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1546 - Voltago der Diener

Titel: 1546 - Voltago der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Klon starb nicht, wie Gesil im ersten Augenblick befürchtet hatte. Er zog den Strom im Gegenteil an wie ein Magnet. Sie spürte seinen Geist; einen mentalen Mahlstrom aus Ekstase und Kraft.
    Die dottergelbe Masse brodelte.
    Abermals tötete Voltago Millionen der Zünderwesen allein durch seine unmittelbare Nähe. Sie verloren all ihre Kraft an ihn. Ein Teil der Welle trieb bereits regungslos aus der gelben Zone ins offene Wasser hinaus - und wurde dampfend zersetzt, sobald der Leichenstrom mit türkisfarbener Substanz in Berührung kam.
    Zehn Minuten später war der Spuk vorbei. Voltago hatte die Welle aufgezehrt. Sein Schädel versank in der gelben Masse, und Sekunden später tauchte er neben, dem Rumpf des Gleiter aus dem Wasser.
    Wortlos stieg er ins Innere. Einen Moment lang schien seine Haut regelrecht zu erglühen, die Flüssigkeitsreste verdampften mit zischendem Geräusch. „Was ... was war das?" fragte Gesil.
    Eine Antwort erhielt sie nicht. Sie spürte nur die Kraft in ihm, die sich nun vervielfacht hatte.
    Voltago drehte den Gleiter. Wortlos nahm der Klon Kurs zurück auf die Diskusinsel. Als sich Gesil noch einmal umdrehte, war die Station der Genetischen Fischer nahe an die gelbe Zone herangefahren.
    In diesem Augenblick strömte ein Schwall kleiner Boote aus dem Rumpf.
    Wie Leichenfledderer, dachte sie. Die Fischer holten sich ihren Anteil, bevor er versinken konnte
     
    5.
     
    Tage der Entscheidung. 28./29./30. Oktober 1171 NGZ. MELISERAD.
    Am nächsten Morgen weckte sie etwas, woran sie sich fast schon gewöhnt hatte: Der Bewahrer war da. Gesil spürte seine Anwesenheit direkt von oben. Und jetzt wußte sie auch, auf welche Weise er dorthin gekommen war - per Transmitter nämlich.
    Nebenbei legte sie ihre Theorie ad acta, der Bewahrer sei identisch mit der Genetischen See.
    Durch den verhältnismäßig kleinen Transmitterbogen paßte kein Wesen, das größer war als etwa ein Haluter.
    Ich spüre dich, formulierte sie in Gedanken. Ich will dich sehen, Bewahrer! Du bist doch nur ein paar Meter entfernt!
    Ihre Augen versuchten, das milchige Glassitmaterial der Decke zu durchdringen. Bizarre Schatten wanden sich umeinander, kratzende Geräusche drangen durch die Decke. Doch es war nur eine Täuschung ihrer überreizten Sinne. Von oben erreichte sie kein einziger verräterischer Lichtstrahl, und das Kratzen stammte von ihren eigenen Fingernägeln.
    Statt dessen spürte sie auf empathischem Weg das, was der Herrscher dieser Galaxis ihr zugedacht hatte. Kurz verdeckte ein Anflug früherer Panik alles, dann jedoch hatte sich der Bewahrer wieder gefangen.
    Du bist nicht genug, Gesil. Die Botschaft kam nicht in Worten, war aber dennoch verständlich.
    Du bist viel, sehr viel. Aber etwas fehlt dir. Nun ist die Stunde nicht mehr fern! Große, gewaltige Dinge sind im Gang. Ich habe das, was fehlt. Ich werde es dir zeigen. „Ja!" rief sie laut. Eine unglaubliche Euphorie hatte sich sekundenlang ihrer bemächtigt. „Komm! Zeige es mir!" Bald. Sehr bald. Heute noch.
    Hatte sie die Botschaft recht verstanden?
    Als der Bewahrer verschwand, erwachte die Frau wie aus einer tiefen Trance.
    Aber etwas war nicht in Ordnung. Ein furchtbarer Hauch von Kälte streifte sie. Ihr liefen Schauer über den Rücken.
    Sofort war ihre Aufmerksamkeit wieder geweckt, denn Voltago erwachte aus derselben Trance wie sie. Von seinen aufgerissenen Pupillen rieselte verfestigter Rauhreif. Seine tiefschwarze Haut wies denselben Frostschimmer auf, den sie schon einmal an ihm beobachtet hatte.
    Und am meisten beeindruckte sie das Gesicht.
    Die Züge wiesen deutliche Ähnlichkeit mit ihren eigenen auf. Kinn und Nase jedoch stammten von einer anderen Persönlichkeit. Eine Spur von Erkenntnis durchzuckte sie - aber Gesil war nicht imstande, die Idee festzuhalten.
    Voltago atmete schwer.
    Seine Muskulatur sah aus, als habe er Stunden schwerer Arbeit hinter sich. Dabei hatte sie noch nie gesehen, daß irgend etwas diesem Klon sichtbare Mühe bereitet hätte. „Du hast ihn verstanden?" fragte Voltago. „Ja", gab die Frau mit rauher Stimme zurück. „Das habe ich."
    „Es wird sehr bald soweit sein. Halte dich bereit. Das Schiff befindet sich inzwischen im Anflug auf Meliserad.
    Es kommt von sehr weit her."
     
    *
     
    Gesil brachte vier Stunden in fiebriger Erwartung hinter sich.
    Dabei beobachtete sie sehr genau ihren Leibdiener, der ja eigentlich nur Conn-Y-Spreik hatte ablösen sollen.
    Aber hinter Voltago steckte wesentlich mehr als

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