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1549 - Der steinerne Engel

1549 - Der steinerne Engel

Titel: 1549 - Der steinerne Engel
Autoren: Jason Dark
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sein, wenn ich nach draußen ging, um dort auf den Todesengel zu warten.
    Godwin de Salier sah mir an, dass ich über etwas nachdachte. Er fragte: »Du willst nicht mehr länger hier im Haus bleiben?«
    »Darüber denke ich nach.«
    »Du willst nach draußen?«
    Ich nickte.
    Das sah auch Maria, und sie flüsterte. »Bitte, tun Sie sich das nicht an.«
    »Es muss sein.«
    »Aber der Todesengel…«
    »Egal, ob man ihn so nennt oder ihn als steinernen Engel bezeichnet. Ich muss einfach nach draußen. Außerdem hat man mich aus diesem Grund hierher geschickt.«
    Sie sah so aus, als wollte sie nachfragen. Das tat sie nicht und hob nur die Schultern.
    Ich stand auf.
    Auch Godwin erhob sich. Als er seinen Stuhl zurückschob, sagte er: »Ich gehe mit.«
    Ich wollte ihn erst abwehren, doch dann schaute ich in sein Gesicht und vergaß es. Er würde sich nicht davon abbringen lassen, bat Luc Domain aber, bei Maria zu bleiben.
    »Gut«, stimmte der Mönch zu. »Wenn etwas ist, sag uns Bescheid.«
    »Klar.«
    Wir gingen zur Tür und standen kaum im Flur, als wir Joaquim sahen, der das Totenzimmer verlassen hatte. Er blieb stehen. Seine Augen waren leicht gerötet.
    »Wo wollt ihr hin?«
    »Wir sehen uns draußen um«, erklärte Godwin.
    Moreno zögerte. Dann deutete er auf mich. »Und wer sind Sie?«
    Godwin nahm mir die Antwort ab. Mit der exakten Wahrheit hätte der Mann nichts anfangen können.
    »John Sinclair ist ein guter Freund von mir. Er ist gekommen, um uns zu unterstützen.«
    Joaquim Moreno rang sich ein Lächeln ab. »Ja, das ist gut.« Er reichte mir die Hand. »Jeder Helfer ist uns willkommen. Ich bedanke mich schon jetzt.«
    »Okay. Ich würde vorschlagen, dass Sie hier im Haus bei Ihrer Familie bleiben. Wir machen einen ersten Rundgang, und ich denke, dass wir den Todesengel…«
    »Er wird euch vernichten«, flüsterte Moreno. »Nur im Haus hier seid ihr sicher. Bitte…«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, wir müssen hinaus. Und seien Sie versichert, wir wissen genau, was wir tun.«
    Er überlegte noch und meinte dann: »Ja, ich habe meine Pflicht getan und die Pfosten bestrichen. Ich hoffe, dass es reicht und dieser Zauber den Mörder abhält.«
    »Wir werden es sehen.«
    Mehr war nicht zu sagen.
    Bis zur Tür waren es nur zwei Schritte. Wir legten sie zurück und traten nach draußen, wobei keinem von uns wohl war…
    ***
    Im Haus war es nicht sonderlich warm gewesen, aber doch wärmer als draußen. Hier drückte die abendliche Kälte in das Tal hinein. Man konnte noch nicht von einer völligen Dunkelheit sprechen, denn wenn wir nach oben zum Himmel schauten, sahen wir den fahlen Glanz des letzten Tageslichts.
    Ich sah die Straße, die den kleinen Ort in zwei Hälften teilte, leer. Die Menschen hatten sich tatsächlich alle in ihre Häuser zurückgezogen. Die parkenden Autos wirkten wie fremdartige Tiere, die unter der Kälte erstarrt waren.
    In Porte gab es nicht viele Laternen. Die wenigen, die vorhanden waren, gaben ihr kaltes Licht ab, das über einige Hauswände glitt oder sich als Schein auf dem Boden abmalte.
    Es war still.
    Keine Stimmen. Keine fremden Geräusche. Niemand kam, um in sein Auto zu steigen. Nicht mal ein Hund oder eine Katze lief über die einsame Straße. Man konnte sich wirklich verloren vorkommen.
    Ich kannte Orte wie diesen. Nur eben in anderen Gebieten. Zumeist auf dem Lande. Dabei schloss ich die Insel nicht aus. Oft genug hatte ich mich in den Dörfern herumgetrieben, um das Böse zu stoppen. Und hier würde es nicht anders sein.
    Ich hatte mich auf die Mitte der Straße gestellt, um einen besseren Überblick zu haben. Doch so sehr ich auch schaute, es war nichts Verdächtiges zu entdecken.
    Es blieb still. Godwin und ich waren die einzigen Lebewesen im Freien.
    Godwin trat an mich heran.
    »Wo steckt er?«
    Ich hob die Schultern.
    »Ich weiß, dass er hier ist«, sagte der Templer gepresst. »Hier in der Nähe. Der Mörder hält sich nur versteckt. Wir haben ihn gesehen, John, und ich sage dir, dass er verdammt groß ist. Größer als ein Mensch, und er ist nicht mehr aus Stein.«
    »Warum ist er zu Stein geworden?«, fragte ich.
    Godwin schaute der Atemfahne nach, die aus seinem Mund drang. »Ich kann es dir nicht sagen.«
    »Hast du nicht gefragt?«
    »Doch, das habe ich. Aber ich erhielt als Antwort nur ein Kopf schütteln und ängstliche Blicke. Wir stehen hier vor einem Rätsel, mehr weiß ich nicht.«
    »Okay, dann könnten wir mal einen kleinen Patrouillengang hinter uns
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