1551 - Die Linguidenforscher
dann aber auch in aller Konsequenz, daß die Linguiden nicht von Lingora stammen können. Dann muß ihre Herkunftsgeschichte anderswo geklärt werden."
*
Icho Tolot hatte es jetzt eilig, denn er spürte, daß er den Friedensstifter diesmal erwischen würde. Er sank erneut auf seine Laufarme nieder, die er zur Unterstützung bei hohen Geschwindigkeiten benötigte.
Bis zur Kuppelstadt war es nicht mehr weit. Trotz der erheblichen Ausrüstung, die er bei sich trug, konnte er auf technische Unterstützung verzichten und sich allein mit der Kraft seines Körpers bewegen.
Er spurtete den Kraterrand hinab und folgte dort den Spuren des Friedensstifters. Allzuoft schien Aramus Shaenor in seinem Leben den Kima-Strauch noch nicht aufgesucht zu haben, denn die Anzahl der Fußspuren war nicht groß.
Aber das war jetzt ohne Bedeutung. Der Gesuchte konnte sich nur in der Kuppelstadt aufhalten. Und dort wollte er ihn stellen, um endlich zu erfahren, was auf Wanderer geschehen war.
Die Spuren des Friedensstifters führten in einem weiten Bogen auf die Mondstadt zu. Den kürzesten Weg hatte Shaenor noch nie genommen.
Warum das so war, konnte Tolot nur ahnen. Auffällig war auch, daß er diesen Weg wohl stets zu Fuß zurückgelegt hatte.
Wahrscheinlich handelte es sich um Minuten der Besinnung, wenn der Linguide seinen Kima-Strauch aufsuchte. Die ausgedehnten Wanderungen vor und nach dem Besuch des „Lebenspartners" schienen einen Teil dieser Besinnung auszumachen.
Auch jetzt hatte der Haluter seine Funküberwachungsanlagen aktiviert.
Das war mehr eine Routinemaßnahme.
Als er noch einen guten Kilometer von den Energiewänden der Kuppelstadt entfernt war, tauchte plötzlich seitlich von ihm ein geschlossener Gleiter auf, der sich schnell bis auf wenige Meter näherte, Tolot setzte seinen Lauf unbeirrt fort.
Er richtete sein drittes Auge auf die Transparentkuppel des Gefährts.
Mit den beiden anderen überwachte er den Weg vor seinen Füßen.
Er verringerte automatisch die Geschwindigkeit, als er die beiden Insassen erkannte. Am Steuer stand der junge Forgan Geiz, einer der Schüler von Aramus Shaenor. Hinter dem jungen Linguiden tauchte eine zweite Gestalt auf: Quodran Mengor.
Der Hauptjünger des Friedensstifters blickte zu ihm herüber und lachte. Seine Stimme war natürlich nicht zu hören, aber der Gesichtsausdruck verriet, daß er sich amüsierte. „Bodenkontrolle Sagno Ciff an den Meister aller Meister", hörte der Haluter im gleichen Augenblick aus seinen Funksystemen. „Der Start ist freigegeben. Öffnen der Strukturschleuse in zwei Minuten."
Tolot wußte, was das bedeutete. Der Friedensstifter schickte sich an, den Mond zu verlassen.
Der Gleiter mit den beiden Schülern drehte plötzlich ab und beschleunigte in Richtung der Kuppelstadt. „Verstanden, meine Freunde", hörte der Haluter Aramus Shaenor antworten. „Es war schön, wieder einmal auf Sagno Ciff zu weilen."
Icho Tolot ahnte, daß es sehr knapp werden würde.
Noch bevor der Gleiter mit den beiden Schülern im Getümmel der Kuppeln verschwunden war, öffnete sich dort irgendwo eine Energieschleuse und entließ eine Raumfähre. „Wir wünschen guten Flug, Aramus Shaenor!" erklang es zufrieden von der Bodenkontrolle.
Die Raumfähre schoß nur ein kurzes Stück nach oben und wechselte dann ihren Kurs. Für einen Moment glaubte der Haluter, sie steuere in seine Richtung. Dann aber entdeckte er über den Energiekuppeln wieder den Gleiter. Die Schüler lenkten ihr kleines Gefährt in Richtung der Raumfähre, die bewegungslos verharrte. Durch eine sich öffnende Schleuse glitten sie in den Bauch des Kleinraumschiffs.
Icho Tolot wußte, daß sein Versuch ziemlich sinnlos war, aber jetzt setzte er alle Antriebssysteme ein, die er zur Verfügung hatte. Er jagte hoch über der Mondstadt auf die Raumfähre des Friedensstifters zu. Und er kam schnell näher und näher.
Der Haluter konnte sich ausrechnen, daß er sie niemals würde einholen können, wenn sie jetzt beschleunigte. Er entschied sich daher für einen anderen Weg und aktivierte seinen Normalfunksender. „Icho Tolot an Aramus Shaenor", sprach er auf mehreren Standardfrequenzen. „Ich bin dir lange genug gefolgt, Friedensstifter. Ich muß dich in unser beider Interesse dringend sprechen."
Der Abstand betrug noch etwa fünfzig Meter. Die Schleuse, die den Gleiter aufgenommen hatte, schloß sich wieder. Die Raumfähre richtete sich steil auf und ruckte an. In ihren Triebwerksektoren
Weitere Kostenlose Bücher