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1540 - Das Drachenriff

1540 - Das Drachenriff

Titel: 1540 - Das Drachenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Monstrum. Es hatte sich innerhalb des Eingangs eingeklemmt. Das würde nicht für immer so sein, denn wie es seinen dickeren Teil des Körpers bewegte, ließ darauf schließen, dass es unbedingt die menschliche Beute haben wollte.
    Es kroch weiter.
    Und es überwand das Hindernis. Die breite Seite des Körpers schabte am Mauerwerk entlang. Der Kopf zuckte dabei auf und nieder, die Augen gaben einen kalten Glanz ab, und jetzt sah Purdy Prentiss zum ersten Mal die kurzen Beine mit den gebogenen Krallen daran.
    Sie schüttelte sich.
    Nie hätte sie gedacht, so etwas jemals zu Gesicht zu bekommen. Für sie gehörten die Seedrachen ins Reich der Fantasie. Nun musste sie sich damit abfinden, dass es anders war.
    Das Monstrum aus der Tiefsee hatte seine Probleme, das Eingangsloch zu überwinden. Und es besaß nicht die Kraft, das Mauerwerk rechts und links einzureißen.
    Aber es schob sich Stück für Stück weiter.
    Purdy Prentiss konnte sich ausrechnen, wann es das Hindernis überwunden hatte. Nicht mal eine Minute Zeit würde ihr bleiben. Deshalb war es auch für sie besser, wenn sie verschwand.
    Auch sie stand recht nah an der Treppe. Eine schnelle Drehung, und sie konnte den Fuß auf die erste Stufe setzen, was sie auch tat und durchatmete.
    Sie war froh, einen Halt gefunden zu haben, und sie drehte sich nicht mehr zu dem Monstrum um, als sie die Stufen zum zweiten Mal hoch lief. Aber sie maß die Enge dieses Treppenhauses mit ihren Blicken ab und gelangte zu der Überzeugung, dass es für das Monstrum verdammt schwer sein würde, sich durch diese Enge nach oben zu schlängeln. Sie glaubte nicht daran, dass der dicke Teil des Körpers die Kehren überwinden konnte. Gewettet hätte sie allerdings nicht darauf.
    Sie hielt sich an der Wand fest, als sie die schmalen Stufen hoch ging.
    Der Atem verließ ihren Mund als keuchende Geräusche, und als sie den Kopf anhob, da sah sie über sich die Gestalt des jungen Mannes. Er und seine Freundin hielten sich dort auf, wo Purdy auch schon mal gestanden hatte.
    Tore streckte ihr die Hand entgegen, und Purdy ließ sich die letzten Stufen hochziehen.
    An dieser Stelle des Turms war es heller. Es gab in der runden Wand die vier lukenartigen Fenster, durch die das Licht drang und sich verteilte.
    »Was ist mit dem Drachen?«
    Purdy nickte. »Er ist drin.«
    »Scheiße. Und jetzt?«
    Sie hob die Schultern und musste erst mal zu Atem kommen.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das Untier es schafft, hier hochzukommen. Mit dem breiten Körper in der Mitte wird es ihm Probleme bereiten. Aber versprechen kann ich nichts.«
    »Ja, ich habe schon verstanden.«
    »Und wir bleiben hier?«, fragte Gudrun.
    »Ja. Wo sollen wir sonst hin.« Die Staatsanwältin hob die Schultern.
    »Oder habt ihr eine Idee?«
    »Nein.«
    »Eben. Und deshalb müssen wie hier in dieser Etage bleiben. Alles andere wäre verkehrt.«
    Gudrun schaute für einen Moment ins Leere. Plötzlich fing sie an zu lachen und schüttelte dabei den Kopf. Sie trat einige Male mit dem rechten Fuß auf und schrie plötzlich los, als hätte sie völlig die Nerven verloren.
    »Auch wenn das Monstrum uns nicht zu fassen bekommt, sollen wir hier verhungern oder verdursten? Oder wie kommen wir hier wieder weg?«
    Tore wusste keine Antwort. Er konnte seine Freundin nur an sich drücken und streicheln. Auch er sah verzweifelt aus, doch er war offenbar noch in der Lage, seine Emotionen zu unterdrücken.
    Gudrun beruhigte sich wieder. Sie holte tief Luft und schnäuzte ihre Nase. Dann drehte sie sich zur Seite, entschuldigte sich und schaute aus dem Fenster.
    »Freiheit«, flüsterte sie, »dort ist die Freiheit, und sie ist zum Greifen nah. Aber wir sind hier, verflucht noch mal. Wir stecken hier fest und können nicht weg. Und wenn wir es versuchen, wird man uns fressen, als wären wir Mäuse in einem Terrarium mit Schlangen. Dieser verfluchte Spiegel! Hätten wir uns den nur nicht andrehen lassen.«
    Die Staatsanwältin war froh, dass ein anderes Thema angeschnitten worden war. Sie fragte: »Wer hat euch den Spiegel denn verkauft?«
    Gudrun fuhr herum.
    »Verkauft?«, höhnte sie. »Nein, den hat man uns nicht verkauft. Den hätten wir gar nicht bezahlen können. Das Ding war sehr wertvoll. Dieser Harding hat ihn uns geschenkt oder besser gesagt als Leihgabe überlassen. Ja, er gab uns den Spiegel und hat dabei von einem Geheimnis geflüstert, und er hat nicht gelogen. Durch ihn sind wie hierher gelangt.«
    »Wer ist dieser Harding?«
    Gudrun

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