1537 - Der Schlafwandler
verdammt wichtig gewesen sein, sonst hätte sie ihn nicht in Versalien geschrieben.«
»Könnte es ihr Freund gewesen sein?«
Sheila hob die Schultern. »Das glaube ich nicht. Debbie hatte von ihrer letzten Beziehung noch die Nase voll. Das hat sie mir deutlich zu verstehen gegeben.« Sie blätterte weiter, und auf der letzten Seite fand sie noch einen Eintrag.
»Er wird mich begleiten«, las sie leise vor und legte das Tagebuch auf den Schreibtisch. »Mein Gott, Glenda, das ist es doch! Das ist der Beweis, der meine Theorie stützt. Sie ist ins Wasser gegangen, aber sie war nicht allein. Dieser Karel muss bei ihr gewesen sein. Gewissermaßen als Sterbebegleiter.«
»Ja, so etwas gibt es«, murmelte Glenda. »Auch wenn ich es schaurig und schlimm finde.«
»Dann könnte er auch Deborahs Mörder gewesen sein, der sie zum letzten Schritt gezwungen hat.«
»Das wäre möglich.« Glenda trat vom Schreibtisch weg und hob den Laptop an. »Mal schauen. Vielleicht finden wir hier weitere Informationen über ihn.«
»Gut.«
Beide Frauen wechselten die Plätze, und Glenda klappte den Deckel auf. Noch in derselben Sekunde verzog sich ihr Gesicht, denn ihr stieg ein säuerlicher und beißender Geruch in die Nase, und als sie einen Blick auf die Tastatur warf, da sah sie, dass alles wie verbrannt und eingeschmolzen wirkte. Mit dem Bildschirm sah es nicht besser aus. Er war ebenfalls zerstört worden.
Sie atmete tief durch, und ihr Gesicht nahm einen kantigen Ausdruck an.
»Unsere Bekannte hat gewusst, was sie tat. Sie hat alle Spuren gelöscht. Den Computer kannst du auf den Müll werfen.«
»Das hätte ich nicht gedacht.«
»Deborah Crane ist mit voller Absicht ins Wasser gegangen, und nicht nur das. Sie hat es auch gründlich vorbereitet, wobei sie noch einen Sterbehelfer gehabt hat.«
»Muss man den bezahlen?«
Glenda hob die Schultern. »Das kann sein. Auch der Tod kostet Geld. Ich denke nicht, dass Sterbebegleitung umsonst ist. Aber ich meine damit die normale. Man kann in die Schweiz fahren, um dort in Ruhe zu sterben. Nur ist das nicht umsonst. Das müssen wir uns mal vor Augen halten. Es kostet Geld, weil es ein längerer Prozess ist. Aber hier bin ich skeptisch, Sheila. Ich weiß nicht, ob sie dafür hat zahlen müssen.«
»Denk an die Schulden.«
»Ja, die hat sie gehabt. Das akzeptiere ich. Man müsste mehr über diesen Karel Sorbas wissen. Vielleicht steht etwas im Internet. Da können wir heute noch nachschauen. Oder es steckt etwas völlig anderes dahinter, woran wir noch gar nicht gedacht haben.«
»Und was könnte das sein?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht müssen wir umdenken. Den Fall von einer ganz anderen Seite angehen.« Glenda verengte die Augen. »Mich, Sheila, haben die Aussagen der beiden Zeugen stutzig gemacht. Denn sie sprachen von zwei Personen. Von einem Mann und von einer Frau, und ich glaube nicht, dass sich die beiden geirrt haben, auch wenn die Lichtverhältnisse nicht eben ideal gewesen sind.«
»Ich stimme dir zu, Glenda. Nur haben wir leider keinen Frauennamen in dem Buch gefunden.«
»Das ist die Tragik.«
»Was bleibt?«
Glenda stand auf und ging durch das Zimmer. »Müssen wir so lange warten, bis ein weiterer Selbstmord passiert ist?«
»Das will ich nicht hoffen.«
Glenda trat ans Fenster. Sie sprach nach draußen. »Aber es deutet einiges darauf hin.«
Sheila schaute gedankenverloren auf den zerstörten Bildschirm. »Ich weiß es nicht«, murmelte sie, »aber vielleicht haben wir noch eine Chance, wenn wir das Geschäft durchsuchen. Den Schlüssel dazu habe ich. Und danach kümmern wir uns um den Namen.«
Glenda fuhr herum. »Nein, das tun wir sofort. Ich werde John anrufen und ihm berichten, was wir bisher erreicht haben. Sollen er und Suko ins Internet gehen und uns dann Bescheid geben, wenn sie etwas gefunden haben.«
Sheila Conolly lächelte. »Die Idee ist gut, und ich habe auch keine Lust mehr, einen Alleingang zu starten…«
***
Glenda hatte Suko und mich allein gelassen, doch niemand von uns konnte behaupten, dass es ihn glücklich machte. Beide waren wir innerlich unruhig und gingen davon aus, einen Fehler begangen zu haben, weil wir uns nicht eingemischt hatten. Nur gab es offiziell keinen Grund für uns, in diesem Fall aktiv zu werden.
Und doch blieb etwas zurück, und das sprach ich auch aus. »Ich kann mir nicht helfen, Suko, aber mein Gefühl sagt mir, dass unter der Oberfläche etwas kocht.«
»Da könntest du recht haben.«
»Okay, wir
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