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155 - Kriminalfall Kaprun

155 - Kriminalfall Kaprun

Titel: 155 - Kriminalfall Kaprun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uhl Hannes
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,Eine Beteiligung an gespielten Gerichtsverhandlungen könnte im Übrigen bei den Beteiligten des derzeit von Doktor Manfred Seiss geführten Großverfahrens auf berechtigtes Unverständnis stoßen. Und darüber hinaus heißt es: Außerdem ist auch die zeitliche Inanspruchnahme zu groß (sechs Tage pro Monat), und dafür kann eine Freistellung (Sonderurlaub) nicht erteilt werden.«
    Danninger-Soriat schüttelt den Kopf. »Das spricht wohl nicht gerade für sein Feingefühl.«
    Der Kaprun-Richter kommentierte das TV-Verbot so: »Gehe ich eben nicht nach Hollywood, bleibe ich eben in Salzburg.«

Kapitel 33
    Im Kaprun-Verfahren wird Eva Danninger-Soriat immer mehr zur Einzelkämpferin. Im Gerichtssaal wird sie zunehmend geschnitten. 16 große Anwaltskanzleien mit vielen spezialisierten Mitarbeitern und besten Verbindungen kämpfen gegen sie. Auch die Hinterbliebenen spüren die Veränderungen und erleben den einsamen Kampf der Staatsanwältin, die für sie die letzte Hoffnung auf ein gerechtes Verfahren darstellt und der sie absolut vertrauen. Viel Hilfe erhält sie von den Opferanwälten jedoch nicht, denn die sind untereinander zerstritten.
    Nur Anwalt Johannes Stieldorf, Vater des im Tunnel ums Leben gekommenen Matthäus, unterstützt sie verlässlich mit seinem klaren juristischen Sachverstand und seiner langen Erfahrung. Er ist ein guter Beobachter und auch ihn erfüllt der Prozessverlauf mit großer Sorge. Seine harte aber zutreffende Kritik an der Verhandlungsführung zeigt Danninger-Soriat, dass sie mit ihrer Einschätzung nicht alleine ist.
    Trotz aller bisherigen Entkräftungsversuche der Strafverteidiger weist die Staatsanwältin unermüdlich darauf hin, dass der Heizlüfter»Hobby TLB « niemals in die Gletscherbahn eingebaut werden hätte dürfen, weil es sich bei einer Gletscherbahn eben weder um ein Bad noch um ein WC handelt. Danninger-Soriat verweist auch auf die Gebrauchsanleitung des Heizlüfters, die die Arbeiter beim Einbau in Kaprun gleich in mehreren Punkten nicht berücksichtigt hatten. Folgende Sicherheitshinweise sind dort schwarz auf weiß festgestellt:
    Gerät darf nicht in Fahrzeuge eingebaut und dort betrieben werden.
    Gerät darf nur aufgestellt oder mittels eines beigegebenen Abstandsmessers an einer Wand montiert werden.
    Gerät ist nicht geeignet zum Anschluss an festverlegte Leitungen.
    Nach dem Gebrauch (…) Netzstecker ziehen.
    Fakir Heizgeräte sollten vor jeder Heizperiode in einer Fakir Kundendienst Werkstatt gereinigt und überprüft werden.

    Gebrauchsanleitung: »Gerät darf nicht in Fahrzeuge eingebaut (…) werden.«
    Die Anwälte der Verteidigung sehen die Dinge naturgemäß anders als Danninger-Soriat. Auch wenn die Gebrauchsanleitung den Einbau und Betrieb in Fahrzeugen verbietet, hätte das nichts zu bedeuten, weil es sich bei der Standseilbahn nicht um ein Fahrzeug, sondern um ein Fahrbetriebsmittel handle, meinen sie. Da dieserBegriff in der Anleitung des Heizlüfters fehlt, folgern sie, hätten die Beschuldigten nicht gegen das Verbot des Herstellers verstoßen. Der Richter schließt sich dieser Meinung an. Er weiß nicht, dass in einer im März 2000 beschlossenen EU-Richtlinie über »Seilbahnen für den Personenverkehr« der Begriff »Fahrzeuge« wie selbstverständlich im Anhang I unter Punkt Vier aufscheint.
    Dass ein Standgerät für Bad oder WC und Wohnräume auch nicht in ein Fahrbetriebsmittel eingebaut werden darf, glauben die Verteidiger ebenfalls nicht. »Weder das Fahrbetriebsmittel, noch der Fahrbetrieb selbst hatte irgendeinen Einfluss auf den Schaden« argumentieren sie.
    Die Verteidiger ergänzen, dass bei den vier gelieferten und in die Gletscherbahn eingebauten Heizlüftern sowohl die Verpackung wie auch die Gebrauchsanleitung fehlten. Die Techniker und die Verantwortlichen der Gletscherbahn entlastet dies, denn fehlende Sicherheitshinweise brauchen nicht beachtet zu werden, so die Verteidiger.
    Die Staatsanwältin weist darauf hin, dass 670.000 Geräte jeweils mit vollständiger Verpackung samt Gebrauchsanweisung ausgeliefert worden seien, und sich zudem verantwortungsbewusste Monteure fehlende Gebrauchsanleitungen nachträglich beschaffen hätten können. Doch auch hier weiß die Verteidigung zu kontern. Die für den Einbau verantwortlichen Techniker hätten sich eine andere Anleitung besorgt. Als Danninger-Soriat nachfragt, erfährt sie, dass es sich hierbei um eine Anleitung für ein völlig anderes Fabrikat eines Heizlüfters handelt, der

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