1546 - Die Leichenfalle
Bills Porsche zu fahren, aber das ließ ich bleiben.
So blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Weg zu Fuß fortzusetzen.
Ich war davon überzeugt, dass ich mich nicht verlaufen würde, denn ich hatte mir die Richtung zum Friedhof genau gemerkt.
Man konnte darüber diskutieren, ob es ein normaler Nebel war oder ein künstlicher. Mir kam er weniger feucht vor. Er war kaum zu beschreiben.
Er kam mir weicher vor, und es war mir, als würde ich von ihm gestreichelt. Ich konnte auch normal atmen, und als angriffslustig erlebte ich die grauen Schwaden auch nicht.
Dafür überkam mich der Eindruck, der normalen Welt völlig entrückt zu sein. Es mochte sie zwar noch geben, aber sie war hinter einer Wand zurückgetreten.
Wenn ich meine Lage beschreiben sollte, dann fiel mir nur ein Wort dafür ein: zeitlos…
Ja, so musste ich mich sehen. Ich hatte alles andere hinter mir zurückgelassen. Vielleicht war es auch durch den Nebel verschluckt worden. Ich dachte nicht mehr an das, was man Zeit nennt, und bewegte mich in einem völlig anderen Raum.
Und noch etwas fiel mir auf. Der Nebel war nicht so feucht, wie es eigentlich der Fall hätte sein müssen. Er hatte eine andere Konsistenz, er war dünner geworden, aber in ihm zirkulierte auch etwas, das ich bei einem normalen Nebel nicht kannte. Ich hatte den Eindruck, dass er von einer Unruhe erfüllt war. Als gäbe es in seinem Innern etwas, das für ein gewisses Leben sorgte.
War er mit irgendwelchen Botenstoffen gefüllt? Konnte man ihn als lebendig bezeichnen? War er doch nicht normal und gehorchte den Gesetzen der schwarzen Magie?
Ich wollte, dass mir mein Kreuz eine Antwort darauf gab, was jedoch nicht geschah. Es strahlte nichts aus, und das versetzte mich nicht gerade in einen Freudentaumel. In dieser Brühe musste ich auf böse Überraschungen gefasst sein.
Und den verdammten Schädel hatte ich natürlich auch nicht vergessen.
Irgendwo im Nebel musste er sich verstecken. Allerdings noch so weit von mir entfernt, dass ich ihn nicht sah.
Ich hatte Probleme damit, überhaupt etwas zu erkennen. Es gab keine Umrisse, ich schritt weiterhin durch die graue Wand, die kein Ende zu haben schien.
Ich hatte mich bemüht, die Richtung nicht zu verändern. Nur so würde ich mein Ziel erreichen, und ich ging inzwischen schneller, denn die große Vorsicht war jetzt vorbei, da nichts passiert war und mich auch niemand angegriffen hatte.
Alles klang natürlich gedämpft. Normalerweise hätte ich mich selbst gehört, aber das Geräusch meiner Schritte wurde von der Masse geschluckt.
Meine Gedanken beschäftigten sich auch mit einem Wechsel der Dimensionen. Es hätte mich nicht überrascht, wenn ich durch einen Tunnel in eine andere Zeit hineingeraten wäre und den Friedhof dann völlig anders erlebt hätte.
Die ungewöhnliche Unruhe innerhalb der grauen Schwaden blieb auch weiterhin bestehen. Ich bemühte mich, eine Erklärung zu finden, was mehr als schwer war. Der Begriff Nebelgeister schoss mir durch den Kopf. Ich dachte an die Menschen, die der gewaltige Totenschädel als Skelette hinterlassen hatte. Der Mensch hat eine Seele! Vielleicht hielten sich die Seelen der Toten in dieser grauen Masse verborgen und sorgten deshalb für diese seltsame Konsistenz.
Egal, wie auch die Lösung ausfiel, ich setzte meinen Weg fort. Obwohl die Zeit für mich keine Bedeutung mehr hatte, gab es sie immer noch.
Sie verging, und ich sah plötzlich den Schatten vor mir. Er war keine Einbildung. Ich war zudem von seiner Größe überrascht, was besonders die Breite anging, und man brauchte mir nicht zu sagen, wo ich mich befand. Ich wusste es selbst.
Vor mir lag die Friedhofsmauer!
Ich hielt an.
Irgendwie fühlte ich mich erleichtert. Ich hatte es geschafft, mein Ziel zu erreichen, ohne dass mir dabei etwas passiert wäre. Das hätte besser gar nicht laufen können. Dennoch spürte ich keine Euphorie in mir, denn ich hatte erst einen ersten Schritt hinter mich gebracht. Weitere würden folgen, denn die richtige Erklärung für den Nebel würde ich nicht außerhalb des Friedhofs finden. Jenseits der Mauer lag so etwas wie eine Zentrale, und dort musste ich hinein.
Ich kam der Mauer näher, und jetzt erschienen auch die Umrisse der Bäume, die über die Mauer hinwegragten. Ein bekanntes Bild eben, nur durch den Nebel verschwommen.
Ich wartete nicht an der Mauer, sondern überkletterte sie, kaum dass ich sie erreicht hatte. Auch jetzt wurde ich nicht angegriffen. Es war alles normal
Weitere Kostenlose Bücher