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1551 - Das Vampirhaus

1551 - Das Vampirhaus

Titel: 1551 - Das Vampirhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegangen, dass die Leiche aus dem Haus geholt wurde.
    »Sie sah wohl ausgeblutet aus, denke ich.« Den Satz sagte ich, als wir in dem kleinen Wohnzimmer zusammensaßen und über den Fall sprachen.
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen, Herr Sinclair.« Wir sprachen deutsch, die Sprache beherrschte Laura perfekt, wenn auch der österreichische Akzent nicht zu überhören war.
    »Ich bin John. Wir sollten uns duzen.«
    »Ja, danke.« Dann hob sie die Schultern. »Es war schwer für mich«, sagte sie mit gepresster Stimme, »die Leiche meines Vaters genauer in Augenschein zu nehmen. Aber ich habe es getan. Ob er sein gesamtes Blut verloren hat, weiß ich nicht. Es kann sein, aber Sie wissen ja selbst oder du weißt selbst - dass bereits wenige Tropfen Blut etwas hinterlassen, das sehr schaurig aussieht. Ich denke, dass es darauf auch nicht ankommt. Andere Dinge sind wichtiger.«
    »Ja, das stimmt. Zum Beispiel, wie es dazu gekommen ist.«
    »Das kann ich euch erzählen.«
    Wir hörten ihr zu. Da sie allein sprach und das zudem noch mit leiser Stimme, empfand ich es in unserer Umgebung als recht still.
    Der kleine Raum war überheizt, obwohl der schwarze Ofen in der Ecke kaum noch Wärme abgab. Die Einrichtung erinnerte mich an früher und an Zeiten, die ich nicht mehr erlebt hatte.
    Wenn ich aus dem Fenster schaute, sah ich in einen Hof, an den sich ein recht steiler Hang anschloss, der mit braunem Gras bewachsen war.
    Eine Häkelgardine nahm mir einen Teil der Sicht.
    Erst als Laura mit ihrem Bericht fertig war, drehte ich ihr wieder mein Gesicht zu.
    Harry Stahl sagte: »Dein Vater ist also in dieses Haus in den Bergen gegangen.«
    »Das kann ich nicht sagen. Sie können ihn auch vorher abgefangen haben.«
    »Die Vampire?«
    Laura hob die Schultern. »Ob es wirklich Vampire sind, das weiß ich nicht. Jedenfalls sind es Wesen, die eigentlich nicht in unsere Welt passen, die es aber trotzdem gibt. Leider.«
    »Und wo kommen sie her?«
    »Das ist eine alte Geschichte.« Sie lächelte kantig. »Ich würde sagen, dass es sich um ein Märchen handelt. So habe ich das jedenfalls bis heute gesehen. Jetzt weiß ich aber, dass es sich um kein Märchen handelt.«
    »Was macht dich so sicher?«, fragte ich.
    »Ich habe das fliegende Monster gesehen - und es hat mich angegriffen!«
    Das war Harry und mir neu. Dementsprechend überrascht schauten wir uns an.
    »Ja, Freunde, es gibt noch einen zweiten Teil der Geschichte, den ihr wissen müsst.«
    »Wir sind gespannt«, sagte Harry.
    »Das könnt ihr auch sein.«
    Laura brauchte eine frische Tasse Kaffee. Erst als sie sich eingeschenkt hatte, begann sie zu sprechen. Sie tat es mit leiser Stimme, denn die Erinnerung wallte immer wieder in ihr hoch.
    Sie hatte sich in große Gefahr begeben und konnte von Glück sagen, dass sie dem Angriff des Monsters entkommen war.
    »Und ich weiß auch«, sagte sie zum Schluss, »dass das fliegende Monster nur von diesem Vampirhaus gestartet sein kann. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Warum leben sie dort?«, fragte ich. »Wie sind sie dort hingekommen?«
    Sie schlug die Beine übereinander. »Da muss ich wieder zurück in die Vergangenheit gehen. Ich erzähle euch jetzt Dinge, die ich zuvor nicht geglaubt habe. Bisher waren es für mich nur Gerüchte oder Legenden, die sich um das Haus rankten. Früher - ich weiß leider nicht, zu welcher Zeit - ist es mal bewohnt gewesen. Von Frauen.«
    »Bitte?«, flüsterte Harry.
    »Ja, Frauen. Sie haben sich dorthin zurückgezogen. Man kann von einer klösterlichen Einsamkeit sprechen. Ob das alles zutrifft, weiß ich nicht. Mir ist auch nicht bekannt, ob diese Frauen einem Orden angehörten, aber ich vermute es mal. Auch wenn mir ein solcher Orden sehr suspekt wäre.«
    »Einen Namen kennst du nicht?«
    »Nein, Harry. Die Leute im Ort hatten mit den Bewohnerinnen keinen Kontakt, und sie haben auch nicht mitbekommen, dass dieses Haus plötzlich leer und verlassen war. Die Frauen waren irgendwann wieder verschwunden. Dazwischen lag eine längere Zeit.«
    Sie beugte sich über den Tisch, der auf seinen gedrechselten Beinen zwischen uns stand und mit einer Häkeldecke belegt war.
    »Aber jetzt sind sie wieder da. Nur anders als zuvor - als Monster.«
    »Du meinst, dass sich die Frauen damals in diese Flugvampire verwandelt haben?«
    »Ja, das denke ich.«
    Ich fragte: »Hat sich denn niemand aus dem Ort um das einsame Haus gekümmert?«
    »Nein!«
    »Gab es einen Grund dafür?«
    Laura nickte.

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