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1540 - Das Drachenriff

1540 - Das Drachenriff

Titel: 1540 - Das Drachenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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du mir den Spiegel beschreiben?«
    »Ja, das kann ich.«
    Tore fing an, und Purdy Prentiss hörte sehr gut zu. Sie saugte jedes Wort, das er sagte, in sich auf. Ihrem Gesichtsausdruck war das Erstaunen anzusehen, denn sie hörte etwas Unglaubliches.
    »Diesen Spiegel kenne ich aus London.«
    »Ehrlich?«
    »Ja. Und wenn ich mir deine Worte durch den Kopf gehen lasse, dann sind die beiden Spiegel identisch. Oder sie sind so etwas wie Zwillinge. Ich bin durch den Spiegel gegangen und hier auf der Insel gelandet, wobei ich noch immer nicht weiß, wo genau ich mich aufhalte. Aber das werdet ihr mir wohl sagen können.«
    Das konnten sie, aber sie taten es nicht. Zunächst mussten sie ihre Überraschung in den Griff bekommen. Sie unterhielten sich flüsternd in ihrer Muttersprache, bis beide zu einem Ergebnis gekommen waren und sich an die Staatsanwältin wandten.
    »Die Insel gibt es auch in unserer Zeit noch. Sie wird als Kulturerbe hoch gehalten, weil der Leuchtturm all die Jahrhunderte überdauert hat. Aber das ist im Moment nicht so wichtig. Ich muss das berichten, was man sich erzählt. Die Insel heißt das Drachenriff.«
    »Schöner Name«, meinte Purdy lächelnd, wobei ihr sehr bald das Lächeln verging.
    »Und den Namen hat man ihr nicht grundlos gegeben«, fuhr Tore fort, »denn hier existiert ein Drache. Er lebt in der Tiefe des Meeres und kommt nur hin und wieder hoch. Wenn er aber das Meer verlassen hat, dann will er Fleisch. Menschenfleisch, um genau zu sein.«
    Er sagte nichts mehr. Purdy hatte ihn auch so verstanden.
    »Ah ja, und man hat euch auf die Insel gebracht, um euch ihm als Opfer darzubieten?«
    »Ja, das kann man so sagen.«
    »Und weiter?«
    »Wir warten auf den Drachen. Als Sicherheit ist noch dieser Aufpasser bei uns geblieben, aber den gibt es ja nicht mehr. Wäre er nicht gestört worden, hätte man uns an das Kreuz gebunden, damit uns der Drache holen kann. So ist es.«
    Purdy Prentiss schwieg. Die kleine Euphorie, die sie noch vor Minuten erfüllt hatte, war dahin. Über das Gehörte musste sie erst nachdenken, ließ die beiden allein und ging ins Freie.
    Jetzt war das Meer wieder deutlicher zu hören. Das Wasser brandete gegen die Felsen am Ufer. Als graugrüne Wellen schoss es heran, um dann wie Glas zu zersplittern. Der Wind wehte ihr um die Ohren.
    Tore und Gudrun kamen zu ihr. Als sie einen Blick nach vorn warfen, sahen sie den toten Krieger.
    Gudrun schlug für einen Moment die Hand vor den Mund.
    »Meine Güte, ich kann es nicht fassen. Er ist tatsächlich tot.«
    Purdy nickte. »Und er wurde durch eine Kugel getötet. Nicht hier in dieser Zeit, sondern in unserer normalen. Mit der Kugel im Leib muss er noch mal zurückgelaufen sein, um sich zu retten, und dann ist er eben hier wieder gelandet und endgültig gestorben.«
    »Er war unser Bewacher«, erklärte Tore. »Er hätte uns an das Kreuz gebunden.«
    Purdy drehte ihm den Kopf zu. »Warum Kreuz? Hatte man seine Bedeutung damals bereits gekannt?«
    »Ich denke nicht. Es ist einfach nur bequem, Menschen an ein Kreuz zu binden. So sehe ich das.«
    »Richtig. So kann es nur sein«, bestätigte die Staatsanwältin, die allerdings nicht vergessen hatte, dass es eine Rückkehr geben musste, und darüber sprach sie mit den beiden jungen Norwegern.
    Sie wurde dabei etwas überrascht angeschaut und wunderte sich darüber.
    »Was habt ihr? Glaubt ihr mir nicht?«
    »Man kann es kaum glauben«, sagte Tore.
    »Ich weiß. Nur bin ich auch irgendwie auf diese Insel gekommen.«
    »Aber es ist kein Tor zu sehen.«
    »Stimmt. Es ist unsichtbar. Man muss schon genau eine bestimmte Stelle treffen, dann hat man das Glück. Es muss sich auf diesem Eiland befinden. Es ist so etwas wie eine magische Insel. Leider unsichtbar. Ganz im Gegensatz zu dem Tor, das ich aus London kenne. Der Spiegel eben.«
    »Aber du hast Hoffnung«, sagte Gudrun.
    »Das schon.«
    »Und wie gehen wir vor?«
    Auf diese Frage hatte Purdy Prentiss gewartet.
    »Ich kann es euch genau sagen. Wir werden die Stelle suchen, wo sich das Tor befindet. Es ist alles sehr einfach, auch wenn man es logisch nicht begreifen kann. Ihr habt für einen Moment das Gefühl, euch aufzulösen und…«
    »Das kennen wir«, unterbrach Tore sie. »Bei diesem verdammten Spiegel ist es uns so ergangen.«
    »Dann haben wir das schon mal geklärt«, sagte Purdy. »Ihr habt von diesem Drachen gesprochen. Ist euch auch gesagt worden, wann er erscheint, um seine Beute zu holen?«
    Sie schüttelten den Kopf.

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