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1540 - Das Drachenriff

1540 - Das Drachenriff

Titel: 1540 - Das Drachenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden zu sein.
    Wann fiel der erste Schuss?
    Die Staatsanwältin fieberte ihm ebenso entgegen wie ihre beiden Leidensgenossen.
    Sie schaute zu, wie sich Suko von seiner Position wegbewegte und sich bedächtig erhob, um eine ideale Schussposition zu erreichen. Beinahe glaubte sie, sehen zu können, wie sich sein Finger krümmte.
    Aber es kam alles anders, denn plötzlich standen nicht mehr John und Suko im Brennpunkt des Geschehens, sondern die Musik spielte hier bei ihnen im Turm.
    Mit der Männerstimme hatte keiner gerechnet. Sie sprach ein schlechtes Englisch, aber sie war zu verstehen, und die drei hörten nur einen Satz.
    »Von euch lasse ich mir meinen Plan nicht zerstören!«
    ***
    Nachdem diese Worte gefallen waren, trat für einen Moment eine tiefe Stille ein, wie sie nur das Erschrecken produzieren konnte. Und dieses Gefühl war ihnen durch Mark und Bein gefahren, sodass sie zunächst nichts tun konnten.
    Als Erste reagierte Purdy Prentiss. Sie fuhr herum und sah sich einem fremden Mann gegenüber, bei dem schlohweißes, wild wachsendes Haar und ein langer brauner Mantel auffielen. Er trug dicke Schuhe und eine verbeult wirkende Hose.
    Aber er hatte auch ein Gesicht. Ein altes Gesicht, eine sonnenbraune Haut wie Leder. Aber das war nicht der freundliche alte Mann, dem man seine Kinder anvertraute, denn die hellen Augen versprühten einen Hass, den die beiden Frauen und der junge Mann wie Stiche mit einem glühenden Eisen empfanden.
    Und es kam noch etwas hinzu. Der Mann hielt eine Pistole in der Hand, die auf Purdy, Gudrun und Tore gerichtet war. Der Mann bewegte die Waffe hin und her, sodass die Mündung mal auf den einen und mal auf den anderen zeigte.
    Gudrun und Tore hatten sich ebenfalls umgedreht. Ihre Gesichter zeigten ein tiefes Erschrecken, und dann sprach Gudrun den Namen des Mannes aus.
    »Harding!«
    Er kicherte. »Ja, ich bin es.«
    Er musste sich nicht weiter erklären. Zum Glück war Purdy von den beiden jungen Norwegern eingeweiht worden. Dieser Harding war es gewesen, der ihnen den Spiegel als Leihgabe überlassen hatte.
    »Schön, dass du mich erkannt hast, Gudrun.«
    »Wie könnte ich dich vergessen?« Sie reckte ihr Kinn vor. »Wie bist du hergekommen?«
    »Wie schon? Durch den Spiegel.«
    »Der befindet sich in unserer Wohnung.«
    »Ist das ein Problem?«
    Mehr brauchte er nicht zu sagen. Man konnte sich denken, wie es gelaufen war, und Harding sprach weiter, bevor noch weitere Fragen gestellt werden konnten. »Ich will, dass alles so weiterläuft.«
    »Und was bedeutet das?«, wollte Tore wissen.
    »Dass mein Freund seine Nahrung bekommt. Er spielt gern mit den Menschen, er ist wie eine Katze, die die Mäuse zuerst erschreckt und sie später verschlingt.«
    Die Antwort war gegeben. Gudrun und Tore zeigten sich geschockt.
    Automatisch fassten sie sich wieder an, um sich gegenseitig zu stützen.
    Purdy Prentiss sah es an der Zeit, einzugreifen. Sie war eine Frau, die sich so leicht nichts gefallen ließ, die es gewöhnt war, sich durchzusetzen, und auch hier wollte sie Harding die Stirn bieten.
    »Sie wollen uns also töten!«, stellte sie fest.
    »Sicher. Ich und die Drachenschlange. Sie ist uralt. Das Drachenriff war ihr Revier. Dort hat sie sich ihre Opfer geholt. Es sind nicht wenige gewesen, denn zahlreiche Schiffe zerbrachen in schlechtem Wetter an diesem Riff. Die Drachenschlange ist schon zu Zeiten der Wikinger eine Legende gewesen, und das hat sich bis heute gehalten. Man hat ihr Opfer gebracht, doch es waren ihr zu wenige. Deshalb lauerte sie in der Tiefe auf die Schiffe, die gegen das Riff fuhren und zerbarsten. Dann holte sie sich ihre Opfer. Sie war sehr gefräßig. Ich kannte die Geschichte dieser Drachenschlange. Ich war von ihr fasziniert. Mein Traum ist es immer gewesen, ihr zu begegnen, in echt, wenn ihr versteht. Und das habe ich geschafft. Ich wusste verdammt genau, dass es etwas geben muss, um damit die Zeiten zu überwinden, ihnen ein Schnippchen schlagen zu können. Es hat lange gedauert, bis ich einen Menschen fand, der mir den Weg wies.«
    »Und wer war dieser Mensch?«, fragte Purdy.
    »Ein alter Schamane. Ich fand ihn dort, wo die Sonne nur wenig scheint. Hoch im Norden. Uralt war er, und ich weiß nicht mal, ob er heute noch am Leben ist. Ich habe es geschafft, sein Vertrauen zu gewinnen. Der alte Mann war froh, sich jemandem anvertrauen zu können. Seine Verwandten waren Rentierzüchter und zogen mit ihren Herden durch die Wildnis. Er war immer bei ihnen, und

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