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1540 - Das Drachenriff

1540 - Das Drachenriff

Titel: 1540 - Das Drachenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Purdy anschaute.
    Der junge Mann war um die dreißig und trug ein knielanges dunkles Jackett und eine braune Hose. Unter dem Jackett sah sie ein gelbliches Hemd. Ihm wuchsen die dunkelbraunen Haare bis über die Ohren und fast in den Nacken. Sie umrahmten ein starres Männergesicht mit einem leicht eckigen Kinn.
    Der Mann stellte eine Frage, und wieder musste Purdy Prentiss passen, weil sie die Sprache nicht verstand. Aber sie hatte ein gutes Gehör, und sie konnte sich vorstellen, dass sie in einer nordischen Sprache angesprochen worden war.
    Dann fragte sie: »Können Sie mich verstehen?«
    Die Frau gab so etwas wie einen Jubelschrei ab und lachte, während sie sagte: »Sie spricht Englisch! Himmel, sie spricht Englisch!«
    Die Staatsanwältin musste die Frage einfach stellen. »Ist das so etwas Besonderes?«
    »Ja…«
    »Warum?«
    »Hier schon. Hier in dieser Zeit.« Die Frau lachte kichernd. »Wir befinden uns nicht mehr in der normalen Zeit. Wir haben ein Tor durchschritten und sind in der Vergangenheit gelandet. Das ist kein Witz, wirklich nicht, und ich bin…«
    »Ich weiß, dass es kein Witz ist. Darauf könnt ihr euch verlassen, dass ich informiert bin:«
    Die Frau hatte einmal zu reden angefangen, und jetzt ließ sie sich nicht so leicht stoppen. »Aber du kommst nicht aus Norwegen wie wir beide. Wo hast du den Eingang gefunden?«
    »In London.«
    »Was?«
    »Ja, und ich möchte euch jetzt fragen, wo wir uns befinden. Wenn der Name Norwegen schon mal gefallen ist, kann ich wohl davon ausgehen, dass diese Insel zu dem Land gehört.«
    »Genau. Sie liegt vor der Küste. Aber sie befindet sich nicht mehr in der normalen Zeit. Wir müssen tausend Jahre zurückgehen. Tausend Jahre, verstehst du? Hier leben Wikinger, die Horden aus dem Norden. Sie haben den Turm gebaut, und sie halten die Insel besetzt. Das ist so. Aber ich sehe, dass du nicht gefesselt bist. Das ist gut, so können wir uns vielleicht wehren.«
    »Gegen euren Bewacher?«
    »Zum Beispiel.«
    Purdy Prentiss trat näher an die beiden Gefesselten heran. Jetzt konnte sie sogar lächeln. »Vor ihm braucht ihr euch nicht mehr zu fürchten«, erklärte sie, »denn er ist tot.«
    »Was sagst du da?«
    »Ja, es gibt ihn nicht mehr.«
    »Dann hast du ihn getötet?«, fragte der Mann.
    »Nein, das habe ich nicht. Das hat ein anderer Mensch getan, und zwar mit einer geweihten Silberkugel. Aber das zu erklären ist eine zu lange Geschichte. Ich werde sie euch später erzählen, wenn wir mehr Zeit haben. Zunächst sind eure Fesseln an der Reihe.«
    Jetzt war Purdy froh, dass sie das Schwert des Toten an sich genommen hatte.
    Sie nahm sich zuerst die Handfesseln der jungen Frau vor. Es waren dünne Hanfstricke, die stramm saßen.
    Schon bald waren ihre Hände frei, und Tränen der Erleichterung flössen aus ihren Augen. Als Purdy sich um ihre Fußfesseln kümmern wollte, lehnte sie ab.
    »Nein, nein, bitte erst Tore.«
    »Okay. Ich heiße Purdy.«
    »Ich bin Gudrun.«
    Purdy Prentiss zerschnitt auch Tores Handfesseln. Danach kamen seine Beine an die Reihe, und anschließend wurde die junge Frau ganz befreit.
    Beide konnten noch nicht stehen. Ihr Kreislauf musste sich erst normalisieren, und sie verzogen die Gesichter, als das Blut wieder normal durch ihre Adern rann, was mit einigen Schmerzen verbunden war.
    Purdy Prentiss ließ sie allein. Sie stellte sich in die offene Tür und ließ ihren Blick über das Meer gleiten. Sie schaute dem ewigen Spiel der Wellen zu, aber auf dem Wasser war nichts zu sehen. Es gab kein Boot, das sich der kleinen Insel genähert hätte.
    Das Festland, von dem sie zuerst angenommen hatte, dass es Atlantis sei, war hinter einer leichten Dunstschicht verschwunden.
    Wie kann man sich nur so irren!, dachte sie. Aber das hing wohl mit ihrer Herkunft zusammen.
    Sie hörte hinter sich ein Geräusch und drehte sich um.
    Gudrun und Tore hatten es geschafft, sich zu erheben. Sie hielten sich an den Händen und waren ein paar Schritte nach vorn gegangen.
    »Geht es wieder?«, fragte Purdy und lächelte.
    »Ja, das ist schon in Ordnung.« Tore nickte. »Ein wenig Hoffnung haben wir nun wieder.«
    »Ach, nur ein wenig?«
    Er nickte.
    Purdy gefiel sein Gesichtsausdruck nicht und fragte: »Gibt es Probleme?«
    »Ich denke schon«, sagte Tore leise. »Ich weiß nicht, wie du hergekommen bist, aber bei uns geschah es durch einen Spiegel, den wir von einem Trödler in Bergen hatten.«
    Purdy konnte nur staunen und fragte mit leiser Stimme: »Kannst

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