1537 - Der Schlafwandler
warten noch eine Viertelstunde. Sollte sich bis dahin nichts getan haben, rufe ich Glenda auf dem Handy an. Ich will nicht, dass dieser Fall an uns vorbeiläuft.«
»Nichts dagegen, John.«
Ich wartete und streckte meine Beine aus. Die Hände legte ich in den Nacken und schickte meinen Blick gegen die Zimmerdecke.
Glenda gehörte zum Team, das war schon okay. Und sie war auch mehr als nur eine Sekretärin. Man konnte sie inzwischen als unsere Assistentin ansehen. Zudem besaß sie noch die besonderen Fähigkeit, sich wegbeamen zu können.
Hin und wieder ging sie mit an die Front. So war es auch in diesem Fall, aber Alleingänge waren wir eigentlich nicht von ihr gewohnt. Und wenn sie und Sheila gemeinsam vorgingen, konnte das schon zu einer explosiven Mischung werden, denn die beiden Frauen hatten so leicht vor nichts Angst und waren eher das, was man forsch nennt.
Aber auf wen würden sie treffen? Was steckte überhaupt hinter den Selbstmorden? War es ein Paar, das hier seine Fäden zog, oder gab es noch weitere Personen, die gewisse Pläne verfolgten? Es gab zwei Zeugen, und ich hatte mir inzwischen vorgenommen, mit ihnen zu sprechen.
Mitten in meine Überlegungen hinein meldete sich das Telfon.
»Das ist Glenda«, sagte Suko.
Ich zuckte mit den Schultern und hob ab. Suko hatte sich nicht geirrt. Es war tatsächlich Glenda.
»Aha«, sagte ich nur.
»Was heißt das denn - aha?«
»Wir haben auf deinen Anruf gewartet.«
»Ach so.«
»Und? Was habt ihr herausgefunden?«
»Nicht viel, aber einiges, John. Hör zu…«
Das tat ich, und Suko hörte Glendas Bericht über den Lautsprecher mit.
Beide Frauen waren in die Wohnung Deborah Cranes gelangt und befanden sich nun auf dem Weg ins Geschäft. Es war schon interessant, was sie in der Wohnung gefunden hatten. Die Aufzeichnungen deuteten tatsächlich darauf hin, dass sich Deborah Crane bewusst das Leben genommen hatte, um ein neues zu beginnen.
Darauf sprach ich Glenda an. »Kannst du dir etwas darunter vorstellen?«
»Ich weiß nicht, ob man das neue Leben aus dem kirchlichen Blickwinkel betrachten kann. Eher wohl nicht. Sie muss sich da in etwas hineingesteigert haben, und das hat sie auch nicht allein getan. Denk an den Namen Karel Sorbas.«
»Den habe ich noch nie gehört.«
»Ich zuvor auch nicht, John. Aber er muss eine wichtige Rolle in diesem Fall spielen.«
»Okay, wir werden sehen, ob wir etwas über ihn herausfinden. Und was habt ihr vor?«
Sie erzählte es mir.
»Gut, und dann?«
»Keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Wir setzen darauf, dass wir etwas in Debbies Geschäft finden. Es ist eine Hoffnung, nicht mehr, aber der Name Karel Sorbas ist konkret.«
»Sehr gut, Glenda, aber ich denke an die Aussagen der Zeugen. Sie haben von zwei Personen gesprochen. Es war eine Frau dabei. Habt ihr da irgendeinen Hinweis gefunden?«
»Nein, das haben wir nicht. Aber sie muss eine Rolle spielen. Ich glaube nicht, dass die Zeugen sich geirrt haben.«
»Ja, so sehe ich das auch.«
»Dann wisst ihr Bescheid. Sheila und ich stehen vor dem Geschäft. Wir haben den Schlüssel. Ich melde mich wieder.«
»Wir warten. Und gebt trotzdem acht.«
»Keine Sorge, wir sind vorsichtig.«
Wenn Glenda sich irgendwo einmischte, dann ging sie sehr forsch zu Werke. Das erlebten wir auch hier.
Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und schaute Suko an, der die Schultern hob.
»Wir haben einen Namen«, sagte er.
»Und? Was könnte er bedeuten?«
»Gibt es nicht so etwas wie eine Sterbebegleitung?«
Ich war nachdenklich geworden. »Ja, das stimmt. Vor Jahren hatten wir mal damit zu tun. Diesen Sorbas könnte ich noch akzeptieren. Aber welche Rolle spielt die Frau?«
»Wir setzen uns vor den Schirm und schauen mal nach.«
Es blieb uns nichts anderes übrig.
Hoffentlich war der Weg ins Internet erfolgreich. Es gibt ja nicht wenige Menschen, die sich dort gern präsentieren. Sei es aus beruflichen Gründen oder einfach nur, um anderen zu zeigen, wie toll sie waren, und sie an ihrem Leben teilhaben lassen wollten.
Wir fingen an zu suchen und hatten recht schnell Erfolg. Es gab dieses Karel Sorbas. Sogar ein Foto von ihm sahen wir. Ein hoch gewachsener Mann mit kurzen, sehr blonden haaren, die mir schon gefärbt erschienen. Das Gesicht war in Höhe des Mundes zu einem Lächeln verzogen, und trotzdem hatte es eine gewisse Starre nicht verloren. Auf mich machte es einen hölzernen Eindruck.
»Kennst du ihn?«, fragte ich Suko.
»Nein, noch nie
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