1538 - Der Thron von Arkon
es in dem großen Wohnraum gewaltig zu klirren begann, war Wossonow froh, daß er nur unzerbrechliches Geschirr an Bord hatte.
Fulgen war nun einmal ein Genie mit kleinen Fehlern.
Den köstlichen Braten servierte Tetch vorsichtshalber selbst. So etwas hatte Yart schon seit zwei Jahrzehnten nicht mehr gesehen, geschweige denn gegessen. „Irgendwie kann es in unserer Galaxis doch sehr schön sein", stellt er kauend fest. „Einem Ex-Imperator, der seinen Mitarbeitern solche Dinge gönnt, muß man einfach helfen. Ich werde die vielen Daten gewissenhaft auswerten. Etwas dürften wir finden."
„Denke an die Linguiden", mahnte der Butler. „Atlan hat ihnen einen gewaltigen Streich gespielt. Wenn jemand Mordmotive hat, dann die ehrbaren Friedenstifter."
Yart dachte über die Aussage nach, verschluckte sich dabei und begann nach Luft zu ringen.
Wossonow klopfte ihm kräftig auf den Rücken und erlöste den Plophoser aus seiner Atemnot. „Danke, vielen Dank", keuchte er. „Mir ist gerade etwas eingefallen, verstehst du?"
„Aber sicher", grinste Wossonow. „Wenn es etwas taugt, kannst du dich noch zehnmal verschlucken."
Yart lachte und hustete zugleich. Wossonow war gar nicht so übel, stellte er bei sich fest. Dann sprach er das aus, was ihm eingefallen war. „Hast du schon einmal etwas von einem linguidischen Friedensstifter namens Frando Alai gehört?"
Tetch stand vor dem Kunststofftisch und hatte die Hände auf die Kante gestützt. Die fingerlange Narbe auf seiner linken Wange verfärbte sich bläulich. „Frando Alai? Das ist der Chef der linguidische Ehren-Delegation, die schon vor einer Woche auf Arkon Ieingetroffen ist. Die offizielle Einladung erfolgte durch das imperiale Parlament. Man möchte Atlans bevorstehende Krönung miterleben und ihn würdigen. Wie kommst du auf diesen Namen? Junge, nun rede doch schon."
„Junge? Ich bin Jahrgang 1115 NGZ. Trotzdem vielen Dank."
„Und ich 1086 NGZ. Woher kennst du ihn?" wiederholte Wossonow lauter. „Der Name taucht in den Stiftermann-Daten auf. Seltsam, was?"
Wossonow drehte mit der Stiefelspitze den am Boden befestigten Drehstuhl herum und nahm wieder Platz. Sein Gesicht wurde plötzlich wieder von den harten, unpersönlich wirkenden Linien gezeichnet, die Fulgen einmal in Furcht versetzt hatten. „Sehr seltsam", bestätigte der ehemalige Cantaro-Jäger. „Was in diesen Speichern des Schreckens verankert ist, kann nicht harmlos sein. Fabelhaft, Fulgy, fabelhaft! Willst du uns helfen, den Ehrenwerten intensiv zu durchleuchten?
3.
Auf Arkon Ischien man in mancherlei Hinsicht die Uhr der Geschichte nicht nur angehalten, sondern zurückgedreht zu haben.
Die konventionelle Einstellung der Mehrheit aller Arkoniden und Arkonidenabkömmlinge trug oftmals seltsame Früchte.
In diesen Tagen der freudigen Erwartung feierte das Traditionsbewußtsein wahre Triumphe.
Uniformen und Trachten vieler Arkon-Völkerschaften waren über Nacht wieder in Mode gekommen. Man scheute sich durchaus nicht, syntrongesteuerte Milliardengeschäfte im Bereich des intergalaktischen Handels in Kleidungsstücken abzuwickeln, die zur Zeit der ersten Imperatoren von Arkon getragen worden waren.
Uralte, längst vergessen geglaubte Rangbezeichnungen aus Politik, kosmischem Handel, Großbürgertum und militärischer Hierarchie waren aus vergilbten Karteien und frühen Positronik-Aufzeichnungen hervorgeholt worden, um ein Ereignis feiern zu können, das man im Überschwang der Gefühle als Imperiale Inkarnation bezeichnete.
Umfassend gemeint war damit Atlans bevorstehende Krönung zum Imperator von Arkon.
Die langen, äußerst hitzig geführten Diskussionen im Imperialen Parlament des neuen oder zweiten Imperiums waren ergebnislos abgebrochen und an den Sonderausschuß für Imperiale Patriotische Zeremonien überwiesen worden.
Es war um die Namensgebung für den kommenden Imperator gegangen. Welche Bedeutung man dem Titel beimaß, war für Atlan selbst nebensächlich gewesen.
Zum Entsetzen der Patrioten hatte der ehemalige Kristallprinz und spätere Imperator Gonozal der Achte, Atlan, öffentlich erklärt, es sei ihm völlig gleichgültig, ob er nach seiner Wiederinthronisierung als Gonozal der Achte, oder als Gonozal der Neunte in die Geschichte eingehen solle.
Die stockkonservativen Patrioten wollten ihn wieder als den achten Gonozal sehen. Moderner eingestellte Arkoniden waren der Meinung, nach so langer Zeit und nach Überwindung der Monos-Diktatur wäre der Titel
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