1551 - Das Vampirhaus
sich das Kinn angeschlagen, wobei er sich eine kleine Schürfwunde zugezogen hatte.
Das war alles gewesen.
Jetzt saßen sie im Opel und sammelten sich. Beide hatten das Gefühl, dass sie im Fahrzeug vor den unheimlichen Verfolgern geschützt waren, aber sie sahen keine Verfolger.
»Fahr bitte los, Harry. Ich will so schnell wie möglich zurück nach Blunka.«
»Du hast Angst um die Bewohner?«
»Ja, du nicht?«
»Ja, ich habe auch Angst. Diese schlimmen Gestalten leben vom Blut der Menschen, und das muss man verhindern.«
»Es ist ihre Nacht, Harry. Es ist ihre Zeit. Wir haben sie ja nicht grundlos gesehen. Die hätten auch in ihrem Haus bleiben können. Aber nein, sie sind weggeflogen, und da kann ich mir nur Blunka als ihr Ziel vorstellen. Mein Vater hatte recht, das muss ich leider sagen.«
»Sicher, so denke ich auch.«
»Nur hätte er im Haus bleiben sollen, dieser ehrgeizige Kerl. Aber das hat er nicht getan. Ich könnte ihn jetzt noch für seinen Eigensinn verprügeln«, flüsterte sie.
Harry nickte nur. Dann wies er mit dem Kopf zu dem alten Fiat hinüber.
»Du solltest den Schlüssel ins Zündschloss stecken, damit John eine Möglichkeit hat, ins Dorf zurückzukehren«, sagte er.
»Gut, dass du daran gedacht hast«, murmelte sie. Sie stieg aus, lief die paar Schritte zum Fiat hinüber, schloss den Wagen auf und steckte den Schlüssel ins Zündschloss.
Nach ein paar Sekunden saß sie wieder neben Harry, und der startete den Opel.
Wenig später rollte Harry in die erste Haarnadelkurve hinein.
Ein wunderbarer Himmel lag über der Bergwelt. Sternenklar und mit blassgelben Diamanten gesprenkelt. Die Farbe zeigte ein tiefes Blau.
»Können wir sie packen, Harry?«, flüsterte Laura.
»Ich hoffe es.«
»Und dein Freund John Sinclair? Was ist mit ihm?«
Stahl winkte ab. »Der ist ein alter Fahrensmann. Ich sage dir, dass er sich schon durchschlagen wird. John kennt sich wie kein anderer in seinem Job aus.«
»Ach, es ist sein Job?«
»Sicher. Er jagt diese Brut, und das nicht erst seit gestern. Das Gleiche gilt auch für mich.«
Laura schüttelte den Kopf und lachte, bevor sie sagte: »Es ist schon komisch, denn als wir uns kennen lernten, habe ich nicht daran glauben können. Ich habe dich zwar nicht für einen Aufschneider gehalten, aber es war schon schwer für mich, das zu glauben, was du mir über deine Arbeit erzählt hast.«
»Da bist du nicht der einzige Mensch, der so denkt. Ich kenne da noch ganz andere.«
»Die Welt ist verrückt, nicht?«
»Mehr als das. Manchmal kommt sie mir wie ein Tollhaus vor. Aber das war sie schon immer, und das wird sie auch bleiben, so lange sie besteht.«
»Und dabei kann sie so schön sein«, sagte Laura leise. »Gerade hier in den Bergen. Aber es gibt überall nicht nur Licht, sondern auch Schatten, daran habe ich mich schon gewöhnt.« Sie schaute wieder aus dem Seitenfenster und meldete, dass sie nichts sah. »Es ist wirklich alles frei.«
Harry Stahl nahm es nickend zur Kenntnis.
Den größten Teil der kurvigen Strecke hatten sie hinter sich gelassen.
Harrys Blick glitt nach vorn, wo er die Lichter von Blunka sah. Der Ort kam ihm vor wie eine kleine Insel inmitten der Schatten.
Sie rollten wenig später die letzten Meter auf das Haus zu, in dem Laura wohnte. Den Opel parkte Harry im Hof und stieg nach Laura aus, die schon vorgegangen war.
Stahl schaute sich noch mal den Himmel an. Nichts bewegte sich dort.
Ihre fliegenden Feinde schienen sich davongemacht zu haben, doch genau das wollte Harry nicht glauben. Er rechnete damit, dass noch etwas folgte, über das sie bestimmt nicht erfreut sein würden.
Laura wartete vor der Haustür auf ihn. »Und?«
»Nichts zu sehen«, meldete Harry.
»Glaubst du, dass sie aufgegeben haben?«
»Das wäre zu schön.« Er tippte auf seine Uhr. »Denk immer daran, dass wir noch Abend haben. Vor uns liegt noch eine ganze Nacht, in der sie aktiv werden können.«
»Ja, das ist wohl leider so.« Laura drückte die Tür auf, betrat das Haus aber noch nicht. »Mal eine Frage, Harry. Sollen wir uns wirklich hier im Haus verstecken, oder hast du etwas anderes vor?«
»Es bliebe uns nur der Gang durch Blunka.«
»Das meinte ich.«
»Nein, ich denke nicht. Ich glaube, wir sollten im Haus bleiben und hier alles abwarten. Zumindest für die nächste Zeit. Später können wir noch immer durch das Dorf gehen. Außerdem warte ich auf John Sinclair.«
»Du traust ihm viel zu, nicht?«
»In der Tat.«
Sie betraten
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