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155 - Kriminalfall Kaprun

155 - Kriminalfall Kaprun

Titel: 155 - Kriminalfall Kaprun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uhl Hannes
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unseren Tränen«, erklärt ein Salzburger Feuerwehrmann und stellt verzweifelt die Frage, die alle Rettungsmannschaften seit dem 11. November verfolgt: »Mein Gott, warum hast du uns verlassen?«
    Ein Vertreter der Notfallseelsorge Salzburg spricht aus, was alle Hinterbliebenen und die zwölf Überlebenden nach der Katastrophe Tag und Nacht beschäftigt: »Es quält die Frage nach Grund und Ursache, die Frage nach der Schuld.«

Kapitel 18
    Elf Tage nach der Katastrophe kommt es zum erneuten Aufeinandertreffen von KTZ -Beamten des Innenministeriums und Muhr. Staatsanwältin Danninger-Soriat hat darauf gedrängt, den unhaltbaren Ermittlungszustand zu beenden. Im Gespräch wirken die KTZ -Beamten als Profis ihres Fachgebietes selbstbewusst. Sie fordern, dass sie als gerichtlich beeidete Sachverständige im Ermittlungsverfahren bestellt werden. Danninger-Soriat ist weiterhin dagegen, um den Vorwurf der Parteilichkeit bei den Ermittlungen nicht aufkommen zu lassen. Ob diese Entscheidung bei den KTZ -Beamten auf Verständnis stößt, wird sich in den folgenden Tagen und Wochen zeigen. Danninger-Soriat und die Untersuchungsrichterin laden sie höflich, aber bestimmt ein, konstruktiv mit den bestellten Gerichtssachverständigen zusammenzuarbeiten und Beweismittel, dazugehörige Untersuchungsberichte und das gesamte Ermittlungsmaterial der ersten Tage über den Weg der Kriminalabteilung des Landesgendarmeriekommandos Salzburg ohne Zeitverlust den Gerichtsgutachtern zur Verfügung zu stellen.
    Acht Tage später registriert Danninger-Soriat erste Anzeichen der Zusammenarbeit. Muhr teilt ihr mit, dass ihm das Landesgendarmeriekommando Salzburg Pläne der Bahn ausgehändigt hat. Auch die Zeugenaussagen der Überlebenden hat er bekommen. Tags zuvor konnte er die KTZ -Fotos zumindest einmal einsehen.
    »Aus den Bildern ist für mich klar ersichtlich, dass der Heizlüfter im KTZ -Labor detailliert fotografisch dokumentiert und eingehend untersucht wurde«, erzählt Muhr Danninger-Soriat am Telefon, »die Beamten des Innenministeriums haben sogar in der Führerkabine vorgefundene Zigarettenstummel auf DNA -Spuren untersucht. Das zeigen die Fotos auch.«
    »Dann gehen wir davon aus, dass die KTZ -Beamten jeden logischen Ermittlungs- und Untersuchungsschritt setzen.«
    »Davon müssen wir ausgehen«, sagt Muhr.
    Den Heizlüfter hat er allerdings noch immer nicht bekommen.
    »Für den 12. Dezember sind weitere Ermittlungsschritte in Kaprun geplant. Ich habe drei Tage, um den Brandschutt detailliert zu sichten«, sagt er zur Staatsanwältin. »Wir werden Schaufel für Schaufel nach relevanten Fundstücken suchen. Ein Gendarmeriebeamter nimmt Leichenteile und Knochenfragmente in Verwahrung und bringt sie nach Salzburg in die Gerichtsmedizin. Ich nehme an, dass auch KTZ -Beamte vor Ort sein werden. Warten wir das noch ab.«
    »Melden Sie sich bei mir, sobald es Neuigkeiten gibt.«
    Danninger-Soriat bleibt skeptisch, als sie auflegt. Sie nimmt ihren Tischkalender zur Hand und schreibt für Freitag, den 15. Dezember auf: »Muhr anrufen!«
    Zwei Wochen später kann sie es kaum erwarten, ihren Gutachter zu kontaktieren. Sie wartet noch bis neun Uhr, ehe sie seine Nummer wählt. »Herr Muhr, wie war es in Kaprun?«, fragt sie ihn.
    »Harte Arbeit, aber sehr produktiv«, antwortet er. »Wir haben Armbanduhren im Schutt gefunden, die allesamt um 9:12 Uhr oder 9:13 Uhr stehengeblieben sind. Das ist ein guter Hinweis für den Verlauf des Brandes. Das bedeutet, dass alles sehr schnell gegangen ist. Gerade einmal zehn Minuten vom Brandausbruch in der Talstation bis zum Vollbrand.«
    »Und die KTZ ?«
    »Die waren auch da. Die haben so wie wir wieder im Hotel ›Vier Jahreszeiten‹ gewohnt. Am ersten Abend gab es eine polizeilich geführte Besprechung. Ich habe gemeinsam mit meinem Assistenten die Fotos vorgelegt, die wir gemacht haben. Von der KTZ kam aber wieder wenig. Nur ihr Aktenführer war einigermaßen auskunftsfreudig. Er hat uns mitgeteilt, dass aufgrund vorgefundener Spuren die Montagelage des Heizlüfters unter und vor den Hydraulikölmessleitungen in Verbindung mit möglichen Leckagen als größtes Brandrisiko zu sehen ist. Und als wahrscheinlichstes Brandszenario. Wir waren uns alle einig, dass die Züge für eine gezielte Untersuchung aus dem Tunnel geborgen werden müssen.«
    »Heißt das, dass Sie den Heizlüfter noch immer nicht haben?«
    »So ist es. Zumindest weiß ich jetzt, dass er einen Tag, bevor ich nach Kaprun gekommen

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