1540 - Ein Freund der Linguiden
Flugetappe von nur dreizehn Lichtjahren in die unmittelbare Nähe ihres nächsten Ziels bringen, des Ferduur-Systems.
Dao-Lin-H’ay und den anderen Besatzungsmitgliedern der ARDUSTAAR saß der Schock über den brutalen Angriff der Truillauer gegen die kleine Kolonie der Blues von Kyrd noch in den Knochen. Der letzte Überfall hatte wahrscheinlich der ARDUSTAAR gegolten, aber die hatte unbemerkt entkommen können.
Dafür hatte es aber die Planetenbewohner erwischt.
Die Bilder der Verwüstung, die die Orter und Sensoren vor dem Wechsel in den Hyperraum übermittelt hatten, waren nur zu deutlich gewesen. Die Blues-Stadt auf Kyrd war so sehr verwüstet worden, daß es womöglich keine Überlebenden mehr gegeben hatte.
Die ARDUSTAAR war den 23 Angreifern hoffnungslos unterlegen gewesen. Man hatte den Blues daher nicht helfen können. Jedes Eingreifen hätten Dao-Lin und ihre Leute mit dem Leben bezahlt.
Während der Trimaran in den Normalraum zurückkehrte und in der Zentrale neue Aktivitäten der Kartanin erforderlich wurden, schob Tekener unwillig den Teller zur Seite.
Er schwor Rache, aber was nützte das schon? Allein mit der ARDUSTAAR würde auch die nächste Begegnung mit den Truillauern in einer Flucht enden. Daran änderten auch die Erinnerungen an die Blues von Kyrd nichts, zu denen man in wenigen Tagen ein freundschaftliches Verhältnis hatte aufbauen können.
Dao-Lin-H’ay beobachtete ihren terranischen Freund stumm, als sich dieser erhob, zu einem der Hauptarbeitsplätze der Kommandozentrale schritt und sich vor einem Datenschirm mit eingeblendeten optischen Bildern aufbaute.
Die Kartanin wußte, daß es besser war, wenn sie Tek jetzt nicht ansprach.
Aber auch sie leistete einen heimlichen Schwur. Bei der nächsten Gelegenheit würde sie sich vom Schicksal der Kyrd-Bewohner ein Bild machen. Vielleicht hatten doch ein paar von ihnen überlebt und warteten auf Hilfe.
Jetzt galt es aber, sich auf ein anderes Ziel zu konzentrieren.
Es beruhte auf einer Mitteilung des linguidischen Friedensstifters Frando Alai, der vor gut einem Vierteljahr auf Arkon Igegenüber dem kartanischen Delegationsleiter Han-Shui-P’on geäußert hatte, daß sein Volk neuerdings unter dem Schutz eines mächtigen Wesens stünde und daß in Kürze eine Pilgerfahrt zu diesem Mächtigen unternommen werden würde, um ihm Verehrung darzubringen.
Im Verlauf dieses Gesprächs hatte Han-Shui-P’on noch in Erfahrung bringen können, daß der Mächtige der Linguiden sich in der Eastside der Galaxis und dort in der Nähe des Verth-Systems aufzuhalten pflegte. Etwas Genaueres über diesen Aufenthaltsort hatte der Kartanin aber nicht herausfinden können.
All das war von Han-Shui-P’on später den Hohen Frauen berichtet worden. Es klang geheimnisvoll. Und wenn ein Terraner etwas von einem Mächtigen innerhalb der Milchstraße hörte, dann gab es darauf normalerweise nur eine Antwort: ES!
Dieser geheimnisvolle Mächtige paßte in den Katalog der offenen Fragen: ES - der Irrtum über die 20000 Jahre - die verschwundene Kunstwelt der Superintelligenz - die abgenommenen Zellaktivatoren - die erfolglose Suche der früheren Aktivatorträger zu denen auch Ronald Tekener gehörte ...
Die Spur zu verfolgen, die sich durch die Äußerungen des Linguiden Alai aufgetan hatte, war es allemal wert gewesen. Genau das hatten Dao-Lin-H’ay und Ronald Tekener getan, bis sie in relativer Nähe des Verth-Systems auf die Kyrd-Bewohner gestoßen waren.
Und hier hatten sie den vielleicht entscheidenden Hinweis auf den Mächtigen erhalten: Die Kyrd-Blues hatten vor wenigen Wochen einen kleinen Verband von Raumschiffen aus der Ferne beobachtet. Zweifellos waren es Schiffe aus dem Hauptvolk der Linguiden gewesen. Sie hatten den Planeten Menah der Sonne Ferduur angeflogen, sich dort einige Tage aufgehalten und waren dann wieder in ihre Heimat zurückgekehrt.
Die Schilderung paßte gut in das Bild der bisherigen Informationen über den mächtigen Schutzherrn der Linguiden. Und wenn nicht alles täuschte, dann war dies die Pilgerexpedition gewesen, von der der Delegationsleiter der Linguiden auf Arkon Igesprochen hatte.
Für Dao-Lin-H’ay besaß ES nur eine geringe Bedeutung. Sie konnte sich aber ausmalen, was sich in Teks Kopf abspielte, auch wenn er das Thema nie direkt anschnitt.
Für den Terraner ging es ums Überleben, denn auch er hatte ja seinen Aktivator abgeben müssen.
Seit diesem Zeitpunkt spielte für ihn alles eine besondere Rolle, das mit ES
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