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1546 - Voltago der Diener

Titel: 1546 - Voltago der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Froschähnliche Voltago genannt hatte.
    Bis zu den Knien war die Ähnlichkeit noch vorhanden - dann allerdings folgte das, was ihren Blick angezogen hatte. Statt Waden und Füßen sah sie zwei farblose Metallblöcke. Sie wußte instinktiv, daß es sich um Metall handelte.
    Beide waren fünfzig Zentimeter lang, durchmaßen etwa fünfzehn und gingen übergangslos in tiefschwarze Haut über. „Sieh nur genau hin!" säuselte Mamerule. „Ein Meisterwerk, nicht wahr?"
    In der Tat; sie hatte nie zuvor einen solchen Übergang zwischen Prothesen und Gewebe gesehen.
    Es sah aus, als sei überhaupt kein Übergang vorhanden. Außerdem zweifelte sie an ihrem eigenen Ausdruck.
    Vielleicht mußte es nicht Prothese heißen, sondern Verkleidung. Vielleicht hatte sie einen Cyborg oder Robot vor sich.
    Aber nein! Nicht hier in Truillau.
    Hier dominierten die genetischen Wissenschaften. „Ist er lebendig?" fragte sie. „Natürlich! Ich sagte doch, er wird dein neuer Leibdiener. Zwei Tage noch bis zur Fertigstellung.
    Dann kommt er zu Bewußtsein. Der Bewahrer hat entschieden, daß deinen außergewöhnlichen Bedürfnissen nur ein außergewöhnliches Wesen gerecht wird."
    „Und aus welchem Genmaterial ist Voltago geklont worden? Wie sah er vorher aus?"
    Mamerule verlor erstmals ein wenig seiner Haltung. „Ich weiß es auch nicht", gab er säuerlich zurück, „obwohl ich ein Normierer bin. Aber die Hände des Bewahrers normen mehr als meine. Ich habe keinen Grund, an seinen Entscheidungen zu zweifeln. Voltago wird seine Aufgabe erfüllen."
    „Oh, daran zweifle ich nicht."
    Ihren Worten gab sie einen sarkastischen Klang.
    In Wahrheit aber lief ihr ein Schauer über den Rücken.
     
    *
     
    Deno, so hieß der Ke-Ri des Prizappa. „Gehe nur mit ihm in den Garten", meinte Mamerule. „Ich bin froh, Gesil, wenn du Freude daran findest."
    Sie war ausgeschlafen und fühlte sich frisch. Während sie in einem Luxusbett gelegen hatte, war der Prizappa offenbar an der Arbeit gewesen. Der oberste Normierer von Qylinam wirkte ausgebrannt. Seine Augen ließen jeden Glanz vermissen.
    Aber Mamerules Verfassung paßte gut in ihre Pläne. „Ke-Ri!" rief sie. „Komm zu mir!"
    Dabei ging Gesil in die Knie und sah das kleine, hellbraune Pelzwesen freundlich an.
    Noch hockte es verschüchtert unter einem schwerbeladenen Bürotisch. Doch schon kroch es wie ein echtes Tier darunter hervor, scheinbar angelockt vom Klang der Stimme. Es schnüffelte mit der spitzen Rüsselschnauze zunächst an ihren Stiefeln, dann an ihrer linken Hand. „Er ist sehr zutraulich, Hohes Wesen. Komm, ich führe euch in den Garten."
    Gesil nahm den Ke-Ri sacht in beide Hände. Das winzige Gesicht schaute mißtrauisch, für einen Augenblick sogar regelrecht drohend. „Warte ...", murmelte sie so leise, daß ausschließlich Deno es hören konnte.
    Zehn Minuten später waren sie im Garten allein. „Ich bin in drei Stunden zurück", rief der Prizappa, dann verschwand er. Schwere Türen fielen zu. Gesil war sicher, daß sie diesen Ort ohne Führer - oder Bewacher - nicht verlassen konnte.
    In ihrem Rücken war die Wand, die Türritzen zeichneten sich unverkennbar ab. Nach vorne hin allerdings erstreckte sich eine endlose Projektionslandschaft. Samtbrauner Himmel, Moosboden, durchzogen mit nassen Schlicktümpeln, dazwischen Buschwerk mit roten und weißen Blüten. Die ersten zwei-, dreihundert Meter waren echt, schätzte sie. Der Rest wurde dem Betrachter vorgespiegelt.
    So also fühlte sich ein Prizappa wohl. Auch der Luftdruck entsprach nicht ganz den Verhältnissen in der Station. Das einzige Anzeichen von Zivilisation fand sie in Steinbänken, die alle paar Meter herumstanden.
    Zu einer davon ging die Frau und setzte sich. Den Ke-Ri trug sie nach wie vor in beiden Händen. „Hallo, Deno!"
    Sie sah, wie das Pelzwesen mit sich rang.
    Keine Antwort. „Du bist ein Ulupho", setzte sie deshalb hinzu. „Einer aus der Mächtigkeitsballung von ESTARTU."
    Die spitzen Lippen zitterten, sie wurden nervös aufeinandergepreßt. Gesil sah genau hin. Es war nicht leicht, in einem so kleinen, fremdartigen Gesicht zu lesen. „Sag etwas", bat Gesil sanft. „Ich verstehe deine Lage. Oder fürchtest du Lauscher?"
    Mindestens fünf Minuten verstrichen, bis der Ulupho sich überwunden hatte. Sie wußte genau, in welchen Zwiespalt sie ihn gebracht hatte, daß es für ihn aussehen mußte, als treffe er die Wahl zwischen Leben und Tod. „Er kann uns hier nicht hören", meinte der Ulupho dann

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