1551 - Die Linguidenforscher
die Hände kamen. Er sichtete zuerst das ganze Material, das Bully ihm zur Verfügung stellen konnte.
Dann verbrachte er drei Tage in Museen und Archiven. Er führte mehrere Gespräche mit Genar Tintal, an denen teilweise auch Reginald Bull und Vee Yii Ly teilnahmen. Danach suchte er andere Linguiden in der Altstadt auf, deren Adressen ihm der Archäologe oder Bless Chant besorgt hatten.
Das Thema „Aramus Shaenor" wurde dabei nicht mehr angeschnitten.
Bully hatte aber den jungen Sikki Kapteyn beauftragt, auf eigene Faust weitere Nachforschungen in dieser Richtung zu betreiben, ohne das allerdings Icho Tolot wissen zu lassen. Der Haluter hätte das womöglich falsch verstanden und zornig darauf reagiert.
Irgendwelche Erfolge konnte der junge Terraner zunächst noch nicht melden. Es schien so, als habe Aramus Shaenor Lingora für längere Zeit mit unbekanntem Ziel verlassen.
Die Linguidenforscher setzten ihre Bemühungen fort, aber es war bisweilen, als ob man sich im Kreis drehte.
Zwei Tage später teilte der „Moses" Bully mit, daß er für einige Tage verschwinden würde. Er wollte sich über Funk melden, wenn er einen Erfolg erzielt hätte.
Nach vier Tagen stellte Icho Tolot seinen Freunden und dem linguidischen Archäologen seine Theorie vor. Er hatte seine Untersuchungen zu einem vorläufigen Abschluß gebracht. „Das fehlende Glied in der Entwicklungsgeschichte der Linguiden konnte ich nicht entdecken, aber es muß existieren. Ähnlich verhält es sich meiner Meinung nach mit dem sogenannten missing trunk, womit die gesamte Entwicklung aller Säuger des Planeten gemeint ist. Die Hinweise auf die kosmische Katastrophe vor 10000 Jahren sind so vielfältig, daß man dieses Ereignis als Tatsache akzeptieren muß. Alle Wissenschaftler, mit denen ich in den vergangenen Tagen gesprochen habe, unterstützen diese Theorie, wenngleich es verschiedene Spielarten davon gibt."
„Natürlich ist das noch keine vollständige Erklärung", fügte Genar Tintal hinzu. „Aber Tolot und ich stimmen auch in weiteren Punkten überein. Danach mutierten die Linguiden während der kosmischen Katastrophe, die zur gleichen Zeit alle anderen Säugetiere vernichtete.
Dieser Mutation verdankt mein Volk wahrscheinlich seine Existenz. „ „Was die ursprüngliche Abstammung der Linguiden-Vorfahren, die ich Prä-Linguiden nennen möchte, betrifft", sagte der Haluter, „so weisen die biologischen Merkmale mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Lemurer hin. Ich muß allerdings zugeben, daß es nicht einen Hinweis für das Vorhandensein lemurischer Technik oder irgendeine andere Spur aus der Zeit von vor 50000 Jahren gibt. Möglicherweise wurden solche Hinweise auch durch die kosmische Katastrophe vernichtet."
„Mir leuchtet eins nicht ein", bemerkte Vee Yii Ly. „Es ist einfach unlogisch zu sagen, alle Säugetiere des Planeten wurden vernichtet, nur eine Spezies nicht."
„Richtig", stellte Icho Tolot fest. „Dieser Widerspruch existiert aber nur scheinbar. Ich behaupte ja nicht, daß die Linguiden das Endglied einer biologischen Evolution dieses Planeten sind. Ich sage: Alles säugende Leben von Lingora wurde durch die Katastrophe ausgelöscht. Überlebt haben nur die Vorfahren der heutigen Linguiden.
Und die stammten nicht von hier."
„Du meinst", fragte Bully, „sie sind hier eingewandert?"
„Du kannst es nennen, wie du willst. Für mich ist Lingora jedenfalls nicht die Wiege dieses Volkes. Die Prä-Linguiden kamen vor etwa 10000 Jahren hierher. Vielleicht stürzte sie der Zufall in die kosmische Katastrophe. Vielleicht sind sie gar die Auslöser dieser Katastrophe gewesen."
„Ich höre immer vielleicht", sagte Vee Yii Ly. „Hast du auch ein paar konkrete Informationen parat?"
„In diesem Zusammenhang ist ein Punkt ganz interessant." Tolot ging nicht auf die Worte des Technikers ein. „Mehrere Wissenschaftler in der Altstadt glauben, daß Lingora früher sechs Monde besessen hat. Sie arbeiten fieberhaft an dem Beweis, und ich glaube, daß ihnen der auch gelingen wird."
„Du willst sagen", folgerte der Blue, „daß ein Mond bei der bewußten Katastrophe zerstört wurde?"
„Es spricht einiges dafür", entgegnete der Haluter. „Wir sind erst am Anfang unserer Forschungen, aber ich denke, wir werden bald mehr wissen. Genar Tintal hat sein Einverständnis dazu gegeben, daß wir in den nächsten Tagen ein paar Stätten der archäologischen Forschung auf Lingora besuchen können. Er verspricht sich besonders
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