1546 - Voltago der Diener
scheinbar nicht mehr um Gesil. Sie wußte nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. Und wegen dieses Unfugs hatte man den Ausflug nach Qylinam unternommen? Oder wegen der tausend Ersatzleute, von denen Serb-A-Sherba gesprochen hatte?
Als dritte Möglichkeit blieb ihr geheimer Verdacht übrig. Der Bewahrer wollte ihr zeigen, welch ein Apparat hinter ihm stand. Dabei hatte er das als Beherrscher von Truillau nun wirklich nicht nötig.
*
„Hier entlang!"
Mamerule war aus der Sänfte gestiegen und führte die Frau in einen Trakt, der gegen alle Erlebnisse vorher winzig aussah. Vielleicht zehn Räume, dachte sie. Überall standen Computerterminals, außerdem Variomöbel und Serviceautomaten. „Das ist mein Büro", erklärte der Prizappa. „Ah! Und da kommt schon mein spezieller Freund!
Ich habe ihn lange allein gelassen. Das mag er nicht."
Ein winziges, pelziges Bündel kam ausgelassen auf den Prizappa zugehüpft. Es durchmaß zwanzig Zentimeter und sah aus wie eine Kuppel, aus deren unterer Hälfte kleine Beine schnellten. „Ein Ke-Ri", sagte sie. „Ja." Mamerule nahm seinen „speziellen Freund" auf und streichelte zärtlich sein Fell. „Die teuersten Haustiere, die es in Truillau zu kaufen gibt."
„Ich habe davon gehört", meinte Gesil ausweichend. „Hier!" Er streckte ihr das Bündel hin. „Möchtest du ihn halten?"
Gesil nahm das vermeintliche Tier vorsichtig in beide Hände. Aus dem Pelz schaute ein filigranes Gesicht mit rüsselförmiger Schnauze hervor. „Ein schöner Ke-Ri", stellte sie fest. „Ein richtiger kleiner Ulupho."
Sie spürte, wie sich das Bündel in ihren Händen versteifte. Alles Leben war aus dem winzigen Gesicht gewichen. „Ulupho?" fragte Mamerule zurück. „Ja. Ein Kosename aus meiner Herkunftsgalaxis. So nennen wir possierliche, kluge Haustiere."
„O ja!" schwärmte der Prizappa. „Klug ist mein Ke-Ri wirklich. Ganz erstaunlich manchmal."
Dabei, hatte Mamerule keine Ahnung, wie richtig er damit lag. Nicht den Schimmer einer Ahnung. Und sie würde ihm keinen Anlaß bieten, seine Meinung zu überprüfen.
Nur der Ulupho war jetzt gewarnt.
Gesil reichte das kleine Pelzbündel an seinen Besitzer zurück. „Wo bekommt er seinen Auslauf?" fragte sie. „Ich habe einen Garten. Er liegt hinter den Büroräumen und deiner Unterkunft. Später zeige ich ihn dir gerne.
Aber zuerst wollen wir uns deinen neuen Leibdiener ansehen."
Der Froschähnliche führte sie durch einen Seitenkorridor in eine kleine Halle, die nur hundert Meter entfernt lag. Weder die Decke noch der Boden waren sichtbar. Der ganze Raum schien konstruiert wie eine riesige Spirale. Dicke, rohrartige Gebilde umschlossen bis in den entferntesten Hintergrund jene Geräte, die den Mittelpunkt der Halle bildeten.
Ein, rosafarbener Schimmer drang aus den Rohren. Sekundenlang hatte die Frau das Gefühl, sie könne die Wandungen mit ihrem Blick durchdringen; amöbenhafte Wesen, sich windend vor Schmerz, von einer zähen Flüssigkeit vorbeigetragen. Jemand hatte sie in den geschlossenen Kreislauf der Rohrspiralen gesperrt und bediente sich nun ihrer.
Gesil schüttelte den Kopf. Es war nichts. Sie hatte sich getäuscht.
Ein langer Steg führte in den Mittelpunkt der Halle. Mamerule winkte sie hinter sich her, auf seinem Froschmaul standen plötzlich dicke Tropfen. Der Prizappa bot ein Bild grenzenloser Vorfreude.
Und all das wegen ihr.
Da sah sie es. Tatsächlich war Gesil auf den ersten Blick fasziniert. Von oben und von den Seiten zweigten aus den großen Rohren dünne, gläserne Leitungen ab. Farblose Flüssigkeit pulsierte, Gasblasen perlten an den Leitungen aufwärts.
Im Zentrum der Halle stand ein Art Tank. Dorthin führten die Leitungen. Es handelte sich um eine durchsichtige Glocke von drei Metern Durchmesser, in deren Innerem ein Körper schwamm. „Das ist er", sagte Mamerule. „Sein Name ist Voltago."
Gesil starrte das scheinbar leblose Wesen an. Ein humanoider Körper schwamm da in dicker Nährflüssigkeit, tiefschwarze Haut überzog wohlgeformte, kräftige Glieder. Der Schädel des Wesens hatte menschliche Form, wies aber nur Ansätze eines Gesichtes auf. Voltago hatte keinerlei primäre Geschlechtsmerkmale. „Wir haben ihn nach deinem Bild geschaffen", erklärte der Prizappa stolz. „Was denkst du?
Wirst du ihn mögen, ihm vertrauen?"
„Vertrauen?" wiederholte sie geistesabwesend. „Wie kommst du auf die seltsame Idee?"
Erst jetzt schaute sie auf die Beine des Wesens, das der
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