünsche ich dir viel Glück.«
»Danke.«
Für Bill war die Diskussion damit beendet. Er drehte sich auf die andere Seite und versuchte, Schlaf zu finden, was ihm erst später gelang. Da sackte er förmlich weg und wurde erst wieder wach, als es draußen bereits dämmerte.
Sheilas Bett war leer, und Bill ahnte Schlimmes. Mit einem Satz war er aus dem Bett. Er rief nach Sheila. Doch sie war schon aus dem Haus, ebenso wie Johnny.
In der Küche fand er eine Nachricht auf dem Tisch. Bill las sie laut.
»Tut mir leid, Bill, aber ich muss der Sache nachgehen. Ich finde sonst keine Ruhe.«
»Scheiße«, flüsterte der Reporter, »auch das noch.«
Er ärgerte sich, dass er so lange geschlafen hatte. Er war auch ehrlich genug, um zuzugeben, dass er Sheila nicht hätte halten können. Sie hatte ihren eigenen Kopf, was er im Laufe seiner Ehe schon öfter erlebt und auch erlitten hatte…
***
Die Boutique lag in einem Wohn-und Geschäftskomplex. Man hatte die untere Etage eben mit ein paar Geschäften und kleinen Restaurants vollgestopft und darüber das Hochhaus mit den zahlreichen Wohneinheiten gebaut.
Auch Deborah Crane hatte eine dieser Wohnungen gemietet. Das wusste Sheila, obwohl sie noch nicht darin gewesen war. Deborah hatte ihr nur davon erzählt.
Genau in diese Wohnung wollte sie hinein, ohne allerdings zu wissen, wie sie es genau anstellen sollte. Aus Erfahrung wusste sie, dass diese Blocks verwaltet wurden. Dazu gehörte auch, dass man einen oder zwei Hausmeister angestellt hatte, und mit ihm wollte Sheila reden, um in die Wohnung zu gelangen.
Da sie schon sehr früh losgefahren war, herrschte noch nicht viel Betrieb in der Passage mit den zahlreichen Läden. Und sie hatte auch Glück, dass sie in der Tiefgarage einen freien Platz für ihren Wagen fand. In der Nähe des Aufzugs lenkte sie den Golf in eine der Parktaschen und stieg aus.
Noch immer war sie fest davon überzeugt, dass mit Deborah Cranes Tod einiges nicht in Ordnung war. Und sie ging weiter davon aus, dass sie in der Wohnung möglicherweise etwas fand, was ihren Verdacht bestätigte.
Mit dem Lift fuhr sie hoch und betrat die bunte und schöne Scheinwelt des Einkaufsvergnügens. Es gab alles, was das Herz begehrte. Oder was der Mensch nicht unbedingt brauchte. Aber darüber machte sie sich keine Gedanken. Sie wollte so schnell wie möglich den Hausmeister finden.
Als sie in der Höhe eines Springbrunnens war, meldete sich ihr Handy.
Mit einem Blick stellte sie fest, dass es nicht Bill war, was sie schon mal beruhigte. Da der Brunnen von einer Steinmauer umfriedet war, setzte sie sich dort nieder.
»Ja?«
»Hi, Sheila.«
Für einen Moment war sie so überrascht, dass es ihr die Sprache verschlug. Sie musste schlucken, und erst dann konnte sie normal sprechen.
»Du, Glenda?«
»Ja, ich…«
»Was gibt es denn?«
»Ich möchte dich treffen.«
Sheila schwieg wieder. Nicht, dass sie etwas gegen Glenda gehabt hätte, aber ein Anruf von ihrer Seite war doch mehr als ungewöhnlich.
»Und - ahm - wann willst du mich
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