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1539 - Im Wald der Wölfe

1539 - Im Wald der Wölfe

Titel: 1539 - Im Wald der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denn? Zeit ist für mich Geld. Die Leute haben bald Feierabend. So lange können Sie noch warten, denke ich.«
    Manchmal konnte Ted Franklin stur sein. Er war der Polizist und vertrat das Gesetz. Er ließ sich nicht gern etwas vorschreiben, und genau das machte er dem Unternehmer klar.
    »Wenn ich jetzt mit ihm reden will, dann ist das so. Dann lasse ich mich nicht abwimmeln.«
    »Okay, wie Sie wollen.«
    »Wo steckt er?«
    »Gehen Sie in den Wald. Aber passen Sie auf, dass Ihnen nichts passiert.«
    »Danke für die Warnung.«
    Bis zum Waldrand waren es nur ein paar Schritte, die der Konstabler zurücklegen musste. Der Boden verlor etwas von seiner Festigkeit. Er sah die tiefen Spuren, die Räder von Fahrzeugen hinterlassen hatten. Er hörte die Geräusche der Kettensägen lauter.
    Auf dem breiten Weg lagen gefällte Bäume an den Seiten. Eine Maschine war dabei, Stämme von Ästen zu befreien, eine andere schälte die Rinde ab. Jeweils ein Arbeiter bediente die Maschinen.
    Ein Mann, er einen gelben Helm trug, stellte sich dem Konstabler in den Weg.
    »He, wo wollen Sie hin?«
    Beide mussten gegen den Lärm der Maschinen anschreien, und Franklin erklärte seinen Wunsch.
    »Der Ire ist im Wald.«
    »Wie? Das bin ich doch auch.«
    »Aber tiefer. Bei den Fällern. Sie können jetzt hingehen. Wir haben den letzten Baum geschlagen.«
    »Danke. Und wo muss ich hin?«
    Franklin wurde die Richtung gezeigt. Er verließ den Weg und kämpfte sich dann vor. Einige Bäume lagen auf dem Boden. Sie hatten Lücken gerissen. Andere waren stehen geblieben und erhoben sich stolz über alle anderen.
    Ted Franklin hörte die drei Arbeiter. Sie waren damit beschäftigt, die dicksten Äste abzuschlagen, damit der Baum besser zu den Maschinen transportiert werden konnte. Da die Kettensägen schwiegen, war es beinahe ruhig geworden, abgesehen von den Stimmen der Holzfäller, die sich unterhielten.
    Der Polizist wurde gesehen, und die drei Männer ließen ihre Arbeit liegen. Sie schauten Franklin erstaunt entgegen, bis einer sagte: »He, die Polizei im Wald. Das ist neu.«
    Franklin blieb stehen. Er wandte sich an den Sprecher. Schon zuvor hatte er festgestellt, dass sich Brett Mahony nicht unter den Arbeitern befand, was ihn schon wunderte.
    Er ging noch näher und wandte sich an den Mann, der ihn angesprochen hatte. Beide kannten sich gut, denn sie waren zusammen in eine Schulklasse gegangen. Aber Ted musste auch zugeben, dass er Pat White nie besonders gemocht hatte.
    »Ah, unser Sheriff. Was ist los?«
    »Es geht nicht um dich, Pat.«
    »Da bin ich ja zufrieden.«
    »Ich suche Brett Mahony.«
    »Den Iren?«
    »Genau den.«
    White schaute sich um. Er tat es provozierend langsam und hob dabei mehrmals die Schultern.
    »Ich sehe ihn nicht.«
    »Wo ist er?«
    »Keine Ahnung, Ted. Wahrscheinlich ist er im Wald oder schon nach Hause gegangen.«
    »Aber er war hier?«
    »Klar.«
    Franklin gefiel das alles nicht. Allerdings war er nicht enttäuscht. Irgendwie passte alles in dieses Puzzle hinein. Ein Typ wie der Ire musste sich einfach so verhalten. Er war noch nicht wieder in Ordnung. Ted dachte an die Dämmerung und die ihr folgende Dunkelheit, die bald einbrechen würde, und das war dann eine Zeit, die Mahony nutzen konnte, wenn er das war, was der Konstabler tief im Innern befürchtete.
    »Wann ist er gegangen?«
    »Keine Ahnung. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut. Er meinte, dass er mal ins Gebüsch müsste. Na ja, von da an war er verschwunden. Nicht weiter tragisch. Es ging ihm sowieso den ganzen Tag über nicht besonders gut. Wir haben praktisch für ihn mitgearbeitet. So ist das gewesen, und mir ist es auch egal, wo er sich versteckt hält.« White nickte dem Konstabler zu und zog seine dicken Handschuhe aus.
    »In welche Richtung ging er?«
    »Hör auf, den Mist zu fragen. Er ist jedenfalls verschwunden. Tiefer in den Wald rein. Mehr kann ich dir auch nicht sagen. Was willst du überhaupt von dem Iren? Bist du noch immer sauer, dass er in der Kneipe die Prügelei angefangen hat?«
    »So ähnlich.« Franklin dachte gar nicht daran, Pat die Wahrheit zu sagen.
    Aber ein gutes Gefühl hatte er nicht. Da braute sich etwas zusammen.
    Dass Mahony vor Feierabend verschwunden war, empfand er nicht als normal.
    »Ist das schon öfter passiert, dass er mal abhaute?«
    »Nein. Oder weiß ich nicht.« White nickte. »Und jetzt will ich in Ruhe gelassen werden. Im Gegensatz zu dir habe ich heute nämlich gearbeitet, das solltest du dir mal vor Augen

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