1540 - Das Drachenriff
meiner Beretta getötet hatte. Jemand hatte das Fell von seiner Brust entfernt, sodass die Schusswunde deutlich zu sehen war. Das Blut darum war inzwischen geronnen und begann sich zu verkrusten. Von seinem Schwert sahen wir nichts. »Da hinten ist es«, sagte Suko.
Ich blickte auf und sah das hohe Steinbauwerk, von dem Suko bereits berichtet hatte. Jetzt erkannte auch ich, dass es sich dabei um einen Leuchtturm handelte, der sogar mit einigen kleinen Fenstern bestückt war.
»Stimmt alles, Suko.«
»Hast du mich für einen Lügner gehalten?«
»Nein, aber wo ist dieser Drache?«
»Den finden wir schon noch.«
Wir mussten um das Kreuz herum, damit wir freie Sicht auf den Leuchtturm hatten. Langsam und verdammt aufmerksam bewegten wir uns voran und blieben plötzlich stehen, als wir den hellen Frauenschrei hörten. Er hatte uns aus der Höhe erreicht, und sofort schauten wir hoch.
Dort, wo sich die ersten Fenster im Turm befanden, sahen wir in einer Öffnung einen Arm, der heftig winkte.
Dahinter war schwach ein Gesicht zu sehen.
Auch wenn wir es nicht überdeutlich sahen, wussten wir schon, dass es nur Purdy Prentiss sein konnte, die uns zuwinkte.
»Da ist sie!«, sagte Suko.
»Genau.«
Wir winkten zurück und hörten dann, dass Purdy uns etwas zurief. Leider war es zu windig, so wurden ihr die Worte vom Mund gerissen und wir verstanden nicht mal Fetzen davon.
Ich wollte es trotzdem mit einem Ruf versuchen und hatte bereit die Hände rechts und links gegen den Mund gelegt, um einen Trichter zu bilden, als mir der Ruf im Hals stecken blieb.
An einem anderen Fenster erschienen zwei Gesichter, die mir fremd waren. Auch dort wurde heftig gewunken, und wir vernahmen sogar ein Lachen.
Suko und ich wollten schon das Lachen erwidern, doch das verging uns sehr schnell, als wir die aufgebrochene Tür sahen. Sie war von außen her regelrecht zerhämmert worden. Doch ich konnte mir nicht vorstellen, dass Purdy und die beiden anderen Menschen es getan hatten.
Da mussten wir mit etwas Neuem rechnen, und Suko sprach es auch aus.
»Hier war noch ein Monstrum.«
Er hätte in der Gegenwart sprechen sollen, denn wir erlebten, dass es noch vorhanden war. Kaum hatten wir uns dem Turm genähert und konnten durch die zerstörte Tür hineinschauen, da fiel uns die mächtige Masse auf, die sich durch den Eingang in das Innere gedrängt hatte und dort nicht mehr weiterkam.
Wir hielten uns an der Tür auf. Wir schauten auf die Rückseite des mächtigen Körpers und sahen auch den langen Schwanz, der auf dem Boden lag, dort einen Halbkreis bildete, zuckte und hin und wieder von einer Seite zur anderen schlug.
Ich nickte nur. Einen Kommentar abzugeben brauchte ich nicht. Es war dieses Monstrum aus der Tiefe, auf dessen Rücken die kantigen Dreiecke wuchsen wie die Flossen bei Haien. Nach vorn hin wurde der Körper schmaler, und genau dort steckte er auch fest. Das Wesen versuchte, über die Treppe nach oben zu gelangen, wo sich die Menschen befanden, aber das war ihm wegen der Breite des Körpers nicht möglich gewesen.
»Sein Pech«, murmelte Suko.
»Und wie willst du das Monstrum aus der Welt schaffen? Mit einer geweihten Silberkugel, die in seiner Haut stecken bleibt?«
»Sei nicht so negativ, John. Wenn, dann müssen wir es an seinem schwachen Punkt treffen.«
»Und wo wäre der?«
»Ich denke an die Augen.«
»Gut. Dann mach ihm klar, dass es sich umdrehen soll. Bin gespannt, ob es auf dich hört.«
»Das ist in der Tat ein Problem.«
Es würde uns kaum gelingen, unbeschadet an dem Monstrum vorbeizukommen, denn dieses Untier verstopfte mit seinem Körper den Weg zu Purdy. Trotzdem blieben wir nicht an der Tür stehen und betraten den Turm.
Die Drachenschlange mühte sich weiter ab, an die Gefangenen heranzukommen.
Es klappte nicht. Zwar wand sie ihren mächtigen Körper, doch es fehlten die Schmiermittel, um ihn weiter in die Höhe drücken zu können. Die Wand war einfach zu rau.
»Purdy!«, rief ich nach oben.
Die Antwort erfolgte kurze Zeit später.
»Was ist, John?«
»Wir sind im Turm!«
Zunächst hörte ich keine Antwort. Wahrscheinlich hatte ich sie zu sehr überrascht. Dann rief sie zurück: »Was ist mit dieser verdammten Drachenschlange?«
»Sie sitzt fest und dreht uns den Rücken zu.«
»Und weiter?«
»Wir scheinen sie nicht zu interessieren. Es hat sich noch nichts getan.«
»Sei nicht so voreilig«, warnte mich Suko.
Er hatte festgestellt, dass uns das Monstrum entdeckt hatte. Anhand
Weitere Kostenlose Bücher