1547 - Adel vernichtet
Hauses trank Champagner, wobei sich in seinem Gesicht nichts rührte. Er zeigte mit keiner Regung, ob ihm das Getränk mundete.
Marquis de Geaubel übernahm wieder das Wort.
»Wir haben am Telefon bereits darüber gesprochen, aber ich möchte es noch mal hören, denn es wird auch meiner Frau gefallen. Aus welchem Grund genau sind Sie auf unsere Familie gekommen, Miss Cameron?«
Dinah sah, dass sie von drei Augenpaaren gespannt angeschaut wurde.
Sie musste ihre Verlegenheit überspielen, tat dies mit einem herzlichen Lächeln und sagte: »Es hat an meinen Recherchen gelegen. Da habe ich erfahren, dass die Marquise und auch Sie, Marquis de Geaubel, exzellent kochen sollen.«
»Oh, das ist maßlos übertrieben!«, rief de Geaubel. »Nein, nein, da irren Sie sich. Oder, Uta?«
»Ja, schon«, gab sie verlegen zu. Ob das gespielt war, ließ sich nicht herausfinden. »Aber unser Gast hat sich nicht geirrt, was die Recherchen angeht. Wir kochen beide sehr gern, und wir haben auch das Gericht für den heutigen Abend gemeinsam vorbereitet. Ein nicht zu opulentes Dinner, sodass keiner von uns übersatt sein wird, schätze ich. Aber ich muss Ihnen gleich sagen, meine Liebe, dass der Marquis und ich gern extravagant kochen.«
»Das hört sich gut an.«
»Meine Gattin meint, dass wir auch ungewöhnliche Gerichte ausprobieren,«
»Ausgezeichnet.«
»Und wir haben uns für den heutigen Abend eine Mischung ausgesucht. Ich denke, dass Sie zufrieden sein werden und es dann auch schreiben.«
»Sicher.«
»Dann wollen wir darauf noch unser Glas heben!«, sagte der Marquis und nickte seiner Gattin zu. »Ich danke dir schon jetzt, dass du alles so perfekt vorbereitet hast.«
»Bitte, das war doch nichts.«
»Ich weiß es besser.«
Sie tranken erneut, und Dinah Cameron kam sich vor wie auf einer Bühne, wo jeder sein eigenes Spiel durchzog und dabei die Regeln selbst bestimmte.
Es war nichts echt, abgesehen von Eric, der etwas abseits stand und einen verkniffenen Gesichtsausdruck zur Schau trug. Ihm schien das alles nicht zu gefallen.
»Wir werden dann nach nebenan gehen, wo unser guter Geist, der Butler, den Tisch bereits gedeckt hat. Er wird auch das Essen auftragen, und ich denke, dass es in einigen Minuten so weit sein wird. Dann hoffe ich nur, dass Sie auch Hunger haben, Miss Cameron.«
»Das werde ich schon.«
»Dann sind wir zufrieden.«
Die Marquise lächelte und sagte dann: »Ich habe eine Frage, Miss Cameron. Sie bezieht sich auf die Serie in Ihrer Zeitschrift.«
»Bitte.«
»Haben Sie darauf eine Resonanz von Lesern bekommen? Wissen Sie, wie die Berichte angenommen wurden?«
»Sehr gut. Ich habe bisher nichts Negatives gehört. Die Zuschriften waren allesamt positiv. Ich denke, wir haben damit eine Marktlücke gefunden.«
»Das ist natürlich perfekt.«
»Wir waren selbst überrascht und glauben daran, dass der Erfolg anhalten wird.«
»Wir hoffen es. Auch wir lesen die Zeitschrift und haben manches daraus lernen und für uns verwerten können. Besonders die Rezepte einer außereuropäischen Küche.«
»O ja, denn sie sind oft sehr interessant. Man lernt immer wieder besondere Geschmacksvariationen kennen.«
»Essen Sie denn alles auf?«
Dinah musste lachen. »Nein, nicht alles. Ich bleibe meist beim probieren und gebe dann meinen Kommentar ab.«
»So ist es richtig für die Figur.«
»Damit haben Sie ja keine Sorgen.«
Die Marquise lachte. »Wie recht Sie haben. Aber das liegt einfach in meinen Genen. Sie wissen, dass unsere Familie aus dem Elsass stammt. Bekanntlich wird dort gut und deftig gegessen, was ich als junger Mensch kennen gelernt habe. Und schon damals hat es bei mir nicht angesetzt. Ich habe eben Glück, ganz im Gegensatz zu meinem Gatten. Der muss sich schon sehr vorsehen.«
»Leider«, kommentierte de Geaubel.
Das Gespräch stockte, und Dinah Cameron kam endlich dazu, ihr Glas zu leeren. Dabei schaute sie sich so unauffällig wie möglich um.
In diesem Salon sahen die Möbel sehr englisch aus. Da war nichts Leichtes und Filigranes, was auf einen französischen Ursprung hingewiesen hätte. Hohe Sessel, Möbel aus Mahagoni, eine Regalwand mit Büchern vollgestopft, die allesamt hinter Glas standen, und ein dicker Teppich auf dem Boden, in dem die Schuhe fast versanken. Die Fenster waren nicht zu sehen, da sie hinter den zugezogenen Vorhängen verschwanden.
Dinah Cameron hätte sich hier auch keine andere Einrichtung vorstellen können. Sie war trotzdem nicht ihr Ding. Sie liebte
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