1537 - Der Schlafwandler
hier ihr Geschäft hat und auch hier im Haus wohnt.«
»Sie meinen doch nicht Mrs Crane?«
»Genau die meine ich.«
»Und was wollen Sie? Oder sind Sie gekommen, um ihre Schulden zu begleichen?«
Da hatte man Sheila eine Brücke gebaut, über die sie gehen konnte.
»Ja, deshalb bin ich auch hier.«
»Dann kommen Sie mal.«
Als Sheila das Summgeräusch hörte und die Tür aufstieß, fühlte sie sich plötzlich besser. Und sie glaube, nun einen Grund zu haben, um die Wohnung betreten zu können wie auch das Geschäft.
Sie ging durch einen kahlen Flur. Schon die erste Tür auf der rechten Seite wurde geöffnet, und Eddy Caution stand auf der Schwelle.
Er war ein dunkelhäutiger Mann mit einem spiegelblanken Kopf, einem langen Hals und einem Körper, den er unter einem grauen Kittel verborgen hatte. Unter dem Saum schauten die Hosenbeine einer Jeans hervor.
Sheila schien ihm zu gefallen, denn sehr freundlich bat er sie, einzutreten. Sie betrat ein Büro, das auch so etwas wie eine kleine Überwachungszentrale sein konnte. Es gab vier Monitoren. Sie alle gaben die Bilder wieder, die sich an den zentralen Stellen und neuralgischen Punkten des Einkaufszentrums abspielten.
Eine Sitzecke gab es ebenfalls, auch wenn sie von einem Schreibtisch mit Laptop teilweise ausgefüllt wurde.
Sheila durfte Platz nehmen. Eddy Caution nahm eine Mappe zur Hand, die er bereitgelegt hatte.
»Es ist natürlich schade um Mrs Crane, dass sie sich das Leben genommen hat, aber sie sah wohl keinen Ausweg mehr.«
»Und es ging um Geld?«
»Ja.« Caution legte seine glatte Stirn in zahlreiche Falten. »Drei Monate Mietrückstand, das ist hart.«
»Wie hoch ist die Summe?«
»Über zweitausend Pfund.«
»Oh, das ist nicht wenig.«
»Sie sagen es.«
Eddy Caution legte den Kopf schief. »Und Sie sitzen jetzt hier, um mir zu sagen, dass Sie die Summe begleichen wollen?«
»Ja, das wäre möglich.« Sheila zögerte noch. »Aber es ist auch nicht so einfach für mich.«
»Das kann ich nachvollziehen.«
»Ich meine nicht mal das Finanzielle. Sie können sich vorstellen, dass ich schon leicht geschockt war, als ich erfuhr, dass Deborah sich umgebracht hat. Wenn ich jetzt für sie einspringen und ihre Schulden begleichen soll, möchte ich schon mehr über ihre finanzielle Lage wissen.«
»Das steht in den Unterlagen.«
»Ja, das denke ich mir. Das ist auch so weit okay. Aber ich würde gern einen Blick auf ihre persönlichen Dinge werfen.«
Eddy Caution dachte länger nach als gewöhnlich. Dabei verzog er seinen Mund. »Das geht nicht so ohne Weiteres. Denn das bedeutet, dass ich Ihnen die Wohnung aufschließen muss.«
»So sehe ich das auch.«
»Aber es ist nicht rechtens.«
Sheila lächelte. »Das stimmt«, gab sie zu. »Aber denken Sie daran, dass ich in der Lage bin, ihre Schulden zu übernehmen. Ich könnte es auch lassen, denn ich bin ihr nicht verpflichtet und auch nicht mit ihr verwandt. So könnten wir einen Deal schließen.«
Caution lächelte. »Sie können mir viel erzählen, Mrs Conolly. Letztendlich ist es mir auch egal, ob die Mietschulden gezahlt werden. Ich habe nichts davon.«
Sheila wusste wie der Hase lief. »Aber Sie hätten gern etwas davon, denke ich mal.«
»Ja, das will ich nicht abstreiten.«
»Reichen hundert Pfund?«
Der Mann bekam einen leicht gierigen Blick und meinte, dass zweihundert besser wären. »Dann würde ich sogar vergessen, dass Sie hier bei mir gewesen sind.«
»Und ich bekomme von Ihnen den Schlüssel zur Wohnung der Verstorbenen?«
»Genau, und zu deren Geschäft.«
Sheila öffnete ihre Umhängetasche. Da der gierige Blick immer noch auf dem Gesicht des Hausmeisters lag, zog sie das Geld so hervor, dass Caution nichts erkennen konnte. Danach legte sie die Scheine auf den Tisch, die blitzschnell verschwunden waren. Nicht ganz so schnell erhielt Sheila zwei Schlüssel, denn Caution hatte sie erst suchen müssen.
»Sie brauchen nur bis zur vierten Etage zu fahren.«
»Danke.«
»Und glauben Sie nicht, dass ich so etwas immer mache. Aber in Anbetracht der Dinge kann ich mir das schon erlauben, finde ich. Oder sind Sie anderer Meinung?«
»Dann wäre ich nicht hier.«
»Außerdem sehen Sie nicht so aus, als wollten Sie die Wohnung ausräumen.«
Sheila gab darauf keine Antwort. Sie schüttelte nur den Kopf und war froh, diesen Ort wieder verlassen zu können. Jetzt hatte sie es eilig, und deshalb lief sie mit schnellen Schritten zum Brunnen zurück, wo Glenda tatsächlich schon
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