1546 - Die Leichenfalle
auf dem Gelände.
Normal?
Ich schüttelte den Kopf, als ich einige Schritte nach vorn gegangen war. Was ich nun erlebte, das schob ich nicht auf den Nebel.
Ich hatte den Friedhof betreten, ich war also da, aber ich stand trotzdem nicht auf ihm.
Der Nebel gaukelte mir auch nichts vor. Was ich erlebte, das war die Realität. Ich hätte jetzt die Umrisse der Grabsteine sehen müssen, aber sie waren einfach nicht mehr da. Ich sah sie nicht, ich sah auch keine Kreuze, dafür ein paar Büsche und natürlich auch die Bäume, die sich in die Höhe reckten.
Etwas stimmte nicht. Oder war alles normal? Bildete ich mir vielleicht etwas ein?
Unruhe hatte mich erfasst, und sie zwang mich dazu, auf der Stelle stehen zubleiben.
Ich glaubte nicht mehr daran, auf dem alten Friedhof zu stehen, sondern woanders zu sein.
Also doch zeitversetzt? Gab es hier nicht nur eine Leichen-, sondern auch eine Zeitfalle?
Sie war unnormal. Doch nicht für mich, denn so etwas hatte ich schon öfter erlebt.
Es wurde spannend, und ich kam mir vor, als hätte ich absolutes Neuland betreten.
Keine Gräber. Keine Steine. Keine Kreuze.
War das überhaupt der Friedhof, den ich meinte, oder war ich vom Weg abgekommen und irgendwo anders gelandet?
Mittlerweile hielt ich alles für möglich. Aber ich schüttelte die Zweifel ab und setzte meinen Weg fort. Irgendwo musste es eine Lösung geben oder zumindest einen Hinweis. Es lohnte sieht nicht, wenn ich noch länger wartete.
Diesmal war ich sehr vorsichtig. Ich rechnete auch mit Angriffen, die jedoch nicht eintraten. Stattdessen geschah etwas anderes, wobei ich zunächst an eine Täuschung glaubte, was aber nicht der Fall war, denn der kompakte Nebel dünnte tatsächlich aus. Es gab keine Windstöße, die irgendwelche Lücken gerissen hätten. Die Ursache musste eine andere sein.
Man wollte mir eine bessere Sicht verschaffen, und das war tatsächlich der Fall. Die bessere Sicht sorgte bei mir für ein Ansteigen der Laune, denn ich erkannte nun, dass ich mich nicht geirrt hatte. Nach dem Übersteigen der Mauer war ich tatsächlich auf dem Friedhof gelandet.
Nur an einer anderen Stelle des Geländes, die ich noch nicht kannte.
Wenn ich meinen Kopf nach rechts drehte, dann zeichneten sich tatsächlich die Umrisse der Grabsteine und der hohen Kreuze ab, die ich schon von meinem ersten Besuch her kannte, und so konnte ich wirklich zufrieden sein und auch neuen Mut schöpfen.
Ich legte mich auf keine Richtung fest, sondern ging einfach weiter. Die Grabsteine und die Kreuze waren im Moment weniger wichtig, denn jetzt erschien vor meinen Augen wieder etwas, das für mich absolut neu war.
Ich sah ein Haus!
Einige Male zwinkerte ich, aber das Bild blieb. Der Nebel gaukelte mir nichts vor.
Wieso war das möglich?
Ein Haus wäre Bill und mir bei unserem Besuch ganz sicher aufgefallen, doch wir hatten es nicht gesehen. Jetzt aber war es vorhanden, und ich war im Moment gedanklich überfordert.
Bis mir einfiel, dass der Nebel durchaus eine Zeitgrenze sein konnte und ich in eine andere Zeit geraten war und nun erleben musste, dass hier ein Haus stand, das zu meiner Zeit nicht mehr vorhanden war.
Es zog mich an. Ich wollte das Geheimnis des Totenackers lösen, und ich ging davon aus, dass dieser Bau etwas damit zu tun hatte, obwohl ich diesen überdimensionalen Totenkopf nicht sah. Wenn ich in die Höhe schaute, sah ich nur den Nebel, aber nichts, was sich darin abgezeichnet hätte.
Wieder einmal musste ich erleben, wie stark mein Leben durch Überraschungen geprägt war. Aber ich war daran gewöhnt, und das Haus schien in diesem Fall eine wichtige Rolle zu spielen.
Ich erkannte auch, dass der Nebel in seiner unmittelbaren Nähe noch mehr ausdünnte, und es kam mir vor, als sollte ich zu diesem Gebäude hingelockt werden.
Je näher ich kam, umso besser sah ich es. Das Haus war recht groß. Ein viereckiger Kasten mit einem recht flachen Dach. Mir kam es vor, als wären alle Seiten gleich breit und hoch, und so dachte ich an einen quadratischen Grundriss. Es gab einen Eingang, der direkt vor mir lag und dem ich mich nun näherte.
Fenster tauchten auf, und ich sah die Gitter davor. Ein Kribbeln lief über meinen Rücken hinweg. Was hatte das zu bedeuten? Gitter vor einem Fenster wiesen auf ein Gefängnis hin. War dieses Haus ein Knast? Hatte man es neben oder auf dem Gelände eines Friedhofs errichtet?
Da gab es zahlreiche Möglichkeiten, und nur eine davon würde korrekt sein.
Jedenfalls lockte mich
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