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1540 - Das Drachenriff

1540 - Das Drachenriff

Titel: 1540 - Das Drachenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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leicht gebogene Schwanz den Turm verlassen hatte. Er war so etwas wie ein Gleichgewichtshalter für die Drachenschlange. Jetzt peitschte er heftig hin und her. Er hatte freie Bahn und prallte nirgendwo mehr gegen.
    Ich hielt die Beretta schussbereit. Suko und ich schauten an verschiedenen Seiten des Kreuzes auf das Monstrum, dessen Körper zusätzlich feucht schimmerte.
    »Die Augen, John…«
    Ich musste lachen. »Ja, ich weiß. Aber triff sie mal.«
    »Was ist mit dem Maul?«
    »Auch eine Möglichkeit.«
    »Ich denke, das Maul ist leichter zu treffen.«
    »Dann versuch es.«
    »Nein«, widersprach ich Suko. »Jeder nimmt sich ein eigenes Ziel vor. Einer die Augen, der andere das Maul. Nur so kann es gehen, denke ich.«
    »Wie viele Fehlschüsse gestehst du mir zu?«
    »Keinen.«
    »Na denn…«
    Es war vorbei mit der Unterhaltung, denn jetzt gab es für uns nichts anderes, als uns voll zu konzentrieren. Selten waren genau gezielte Treffer so wichtig gewesen wie in diesem Fall. Wir mussten wirklich alles geben, um uns das Biest vom Leib zu schaffen.
    Leider war es noch zu weit entfernt. Aber es roch uns. Es witterte unser Fleisch, doch wir würden ihm schon den Appetit verderben.
    »Lass es noch näher kommen, John.« Sukos Stimme klang gespannt.
    Ich warf ihm einen knappen Blick zu und sah, wie konzentriert er war.
    Die Spannung in seinem Körper war ihm förmlich anzusehen. Irgendwie umgab sie ihn wie eine Aura. Mir war klar, dass ich ihm den ersten Schuss lassen würde.
    Das Monstrum tat uns leider nicht den Gefallen, seinen Kopf still zu halten, aber der lange Hals schwang auch nicht mehr so stark von einer Seite zur anderen. Er hatte sich auf seine Beute eingependelt.
    Maul oder die Augen?
    Ich überließ Suko die Wahl und wartete auf den ersten Schuss, der einige Sekunden später erfolgte…
    ***
    Gudrun lachte. Sie konnte nicht anders. Es musste einfach raus. Es war auch eine Mischung aus Lachen und Weinen, aber nur so konnte sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Sie hatte unter einer irrsinnigen Spannung gestanden und fühlte sich nun wie erlöst. Aber noch nicht gerettet, denn das Monstrum war nicht so leicht zu besiegen, und es hatte neue Opfer gefunden.
    Die drei verteilten sich auf die beiden Fenster. Auch Purdy Prentiss schaute über Gudruns Schulter hinweg schräg in die Tiefe. Sie hatte den Weg der beiden Geisterjäger verfolgt und fand es gut, dass sie hinter dem Kreuz eine recht gute Deckung gefunden hatten.
    Noch tat sich nichts. Das akzeptierte Purdy Prentiss. John und Suko blieben auch in extremen Lagen ruhig und souverän. Nur so konnte man Siege einfahren.
    Das Monstrum war noch nicht zu sehen. Es hielt sich weiterhin im Turm auf. Aber es bewegte sich, und die dabei entstehenden Geräusche klangen bis zu ihnen hoch.
    Tore sprach Purdy an. »Was meinst du? Schaffen es deine Freunde?«
    »Ich denke schon.«
    Tore zweifelte. »Mit ihren Pistolen? Glaubst du wirklich, dass Kugeln so stark sind?«
    »Ja, das glaube ich.«
    »Die Drachenschlange hat doch einen Panzer.«
    Purdy schaute nach unten. Das Monstrum war noch nicht zu sehen.
    »Klar, sie hat einen Panzer. Allerdings nicht überall.«
    »Ha, wo denn nicht?«
    »Vor den Augen. Man kann ihr auch ins Maul schießen. Auch so ein Monstrum ist nicht unverwundbar, Tore.«
    Er schluckte und schwieg. Dann stieß ihn seine Freundin an, weil sie die Veränderung vor dem Turm gesehen hatte.
    Die Drachenschlange hatte es tatsächlich geschafft, sich wieder durch den Eingang zu schieben und ins Freie zu gelangen.
    Sie roch offenbar das neue Fleisch. Sie suchte die beiden Männer. Sie hatte den Hals gereckt und den Kopf erhoben, der von einer Seite zur anderen pendelte.
    Purdy verzog das Gesicht, als sie dies sah. Es würde für die beiden Geisterjäger nicht leicht sein, ein Ziel zu treffen. Möglicherweise das Maul - oder die Augen?
    Ihr fiel nicht auf, dass sie ihre Hände zu Fäusten ballte und die Nägel dabei hart in das Fleisch drückten. Innerlich bebte sie und hoffte, dass dieses Untier, das einfach nicht in diese Welt gehörte, zur Hölle geschickt wurde.
    Suko und John warteten ab. Sie taten genau das Richtige, indem sie nichts überstürzten. Der Gegner musste auf eine bestimmte Entfernung herangekommen sein, erst dann lohnte es sich, eine Kugel zu verschießen, um auch sicher zu treffen.
    In der Ferne schlugen die Wellen immer wieder zusammen, bevor sie ans Ufer rollten. Hilfe von außerhalb war nicht zu erwarten, diese Insel schien vergessen

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