1545 - Die Welten von Truillau
einziger Existenzimpuls eines anderen Wesens. Im Palast selbst war sie ganz sicher allein, und das beruhigte sie sogar. Aber draußen in der Tabuzone rührte sich sonst auch nichts.
Außer Conny. Der Amorphe eilte tatsächlich in die höchsten Etagen des Palasts. Die Richtung ließ sich gut feststellen.
Schon nach zwanzig Sekunden spürte sie ihn nicht mehr. Er mußte sich per Transmitter in sein Quartier begeben haben.
Die Randzone des Mittelteils der CASSADEGA war schon zu weit entfernt, als daß sie ihn dort nach dem Transmittersprung hätte aufspüren können. Das gleichmäßige Rauschen der verworrenen Impulse der 10000 Truillauer im Bug und im Heck oder in einem der Turmaufbauten draußen überdeckte alles.
Gesil wollte dem Pasyn die Anweisung geben, das Bad vorzubereiten, aber ihr fielen plötzlich die Augen zu, und sie schlief ein
4.
Die ersten Tage im Palast vergingen, ohne daß der Bewahrer ein Lebenszeichen von sich gab.
Gesil überwachte phrenopathisch nahezu ununterbrochen ihre nähere Umgebung, aber nie spürte sie die Anwesenheit einer anderen Intelligenz.
Sie besaß eine starke Psyche. Die Isolation machte ihr weniger zu schaffen als die Tatsache, daß sie eine Gefangene war und daß der, in dessen Gewalt sie war, sich nicht zeigte oder meldete.
Sie vermutete eine Aufweichtaktik dahinter, obwohl es keinen logischen Grund dafür gab.
Sie hatte nichts zu verbergen. Im Gegenteil! Sie war neugierig. Sie wollte den Vater des Sprosses ihres eigenen genetischen Gutes sehen. Sie wollte hören, was er sagte. Sie wollte wissen, wer das war. Sie drängte auf die Klärung vieler Fragen.
Warum war es geschehen?
Wer war der, der ihr Erbgut mißbraucht hatte?
Wie hatte er es gemacht?
Sie spürte die Unruhe in sich selbst. Sie akzeptierte sie. Sie mußte damit leben. Das Geschehene ließ sich nicht mehr ändern.
Die Fragen waren natürlich. Eine überwog alle anderen.
Wer hatte da - und aus welchem Grund - Schindluder mit ihr getrieben und nach der Entführung durch Assu-Letel genetische Substanz, vielleicht gar eine Eizelle, ihrem Körper entnommen?
Die Invitro-Spezialisten konnten auch aus anderen Körperzellen etwas erzeugen, so abartig das auch war. Was wirklich geschehen war, wußte Gesil nicht.
Die Fragen und Zweifel blieben. Und sie wurden jeden Tag stärker und drängender.
Eine körperliche Genvermehrung konnte es nicht gewesen sein. Aber Monos war entstanden. Der Bewahrer von Truillau verstand sich auf Gentechnik.
Die Fähigkeiten eines „Retorten-Genies" hatte Gesil zuletzt an Per-E-Kit erfahren. Der Kontide war ein Produkt der genetischen Maschinerie des Bewahrers. Per-E-Kit war ein genormter Truillauer.
Letzten Endes aber doch ein Kontide. Für die Galaxis NGC 5236 galten andere Maßstäbe. Hier war das Genormte gut, positiv, wichtig, bedeutend. Wie bei Monos? Es paßte alles zusammen. Die genetischen Eingriffe. Die Technik der CASSADEGA. Die Traum-Zentren. Die Technik, mit der Monos die Milchstraße unterjocht hatte. Hier war der Vater und der Täter. Und jetzt - der Entführer.
Für Gesil hatte es schon beim Verlassen des Planeten Bipula keinen Zweifel daran gegeben, daß der Vater von Monos und der Bewahrer von Truillau miteinander identisch waren. Das war so sicher wie ihre Bindung an Monos und die Benutzung ihres Zellmaterials.
Darin konnte sie sich nicht täuschen. Und doch: Hier begannen aber auch die Unsicherheiten in Gesils Gedanken.
Es war alles konfus und logisch zugleich. Es war abstoßend, gemein und hinterhältig. Und faszinierend!
Sie hatte ein Kind mit dem Bewahrer von Truillau! Besser gesagt: ein Kind gehabt. Monos existierte nicht mehr. Das war Vergangenheit. Aber der Vater lebte. Und er mußte wissen, daß seine „Partnerin" jetzt hier auf dem Residenzschiff weilte, Er hatte nach ihr verlangt und sie entführen lassen. Aber jetzt zeigte er sich nicht.
Die Tage und Wochen verrannen. Eigentlich nicht so langsam, wie Gesil es befürchtet hatte.
Auf die Erkundung der Palasträume und der Unterhaltungszone verzichtete sie zunächst. Ihr einsames Leben bestand mehr darin, sich ihren Bildern zu widmen oder sich Gedanken zu machen.
Sie malte Perry Rhodan, Eirene, Bully, Icho Tolot, Gucky und andere aus dem Gedächtnis.
Hin und wieder bat sie Conn-Y-Spreik zu sich, um einen Gesprächspartner zu haben. Der betrachtete interessiert die Bilder, die zu einem Anknüpfungspunkt für die Gespräche wurden. Aus diesen Kontakten entwickelte sich ein
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