Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
wenig sicherer fühlte. Die Zeiten, in denen man über Funk Verstärkung rufen konnte, waren leider vorbei, deshalb blieb ihm nichts anderes übrig, als sich den Mann auf die Schulter zu laden und ihn zurück zum Hauptquartier tragen.
    Fünf Straßen weit, das ging gerade noch.
    Unterwegs querten nur zwei Barbaren seinen Weg, die kurz zu überlegen schienen, ob er einen Überfall lohnte. Die Waffe in Leonids Hand hielt sie auf Abstand. Gute alte Strogoff; ohne sie wären sie schon alle längst geliefert.
    Bewohnern aus Ramenki begegnete er dagegen nicht. Nicht mal als das eigene Viertel in Sichtweite kam. Viele, die Leonid kannte, waren längst aus der Stadt geflohen, in der schrägen Hoffnung, sich irgendwo in der Wildnis besser durchschlagen zu können. Andere wagten sich kaum mehr aus dem Haus, denn wegen der Serumsknappheit war ein Techno des anderen Feind. Der Mann auf Leonids Rücken bewies das besser als alles andere.
    Und dann gab es noch jene, die in ganz Ramenki verzweifelt nach etwas Wertvollem suchten, dass sich auf dem Schwarzmarkt gegen Serum eintauschen ließ.
    Es muss dringend etwas passieren, dachte Leonid grimmig, so kann es einfach nicht mehr weitergehen.
    Auf einmal wünschte er sich an einen anderen, möglichst weit entfernten Ort, an dem es ruhiger und weniger misstrauisch zuging.
    Wo die anderen wohl gerade steckten? Arne Hansen und die übrigen Kameraden?
    Nun, wenn sie noch lebten, ging es ihnen sicher besser als ihm.
    ***
    Etwa zwanzig Meter vom Abhang entfernt stand Mr. Black aufrecht im Gras und winkelte seinen muskulösen Oberarm an.
    Die Hand zur Faust geballt, riss er den Arm abrupt in die Höhe und gleich darauf wieder herab. Er wiederholte die Bewegung dreimal hintereinander, als weithin sichtbares Zeichen, dass die gesamte Truppe so schnell wie möglich aufschließen sollte.
    Angeführt von Miss Hardy und Mr. Hacker, sprangen die Technos aus ihrer Deckung und rannten los.
    »Glauben Sie wirklich, dass das die richtige Entscheidung ist?«, fragte Sershant Hansen von der Seite.
    »Ja«, antwortete Mr. Black. »Warum fragen Sie jetzt schon zum dritten Mal? Zweifeln sie meine Befehle an?«
    Hansen hielt Blacks prüfendem Blick stand. Nur ein roter Hauch auf seinen Wangen verriet seine Aufregung. »Nein«, antwortete er betont ruhig. »Ich gebe auch zu, dass Ihre Argumente etwas für sich haben, trotzdem möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken. Ich könnte nicht vor mir verantworten, was Sie uns allen aufbürden wollen.«
    Black ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn Hansens Worte trafen. Das Risiko lag ihm durchaus schwer im Magen, doch es war längst zu spät, um noch einmal alles neu abzuwägen. Er hatte seine Entscheidung gefällt, nun musste er auch zu ihr stehen und sie notfalls vor den anderen verantworten.
    Unten im Tal krachten erneut Klingen aufeinander.
    Schmerzensschreie ertönten.
    Die Zeit wurde knapp.
    »Macht ordentlich Lärm!«, rief Black den nahenden Technos zu und wirbelte zur Bekräftigung mit den Armen.
    Honeybutt verstand als erste, was er von ihnen wollte. Nach ihrem Vorbild begann die gesamte Truppe zu lärmen und zu brüllen. Mit dem Wind im Rücken wehte der Krach lautstark zu ihnen hinüber.
    Unten im Tal wurde er ebenfalls gehört. Als Black zur Kante zurückkehrte, brachen die Barbaren ihren Angriff ab, um zu sehen, was sich da in ihrem Rücken zusammenbraute.
    Black trat offen an den Abgrund, um zu zeigen, dass es jemanden gab, der in den Konflikt eingreifen wollte. Seine markante, in schwarzen Armeehosen und einer weiten Armeejacke steckende Gestalt war weithin gut zu sehen. Seine Größe, Masse und Kleidung, aber vor allem das dunkelblonde, üppig wuchernde Haar machten ihn auch auf große Entfernung unverwechselbar.
    »Black!«, rief einer aus der Gruppe der Nosfera. Der Stimme nach war es Radek, nicht Navok.
    Umso besser. Wieder ein Bekannter mehr. Radek gehörte zu den gemäßigten Bluttemplern, mit denen er, aller Treue gegenüber Erzvater zum Trotz, in Moska gut kooperiert hatte.
    Mr. Black hob die Hand mit dem Schraubenschlüssel und winkte zu den Bluttemplern hinab. Graz, die Taratze, erwiderte den Gruß mit einem Furcht einflößenden Fauchen.
    Die Barbaren registrierten mit Unbehagen, dass weitere Fremde auftauchten, die sich mit den Nosfera verständigten.
    Die Technos waren inzwischen heran. Unter der Leitung von Arne Hansen reihten sie sich links und rechts von Mr. Black auf. Niemand durfte in zweiter Reihe stehen, jeder musste zu sehen sein.

Weitere Kostenlose Bücher