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1539 - In der Eastside

Titel: 1539 - In der Eastside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Kartanin gelassen.
    Bei jedem anderen hätte eine solche Behauptung auf Ronald Tekener keineswegs beruhigend gewirkt - ganz im Gegenteil. Aber bei Dao-Lin-H’ay hatte er das sichere Gefühl, daß sie wüßte, wovon sie sprach. „Du wirst dich über diesen Empfang wundern, Han-Shui-P’on", sagte Mei-Mei-H’ar. „Aber es sind Umstände eingetreten, die diese Unterredung erforderlich machen. Du wirst in etwa zwei Stunden vor dem Rat Bericht erstatten. Wir werden dabei Zuhörer haben: Dao-Lin-H’ay und einen Terraner namens Ronald Tekener."
    Han-Shui-P’on zeigte keine Reaktion. „Ich möchte sichergehen, daß die letzte Wissende nicht durch irgendwelche dummen Gerüchte beunruhigt wird", fuhr Mei-Mei-H’ar fort.
    Han-Shui-P’on musterte die Höchste Frau mit einem seltsamen, etwas verächtlich wirkenden Blick. „Du willst wohl eher verhindern, daß ich etwas ausplaudere, was sie nicht wissen soll", vermutete er. „Da brauchst du nichts zu befürchten. Ich weiß, worauf es hier ankommt."
    Er hatte eine sehr tiefe Stimme. Er sprach schnell, energisch und deutlich. „Dessen wäre ich mir an deiner Stelle nicht allzu sicher", versetzte Mei-Mei-H’ar scharf. „Dein Bericht!"
    Ihr Tonfall ließ keinen Widerspruch zu. Han-Shui-P’on straffte sich und begann zu sprechen.
    Man hatte ihm die Aufgabe übertragen, eine Delegation von Ehrengästen zu leiten. Der „Einsatzort" dieser Gruppe lag auf dem Planeten Arkon I.
    Und damit war eigentlich alles klar, worum es bei diesem Bericht gehen würde: Um ein geplantes Ereignis, von dem Ronald Tekener und Dao-Lin-H’ay bereits gewußt hatten, bevor sie sich auf die, Reise nach Kartan begeben hatten.
    In der Milchstraße hatten die Arkoniden schon seit Wochen ein denkwürdiges Spektakel vorbereitet: Sie hatten den Entschluß gefaßt, zur Monarchie zurückzukehren und Atlan zu ihrem Imperator zu erheben.
    Dabei hatten sie allerdings die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn offenbar hatten sie es versäumt, sich rechtzeitig und ausführlich genug mit Atlan selbst über ihr Vorhaben zu unterhalten.
    Immerhin - zunächst hatte es so ausgesehen, als würde der Arkonide das Spiel mitmachen. Aber irgend etwas war dann wohl doch schiefgegangen, denn Han-Shui-P’on begann seinen Bericht mit der lapidaren Feststellung: „Die Krönung hat nicht stattgefunden."
    Ronald Tekener, der Atlan sehr gut kannte, konnte über diese ganze Geschichte nur lächeln. „Atlan als repräsentatives Aushängeschild seines Volkes?" sagte er. „Lächerlich! Wenn er auch nur ansatzweise darauf eingegangen ist, dann nur, um die Leute nicht unnötig vor den Kopf zu stoßen. Er hätte auf jeden Fall einen Weg gefunden, sich aus dieser Sache herauszuwinden."
    „Und das hat er offensichtlich auch geschafft", stellte Dao-Lin-H’ay nüchtern fest. „Es freut mich für ihn. Ich bin fest davon überzeugt, daß es ihm nicht gefallen hätte." Ronald Tekener lachte. „Du weißt sicher am besten, wovon du da sprichst", bemerkte er spöttisch.
    Wenn sie das Amt der Höchsten Frau angenommen hätte, wäre sie zur Herrscherin über ein Sternenreich geworden, das den Vergleich mit dem arkonidischen Imperium nicht zu scheuen brauchte.
    Wohlgemerkt: mit dem alten Imperium, das schon vor vielen Jahrtausenden zerfallen war. Der Einflußbereich der Kartanin in der Pinwheel-Galaxis war riesig.
    Ronald Tekener kannte Dao-Lin-H’ay mittlerweile gut genug, um Vergleiche zwischen ihr und Atlan ziehen zu können.
    Er fand, daß sie sich zumindest in einer Beziehung sehr ähnlich waren: Sie waren alle beide nicht dazu geschaffen, sich unter einem Wust von repräsentativen Pflichten ersticken zu lassen. Beiden lag der Hang zum Abenteuer im Blut. Selbst ein Sternenreich, so gewaltig es auch sein mochte, war zu eng für sie.
    Auf dem Planeten Arkon Ihatte man Atlans Hang zum Abenteuer in kosmischen Weiten nicht ausreichend berücksichtigt. Man hatte wohl auch vergessen, daß der Arkonide sich in einer so prekären Situation befand, daß ihm die Aussicht auf die bevorstehende Herrscherwürde ohnehin gleichgültig sein mußte.
    Noch knapp sechzigeinhalb Jahre, und dann war alles vorbei. Und zwar nicht nur für Atlan. Es sei denn, daß sie ES dazu bringen konnten, seinen fatalen Irrtum einzusehen und ihnen die Zellaktivatoren zurückzugeben.
    Und ich sitze hier auf Kartan herum - wozu eigentlich! dachte der Terraner mit plötzlicher Ungeduld. Als gäbe es keine wichtigeren Aufgaben, denen ich mich widmen könnte! Warum sind

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