1545 - Die Welten von Truillau
hervorgebracht haben. Doch solltest du dein Augenmerk auf etwas anderes richten. Auf den Palast."
Der Truillauer erzeugte einen Tentakelarm und wies damit in die Höhe.
Zwischen den drei Kunstsonnen schwebte unter der riesigen Kuppel ein Objekt. Daß dies ein Palast sein sollte, ließ sich nicht ohne weiteres erkennen. Für einen Moment stockte Gesil der Atem, denn das Ding hatte die Form einer Halbkugel. Und das erinnerte an Wanderer, die Kunstwelt der Superintelligenz ES.
*
Sie verwarf diesen Vergleich wieder, denn die Größenordnungen stimmten nicht. Diese Halbkugel besaß einen Durchmesser von vielleicht 250 Metern und eine Höhe von 100 Metern. „Komm! Bitte folge mir." Conn-Y-Spreik deutete voraus in die Landschaft des exotischen Gartens. „Vor den Tieren hier braucht sich niemand zu fürchten. Sie wurden so konditioniert, daß sie Wesen wie dich oder mich gar nicht beachten. Andererseits haben sie aber alle natürlichen Instinkte behalten."
„Wohin gehen wir?" fragte Gesil, als der Hamakau auf einen schmalen Kiesweg rollte. „In den Garten." Der Amorphe rollte an, und Rhodans Frau folgte ihm notgedrungen. „Und dann in den Palast.
Der Palast ist dein Quartier. Dort wirst du leben. Du hast allen Luxus in Hülle und Fülle. Und jede Möglichkeit der Unterhaltung. Wenn etwas fehlen sollte, so werde ich es beschaffen."
„Die Sache hat doch einen Haken", vermutete die Frau. „Ich will ehrlich sein." Conn-Y-Spreik sprach, während er seinen Weg fortsetzte. Gesil mußte etwas zulegen, um das Tempo mitzuhalten. „Es könnte dir vielleicht einiges nicht ganz zusagen."
„Sprich weiter!" drängte sie. „Was könnte mir - deiner Meinung nach - nicht gefallen?"
„Du lebst hier allein. Du hast nur einen Gesprächspartner - mich, deinen Diener Conn-Y-Spreik.
Du kannst dich im gesamten Palastbereich frei und auch allein bewegen. Und niemand wird dir hier begegnen außer mir und etwa zwanzig verschiedenen Robotern. Die sorgen für Ordnung, denn die Tierwelt braucht Aufsicht. Sie werden aber auch notfalls deinen Anweisungen Folge leisten. Besser ist es immer, wenn du mich rufst, denn die Roboter sind auf verschiedene Dinge spezialisiert."
„Das hört sich so an, als sei ich eine Gefangene in diesem Palastbereich. Das gefällt mir nicht."
„Du bist der Gast des Herrn. Das muß ich wiederholen. Er wird sich dir nähern und sich zeigen, wenn die Zeit gekommen ist. Bis das geschieht, kannst du die Tabuzone des Palastbereichs nicht verlassen. Es ist ja nichts dort draußen, was für dich wichtig sein könnte. Wenn dich die CASSADEGA interessiert, so kann ich dir alle Informationen in Worten und Bildern in den Palast holen."
„Ich sehe die Dinge etwas anders, Conny. Ist es dir recht, wenn ich deinen Namen abkürze?"
„Natürlich", beeilte sich der Hamakau zu sagen. „Es ist nicht meine Absicht, unbegrenzt lange hierzubleiben", erklärte Gesil entschieden. „Ich möchte den Bewahrer kennenlernen und mit ihm sprechen. Aber nicht erst in ein paar Wochen oder Monaten.
Ich wurde gegen meinen Willen verschleppt. Ich möchte jetzt wissen, warum das geschehen ist. Meine Geduld ist nicht grenzenlos. Warum bin ich hier?"
Der Fladenkörper des Hamakau wippte unruhig auf und ab. „Du bringst mich in arge Gewissenskonflikte", klagte er. „Einerseits soll ich dein Diener sein, der dir jeden Wunsch von den Lippen abliest. Andererseits verlangst du von mir Informationen, die ich nicht besitze."
„Du redest genauso um den heißen Brei herum wie dieser Serb-A-Sherba. Ich glaube dir kein Wort. Auf einen Diener, der sich seiner Herrin gegenüber nicht offen und ehrlich verhält, kann ich verzichten."
„Bitte sieh doch ein, daß ich nichts anderes sagen kann." Das klang schon fast weinerlich.
Gesil schwieg, und darüber schien Conn-Y-Spreik ganz glücklich zu sein.
Der Kiesweg führte sie durch Pflanzungen ganz unterschiedlicher Art. Gesil sah Bäume und Gewächse, die für sie völlig unbekannt waren. Sie konnte diese Natur aber nicht so recht genießen. Einmal war ihre eigene Situation zu undurchsichtig. Und zum anderen war sie sich der Tatsache bewußt, daß sie sich im Innern eines Raumschiffskolosses befand und nicht auf einem Planeten.
Auch die Holoramen konnten daran nichts ändern, die ihr eine endlose Weite vorgaukelten.
Nach einem mehrminütigen Weg zu Fuß tauchte ein offener Abschnitt mit einem kleinen Gewässer auf. Als Gesil noch näher an diese Stelle kam, sah sie, daß sie sich
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