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154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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seit dem Umzug an die Erdoberfläche hier in weiser Voraussicht eingelagert wurden, wäre es für ihre Gemeinschaft noch viel schlechter bestellt gewesen.
    Leonid wusste genau, wohin er wollte.
    Nachdem er einen zwanzig Meter langen Gang hinter sich gelassen hatte, löschte er seine Fackel. Für einige Sekunden wurde es um ihn herum stockdunkel, doch nachdem sich seine Pupillen geweitet hatten, bemerkte er einen leichten Lichtschimmer, der von der vor ihm liegenden Ecke einfiel.
    Vorsichtig legte er das noch glühende Holz ab und schlich leise weiter.
    Als die Abzweigung hinter ihm lag, sah er die Quelle des gelblich-tranigen Scheins. Das flackernde Licht drang hinter einer halboffenen Tür hervor, dem Zugang zum Hauptdepot.
    Leises Klappern bewies, dass dort gerade jemand Sachen einpackte.
    Leonid umfasste das Gelenk seiner Schusshand und schlich weiter.
    »Nun macht schon!«, rief gerade jemand aufgeregt. »Das dauert alles viel zu lange!« Die Stimme war Leonid bestens bekannt.
    »Ja ja, nur die Ruhe«, antwortete eine Frau gereizt. »Wir müssen schon mit Bedacht auswählen, was wir mitnehmen, um maximalen Profit zu erreichen.«
    »Aber wenn die Ablösung kommt!«
    »Die lässt noch auf sich warten. Sieh auf die Sanduhr.«
    Leonid trat vor die halboffene Tür, die aus ganz normalem Stahlblech bestand. Schwere Luftschleusen innerhalb des Komplexes waren damals nicht notwendig gewesen.
    Pech gehabt, dachte er. Wenn Strugazki nicht gehustet hätte, würden wir tatsächlich alle noch im Appellraum sitzen.
    Mit einer schwungvollen Bewegung trat er die Tür auf, sprang in den Raum hinein und stieß die Strogoff im Beidhandanschlag nach vorne, als wollte er die drei Personen, die zu ihm herumwirbelten, aufspießen.
    Nikolai Isanin, der eigentlich auf Posten stehen sollte, langte nach der Waffe in seinem Gürtelholster.
    »Lass das!«, warnte Leonid. »Ich hab nicht die geringste Hemmung, dich über den Haufen zu schießen, du Verräter!«
    Der blonde Fähnrich zuckte wie unter einem Stromstoß zusammen, behielt aber die Hand an der Hüfte. Seine Augen waren rot unterlaufen und die Nase leicht angeschwollen.
    Vielleicht litt er nur unter einer leichten Allergie, vielleicht stand sein Immunsystem aber auch schon kurz vor dem Zusammenbruch. An seinem bartlosen Kinn blühten mehrere Pickel.
    Die beiden Figuren hinter ihm, ein Mann und eine Frau (die offensichtlich das Kommando führte), trugen Wildlederhosen, Leinenhemden und Felljacken. Es handelte sich nicht um Barbaren, dazu waren ihre Gesichter zu fein geschnitten.
    Leonid kannte beide vom Sehen. Von der Frau war ihm sogar der Name bekannt. Roxanna Irgendwas. Physikerin in den höheren Führungsebenen.
    Dieses Weib hatte sich stets für etwas Besseres gehalten, war sich aber nie zu schade gewesen, in ihrer maßgeschneiderten Kleidung die Blicke der niederen Ränge auf sich zu ziehen. Angesichts ihrer wohl proportionierten Figur hatte sie stets die männliche Aufmerksamkeit erregt, aber jeden mit Herablassung behandelt, der nicht eine aussichtsreiche Karriere in der Bunkerstadt vorzuweisen hatte.
    Sie jetzt mit zitternden Knien vor sich zu sehen, erfüllte Leonid mit grimmiger Freude.
    »Meine Güte, Leo, hast du uns erschreckt!«, versuchte sich Nikolai anzubiedern.
    »Nimm die Hand von der Waffe. Ich warne dich kein drittes Mal.«
    Roxannas namenloser Gefährte, irgendein Subkommissar, der bei ihr durfte, was Leonid stets verwehrt worden war, spannte seine Muskeln. Leonid fixierte den Kerl, ohne den Lauf einen Millimeter aus dem Ziel zu nehmen. »Keiner rührt sich«, befahl er, und der Subkommissar gehorchte.
    »Nur die Ruhe, Leo«, beschwichtigte Nikolai erneut und vollführte mit seiner freien Hand eine unterstreichende Geste.
    »Ich bin sicher, wir können über alles reden.« Ohne die andere Hand von der Pistolentasche zu nehmen, drehte er sich zu den beiden Pseudobarbaren um und signalisierte ihnen mit eindringlichen Blicken, dass er die Verhandlungen führen wollte. Leonid war das nur Recht. Umso mehr konnte er sich auf seinen Kameraden von ISR konzentrieren.
    »Hier gibt's nichts zu reden«, stellte er klar. »Ihr bestehlt die Gemeinschaft, um euch einen persönlichen Vorteil zu verschaffen.«
    Die voll gestopften Rucksäcke des Pärchens ließen tatsächlich keinen anderen Schluss zu. Nikolai stritt trotzdem alles ab.
    »Nein, nein, nein, das siehst du völlig falsch.« Seine Stimme schraubte sich bei jedem Nein weiter in die Höhe, bis er eine weiblich

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